Kirchhellen. Tierhalter aus dem Wolfsgebiet treffen sich zu einer Mahnwache. Das Wolfsrudel ist nach ihren Angaben auf bis zu sieben Wölfe angewachsen.

Tut endlich was gegen das Wolfsrudel, fordern Tierhalter aus dem Wolfsgebiet Schermbeck. In der Nähe der jüngsten Wolfsattacke haben sie sich zu einer Mahnwache getroffen.

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„Zwei Felder weiter haben die Wölfe zuletzt zugebissen“, sagt Ulrike Leiberich und zeigt nach Westen. Am Morgen des 12. Januar hatte an der Lehmschlenke eine Weidebesitzerin ein Shetlandpony mit schweren Bissverletzungen an Kehle, Keule und Flanke gefunden. Das Tier hat den Angriff überlebt - entgegen der ersten Befürchtungen der Tierärzte.

Noch ist nicht erwiesen, ob tatsächlich Wölfe die Angreifer waren. Doch die Tierhalter, die sich am Samstag auf Leiberichs Weide an der Hiesfelder Straße zu einer Mahnwache treffen, haben daran ebenso wenig Zweifel wie das Bürgerforum Gahlen, das seit 2018 die Wolfsrisse dokumentiert. Nach Zählung der Arbeitsgruppe Wolf des Bürgerforums wäre der Angriff an der Lehmschlenke der achte Ponyriss im Wolfsgebiet.

„Vier bis sieben Wölfe gesichtet“

Zwei Großpferde und zwei Ponys hält Ulrike Leiberich. Ihre Weide liegt innerhalb des Fördergebietes, in dem das Umweltministerium ab diesem Jahr auch Schutzmaßnahmen für Ponys, Fohlen und Jungpferde finanziell fördern will. Sie könnte also eine Förderung für die vom Ministerium empfohlene „wolfsabweisende Zäunung“ beantragen - „wenn die Formulare dafür endlich mal da wären“. Das Wolfsrudel ist an der Hiesfelder Straße schon öfter unterwegs gewesen. „Morgens um sechs werden hier regelmäßig vier bis sieben Wölfe gesichtet.“

Dass Wölfin „Gloria“ und ihr Halbbruder im vergangenen Jahr Zuwachs von mindestens zwei Welpen bekommen haben, ist inzwischen auch durch DNA-Spuren bewiesen. Am 14. Dezember wurde Auf dem Espel eine 35 Jahre alte Shetlandponystute gerissen. An Fraßresten konnte ein männlicher Welpe des Wolfspaares festgestellt werden, seit Juni ist zudem die DNA eines weiblichen Welpen bekannt. Wie viele Welpen das Rudel tatsächlich hat, ist unklar. Das Landesumweltamt spricht von „unbestätigten Hinweisen auf mindestens vier Welpen“.

„Meine Existenz wird zerstört“

„Meine Existenz wird durch den Wolf zerstört“, sagt Tanja Kampen. Sie betreibt eine Pferdepension an der Sträterei in Dinslaken-Hiesfeld und fürchtet, dass ihre Kunden wegen der Wolfsangriffe ihre Pferde anderswo unterbringen. „Ich beschäftige mich seit den ersten Schafsrissen 2018 mit den Wölfen. Jetzt ist ein Punkt erreicht, wo viele Menschen sagen: Es reicht.“ In Hiesfeld seien die Wölfe mal zu dritt, mal zu zweit gesehen worden. Die Ansage des Ministeriums, Tiere gehörten nachts in den geschlossenen Stall und nicht auf die Weide, hält sie aus vielen Gründen nicht für praktikabel. „Versuchen Sie dafür mal eine Baugenehmigung zu bekommen, wenn Sie nur einen Offenstall haben“, wirft ein anderer Pferdehalter ein.

Kerzen als Erinnerung an gerissene Tiere

Auch die Ansicht des Naturschutzbundes, für einen Abschuss der Wölfin gebe es trotz der neuen Wolfsverordnung des Landes keine Handhabe, findet bei den Teilnehmern wenig Zustimmung. „Wir sind kein Wolfsfutter“, schreiben sie unter Bilder ihrer Haustiere und entzünden Kerzen als Erinnerung an die gerissenen Tiere.

„Wir haben nichts gegen Wölfe“, sagen viele Teilnehmer der Mahnwache. „Aber in so dicht besiedelten Gebieten wie bei uns haben sie nichts zu suchen.“ Ulrike Leiberich hofft, dass möglichst viele Menschen das den Wölfen auch klarmachen und dabei helfen, sie zu verscheuchen, wenn sie sie sehen. Das könnte das Problem nur verlagern, fürchten andere Halter. Was passiert denn, wenn die von „Gloria“ bei der Überwindung von Zäunen angeleiteten Welpen sich ihre eigenen Jagdgebiete suchen? „Die ziehen mit ihren Kenntnissen in neue Gebiete.“

Neues Beuteschemader Wölfe

40 Attacken von Wölfen auf Nutztiere gab es 2021 in NRW - allein die Hälfte im Wolfsgebiet am Niederrhein.Nachdem viele Schafhalter inzwischen ihre Tiere in Ställen schützen oder Herdenschutzhunde angeschafft haben, suchen die Wölfe sich offensichtlich andere Beutetiere. Im Wolfsgebiet Schermbeck begann eine Serie von Attacken auf Ponys und Kleinpferde.