Bochum. In einem Streit um Trennung und Sorgerecht hatte eine 46-Jährige ihren Ex-Mann wegen Vergewaltigung mit einem Hund angezeigt. Das war gelogen.
Die Staatsanwältin sprach „von einem äußerst verwerflichen Motiv der Rache“. Ihr gegenüber saß eine 46-jährige Bochumerin. Sie habe ihren Ex-Ehemann (43) während eines Streits um die Trennung und das Sorgerecht für die gemeinsame minderjährige Tochter durch eine Lüge vors Landgericht gebracht und damit der Gefahr einer mehrjährigen Gefängnisstrafe ausgesetzt. Das hätte „sein Leben nachhaltig zerstören“ können.
Am Dienstag (18.) saß die Angestellte, die in einem pädagogischen Beruf arbeitet, wegen uneidlicher Falschaussage und versuchter Freiheitsberaubung nun selbst auf der Anklagebank, beim Schöffengericht. Sie hatte über ihre Anwältin ihren Ex-Mann wegen mehrfacher Vergewaltigung im Jahr 2018 angezeigt. Das soll er nach ihrer damaligen Aussage unter anderem mit dem gemeinsamen Hund getan haben.
- Schläge, Drogen: Bochumer verurteilt. Richter mit Klartext
- Spielautomaten manipuliert: Jahrelang Haft für Haupttäter
- 36-Jährigen aus 4. Stock geworfen: Drei Männer angeklagt
Im September 2023 stand der Mann vor einer Strafkammer des Landgerichts. Mehrere Jahre Haft drohten ihm. Die Anzeigenerstatterin bestätigte damals mit ihrer Aussage im Zeugenstand die Vorwürfe. Die Richter glauben ihr aber nicht. Zum Beispiel stellte sich heraus, dass der Hund 2018 gar nicht mehr im gemeinsamen Haushalt gelebt hatte. Die Kammer war überzeugt, „dass derartige sexuelle Handlungen zu keinem Zeitpunkt stattgefunden haben“, wie es in ihrem 100-seitigen Urteil hieß. Die Zeugin habe ihren Ex „wissentlich“ falsch belastet und die Vergewaltigungen „frei erfunden“. Folge: Der Mann wurde von dem Vorwurf freigesprochen.
„Die Vorwürfe aus der Anklage werden eingeräumt. Weitere Rückfragen sind nicht erwünscht“
Nun also der Prozess gegen seine Ex-Frau. Um ihr den Ernst solcher Falschbelastungen vor Augen zu führen, las die Richterin ein Urteil aus Hessen vor. Dort wurde eine Lehrerin zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt, weil sie ihren Kollegen mit einer erfundenen Vergewaltigung für fünf Jahre hinter Gitter gebracht hatte. Nach seiner Entlassung flog die Lüge auf.
Auch interessant

Die jetzt Angeklagte stand große Teile der Hauptverhandlung unter Tränen. Zunächst war sie nicht geständig; sie habe sich bei ihrer Aussage im Prozess gegen ihren Ex-Mann nur mit der Tatzeit vertan. Als ihr die Richterin aber die Feststellungen des Landgerichtsurteils vorhielt, räumte sie dann nach Beratung mit ihrem Anwalt auf dem Gerichtsflur doch alles ein. „Kurzes Abnicken der Vorwürfe?“, fragte die Richterin, als die 46-Jährige wieder auf der Anklagebank Platz nahm. Sie nickte. Und weinte wieder. Ins Protokoll diktierte die Richterin: „Die Vorwürfe aus der Anklage werden eingeräumt. Weitere Rückfragen sind nicht erwünscht.“
Ex-Ehemann der Bochumerin will 7000 Euro Schmerzensgeld
Reue zeigte die Angeklagte nicht. „Sie ist völlig durch den Wind“, sagte ihr Verteidiger. Wie damals im Prozess gegen ihren Ex-Mann. „Sie steht unter enormem Druck.“
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Das Gericht verurteilte die bisher nicht vorbestrafte Frau zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung. Als Auflage muss sie 2100 Euro an die Gerichtskasse zahlen. Es kommt aber wohl noch eine weitere Zahlungsforderung auf sie zu. Ihr Ex-Mann hat bereits eine zivilrechtliche Verurteilung zu 7000 Euro Schmerzensgeld erwirkt. Das ist aber noch nicht rechtskräftig.