Bottrop. Dem „Taxi-Union“-Chef fehlen Plätze an Arztpraxen in Bottrop. Corona und hohe Spritpreise gefährden die Existenz. Er fordert höhere Taxitarife.
Mehmet Erbek nimmt selten ein Blatt vor den Mund. Der Geschäftsführer von Taxi-Union spricht aus, was er denkt und was ihn stört. Seit Beginn der Pandemie macht er sich existenzielle Sorgen um die Zukunft seines Unternehmens. In manchen Punkten fühlt er sich von der Stadt im Stich gelassen.
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Aus seiner Sicht wird es der Branche besonders schwer gemacht. Dabei haben Taxen, wie er findet, einen großen Nutzen für die Gesellschaft. Erbek berichtet davon, dass vor allem viele ältere Menschen aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität darauf angewiesen sind, Taxen in Anspruch zu nehmen. Außerdem zählen Krebspatienten, die zum Beispiel nach einer Chemotherapie nach Hause möchten, zu seinen Fahrgästen.
Ordnungsamt verteilt konsequent Knöllchen
Aber um diese Fahrgäste nach dem Besuch in der Arztpraxis abzuholen, fehlen laut Erbek die notwendigen Parkplätze für Taxen. Der Geschäftsführer hat den Eindruck, dass Mitarbeiter des Ordnungsamtes in der Innenstadt seine Fahrzeuge mitsamt Fahrer auf dem Kieker haben. Laut Erbek wird sofort alles fotografiert und das Knöllchen wegen Falschparken geschrieben. Er weiß, dass das parkende Taxi im Halteverbot gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt. „Aber wir stehen dort doch nicht zum Spaß“, ärgert sich Erbek.
Anstatt ein Verwarngeld aufzuschreiben, würde er sich wünschen, dass das Ordnungsamt eine mündliche Verwarnung ausspricht - ein bisschen mehr Gnade vor Recht. „Nehmen wir doch mal die Situation am Berliner Platz“, so Erbek. Wenn ein Patient aus der Kardiologischen Gemeinschaftspraxis im Postgebäude eines seiner Taxen ruft, stellt sich für den Fahrer die Frage: Wo soll ich parken? Die wenigen Plätze vor der Post sind zumeist besetzt. „Dort einen Parkplatz zu bekommen, ist fast unmöglich“, meint Erbek. Dasselbe Bild im Ärztehaus an der Schützenstraße und im Wendehammer an der Blumenstraße.
Was wäre die Alternative? Taxifahrer müssten in der Umgebung einen Parkplatz suchen. „Erklären Sie doch mal einem Menschen mit Rollator und Sauerstoffflasche, dass er mehrere Hundert Meter zum Taxi laufen muss“, meint Erbek. „Damit ist doch keinem geholfen.“ Er befürchtet nämlich, dass der Kunde oder die Kundin dann zum letzten Mal in sein Taxi eingestiegen ist. „Taxifahren ist ein Luxusgut und keine Selbstverständlichkeit für viele Menschen.“ Sein Wunsch ans Ordnungsamt: Taxifahrer sollten etwas mehr toleriert werden.
Taxiunternehmer beklagt zu wenig Parkplätze in der Stadt
Einmal in Fahrt schaltet Erbek in seinem Ärger in den nächsten Gang. „Wir haben zu wenig Taxiplätze“, findet er. Der Taxistand am ZOB sei eindeutig zu klein. Bei der Wiedereröffnung des Hansa-Centers müssten seiner Meinung nach in unmittelbarer Nähe mindestens zwei, drei Taxiplätze errichtet werden.
Für zusätzlichen Frust sorgen die konstant hohen Spritpreise. „Ich zahle im Monat tausende Euro mehr an Spritkosten“, sagt der Chef von Taxi-Union. Er würde gerne die Taxitarife erhöhen, darf er aber nicht. Die Stadt Bottrop setzt die Tarife fest. Erbek fordert deshalb: „Die Taxipreise müssen angehoben werden. Ohne Wenn und Aber.“
Das sagt die Stadt Bottrop zu den Vorwürfen
Zu wenig Parkplätze für Taxen? Eine Erhöhung der Taxitarife? Die WAZ hat die Stadt mit den Aussagen von Mehmet Erbek konfrontiert. Stadtsprecher Andreas Pläsken: „Derzeit gibt es keine Überlegungen, den Taxitarif in Bottrop zu überarbeiten.“
Die letztmalige Erhöhung der Entgelte habe zum 1. Januar 2020 stattgefunden. „Auch wenn es immer Forderungen von einzelnen Unternehmen gibt, den Taxitarif zu erhöhen, gab es bei den letzten beiden Erhöhungen auch Stimmen anderer Unternehmer, die sich gegen eine solche Erhöhung ausgesprochen haben“, erklärt Pläsken. Begründung sei in diesem Fall gewesen, dass die Folgen der letzten Erhöhungen einen Rückgang der Fahraufträge zur Folge hatte, so dass Genehmigungen von Unternehmern wegen schlechter Auftragslage an die Stadt zurück gegeben wurden.
Es gibt keine Sonderrechte für Taxen
Pläsken weiter: „Die Frage der zu wenigen Taxiplätze bei Abholung von Fahrgästen in der Innenstadt stellt sich nach Auffassung der Verwaltung nicht.“ Es sei jedem Unternehmer bekannt, dass die Möglichkeit besteht, eine Ausnahmegenehmigung zum Befahren der Fußgängerzone zu beantragen. Hier obliege es allein den Unternehmern, sich regelkonform zu verhalten. „Sonderrechte für Taxen kann es rechtlich bedingt nicht geben“, so der Stadtsprecher.
Er betont zudem: „Die Beschilderungen im Stadtgebiet sind nicht ohne Grund aufgestellt, sondern dienen der Verkehrssicherheit und der Ordnung des ruhenden Verkehrs.“ Die Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung würden durch die zielgerichteten Kontrollen gewährleisten, dass z. B. Rettungswege frei gehalten werden, Firmen ihre Ware in eingeschränkten Halteverboten be- und entladen können und es nicht zu gefährlichen Sichtbehinderungen durch Fahrzeuge auf Geh- und Radwegen kommt.