Kirchhellen. Nach mehr als 20 Jahren packen die Ladnars am Samstag die Umzugskartons. Schon am Sonntag wollen sie ihren Kiosk am neuen Standort eröffnen
Der Samstag wird ein Großkampftag für Ulrike und Frank Ladnar. Nach mehr als 20 Jahren schließen sie um 12 Uhr mittags ihren Kiosk in der Aldi-Ladenzeile an der Hauptstraße, um am Sonntag im ehemaligen „Engelchen & Bengelchen“ hinter Paolo Rinis Eiscafé ebenfalls an der Hauptstraße neu zu eröffnen. Viele Freunde, Helfer und Partner stehen für diesen Umzug bereit.
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„Als wir im Jahr 2000 aufgemacht haben, gab es noch fünf Buden im Dorf“, erinnert sich Frank Ladnar. Inzwischen ist der „Kio“ an der Hauptstraße der letzte Kiosk in Kirchhellen. Dass er das schon damals einsetzende Trinkhallensterben vergleichsweise unbeschadet überlebt hat, erklärt Frank Ladnar so: „Wir waren immer trendy. Wir haben uns immer wieder neu aufgestellt. Als die Handkreisel Fidget Spinner in Mode kamen, waren wir die einzigen im Dorf, die sie im Angebot hatten.“ Und die Pokemon-Sammelkarten hat er immer noch im Sortiment
„Kio“ hat aber immer auch von seiner Lage und seiner Größe gelebt. Denn die klassischen Büdchen sind auch deshalb ausgestorben, weil sie ihr Sortiment mangels Verkaufsfläche nicht präsentieren konnten, sagt Ladnar: „Das reicht eben heute nicht mehr. Vom klassischen Schalterverkauf kannst du heute nicht mehr leben.“ Deshalb hat Ladnar von Anfang an ein Ladenlokal gemietet für „seinen“ Kio.
Hauptgeschäft am frühen Morgen
Die Hauptgeschäftszeit im Kiosk ist der frühe Morgen von 6 bis 7.30 Uhr, sagt Ladnar: „Der Kirchhellener kauft beim Bäcker seine Brötchen und schaut dann bei uns für die Zeitung vorbei.“ Und für einen frühen Schwatz, ergänzt Ehefrau Ulrike: „Die Leute wollen bei uns reden. Und das ist ja auch gut so.“ Wenn die Kunden nach Gedrucktem greifen, haben sie eine große Auswahl. Der Mann von Pressegrosso hat den Ladnars letztens vorgerechnet, dass sie Zugriff haben auf 3000 Titel. Seit drei Jahren ist der Kiosk auch ein DHL-Shop - und der einzige Ort in Dorf, in dem Nahverkehrskunden Fahrscheine kaufen können.
Natürlich hat Corona auch den Kioskbetrieb verändert, sagen Ulrike und Frank Ladnar. Der Ticketverkauf für den Nahverkehr ist zurückgegangen. Die 15-köpfige Kaffeerunde darf sich nicht mehr wie früher treffen. Im Gegenzug hat der Zeitschriftenhandel angezogen. Und eine weitere Corona-Folge haben die Ladnars beobachtet: „Als die Leute im Lockdown nicht mal mehr ihre Enkel treffen durften, hatten wir oft Menschen im Laden, die mit Tränen in den Augen ganze Tüten voll Comics gekauft und dann den Enkeln vor die Haustür gestellt haben.“ Wegen Corona hat der Kiosk auch nicht mehr so lange auf wie früher: „Ist doch abends kaum mehr jemand unterwegs“, sagt Ulrike Ladnar.
Umzug wegen des Aldi-Ausbaus
Jetzt muss der „Kio“ umziehen, weil Aldi ausbaut. Nach dem „Nein“ der Politik zu einem Neubau am Kirchhellener Ring hat Aldi Süd beschlossen, die bestehende Filiale ab Januar auszubauen. Dazu nutzt der Discounter die bisherige Ladenzeile an der Hauptstraße. Bei der Suche nach einem neuen Standort gab es zwei Kriterien, sagt Frank Ladnar: „Wir wollen nah am Dorfkern bleiben und an der Hauptstraße.“ So fiel die Wahl auf das ehemalige „Engelchen & Bengelchen“ hinter dem Eiscafé - auch wegen der Verfügbarkeit von Parkplätzen.