Bottrop. . Bottrop ist bundesweit die Stadt mit der geringsten Apothekendichte. Von 27 sind 18 geblieben. Das wirkt sich auf die Notdienste aus.

Im Stadtgebiet gibt es immer weniger Apotheken. „Seit 2007 ist ihre Anzahl um ein Drittel gesunken“. stellt Michael Schmitz, Geschäftsführer Kommunikation, IT und Neue Medien der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, fest. So sind von ursprünglich 27 Apotheken nur 18 geblieben. „Damit ist Bottrop die Stadt in Deutschland mit der geringsten Apothekendichte. Als Konsequenz hat die Apothekerkammer jetzt die Notdienste im Stadtgebiet reduziert.

„Infolge der geringen Apothekendichte hat sich die Notdienstbelastung für die einzelnen Apotheken sukzessive erhöht, rein rechnerisch um 50 Prozent“, so Schmitz. So leisteten Bottroper Apotheken zuletzt 20 statt ursprünglich 13 Notdienste pro Jahr. In Kirchhellen liegt die Notdienstfrequenz der vier dortigen Apotheken unverändert jährlich bei elf Diensten.

Vier bis fünf Notdienste weniger pro Woche

Florian Mies führt die Apotheke am Westring und befürchtet weitere Schließungen von Apotheken in den nächsten Jahren.
Florian Mies führt die Apotheke am Westring und befürchtet weitere Schließungen von Apotheken in den nächsten Jahren. © Thomas Gödde

„Die Belastung war enorm, daran musste sich etwas ändern“, stellt Florian Mies, Vorsitzender des Ortsvereins Bottrop des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe fest. „Drum sind wir auf die Kammer zugegangen, so dass die Notdienste nun anders verteilt sind.“ Fortan leisten die Bottroper Apotheken im Schnitt vier bis fünf Notdienste weniger pro Woche, „dies weitestgehend an weniger frequentierten Tagen in der Woche“, stellt Schmitz fest. Allerdings seien manche Apotheken in der Woche inzwischen länger geöffnet.

An jedem Samstag ist – bis auf zwei Ausnahmen – immer eine Apotheke in Bottrop dienstbereit, ebenso an jedem Sonn- und Feiertag. Zudem, so Schmitz weiter, ist an allen Sonn- und Feiertagen eine Apotheke in Kirchhellen oder Gladbeck dienstbereit. „Mit dieser Regelung kommen wir auf etwa 14 Notdienste pro Jahr.“, so Mies.

Apothekenschwund ist bundesweiter Trend

Weitere Apotheken werden schließen

Weitere Apotheken werden schließen, befürchtet Florian Mies. „Etliche Apotheker gehen in den Ruhestand, aber es ist schwierig Nachfolger zu finden.“

Die Notdienste sind stark frequentiert. Oft bilden sich Schlangen, an Schlaf zwischendurch ist nicht zu denken. „Ärgerlich ist, wenn Leute kommen, um Halstabletten, Nasentropfen oder Schmerzmittel zu kaufen. All das gehört in die Hausapotheke“, so Mies. Der Notdienst sollte für Notfälle da sein.

Mit dem Schwund der Apotheken liegt Bottrop im bundesweiten Trend. „Eine Apotheke zu führen ist unattraktiv und unwirtschaftlich“, nennt Mies die Ursachen. „40 bis 50 Prozent der Apotheken kämpfen um ihre Existenz, Nachfolger sind nicht zu finden.“ Das Dilemma liege in geringen Renditen bei hohen Umsatzsummen. „Wir kaufen hochpreisig ein, erhalten aber pro verschreibungspflichtigem Medikament – egal wie teuer – nur 8,35 Euro sowie ein Plus von drei Prozent des Einkaufswertes. Davon müssen aber 1,77 Euro Rabatt an die Krankenkasse abgeführt werden. 19 Prozent bekommt der Staat über die Mehrwertsteuer“, erklärt Mies. „Kleinen Apotheken macht das sehr zu schaffen!“ Drum müsse der Gesetzgeber eine Lösung schaffen und die Rabatte nach Umsatz staffeln.

Auch der Versandhandel von Medikamenten setzt den Apotheken zu. Mies: „Zentren mit Massenabfertigung sind keine Lösung. Beratung und zwischenmenschliche Kontakte zeigen, was Apotheke bedeutet.“