Bochum. Die Bochumer Kneipe Fiege-Kläppken ist 20. Conny und Reiner Gaede prägen diese Institution. Doch die beiden haben auch mit Problemen zu kämpfen.

Die pinken Fingernägel springen sofort ins Auge, dazu kommt das rauchige Lachen von Cornelia Gaede, 64, eine Berühmtheit des Bochumer Nachtlebens. Seit 20 Jahren zapft sie nun schon Bier im Fiege-Kläppken, gemeinsam mit ihrem Mann Reiner, 64, hat sie die Kneipe in der Innenstadt gepachtet. Doch: In zwei Jahren ist Schluss.

Am 31. Dezember 2026 läuft der Pachtvertrag aus, dann beginnt die Rente. „Ich freue mich schon, dann muss ich nicht mehr, dann kann ich“, sagt Cornelia Gaede, die alle nur Conny nennen. Und da gerade 20-Jähriges hinter dem Tresen gefeiert wurde, kann man ja mal Bilanz ziehen. Was hat sich in den Jahren verändert? Wie gelingt es überhaupt, eingequetscht zwischen schicken Lokalitäten, über so einen langen Zeitraum genügend Geld zu erwirtschaften?

Reiner und Conny Gaede, die Pächter des Fiege-Kläppken.
Reiner und Conny Gaede, die Pächter des Fiege-Kläppken. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Fiege-Kläppken in Bochum: Ab 15 Uhr wird Bier gezapft

Also mal vorbeischauen in dieser Institution, eingeladen haben Reiner und Conny Gaede am frühen Nachmittag. Kaffee-und-Kuchen-Zeit, trotzdem zapft Conny Gaede schon das erste Bier, ab 15 Uhr öffnet das Kläppken. „Man muss alles so lassen, wie es ist, das lieben die Leute“, erzählt Gaede.

Die gelblichen Tapeten wurden noch nie überstrichen, die Theke ist übersät mit Kratzern, darauf stehen Becher mit Salzstangen. An einer Wand lässt sich eine alte Autogrammkarte von Dariusz Wosz entdecken. Daneben hängt ein alter Fernseher, auf dem, wenn Fußballspiele laufen, die Ergebnisse im Videotext angezeigt werden. Darüber überrascht ein eingerahmtes Trikot des Revierrivalen BVB mit allen Unterschriften der Spieler.

Karneval 2025 in Bochum: Unsere Berichte im Überblick

Conny Gaede: „Schlaf ist Mangelware“

„Das hat eine besondere Bedeutung für mich“, sagt Reiner Gaede. „Jeder hier weiß, dass ich Borusse mit Dauerkarte bin. Jetzt habe ich Krebs, deswegen hat ein Freund von mir, der Kontakt zu BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl hat, mir dieses Trikot organisiert.“

Aufgrund seiner Krankheit tritt Reiner Gaede kürzer, Conny Gaede steht fast immer hinter dem Tresen. Von Mittwoch bis Samstag hat das Käppken geöffnet. Am Wochenende dauern die Schichten meist fast bis zum nächsten Morgen, gerade wenn der VfL Bochum spielt, drängeln sich hier die Leute. „Schlaf ist Mangelware, ich muss dann mit vier bis fünf Stunden auskommen“, sagt sie.

Von außen grün: das Fiege-Kläppken.
Von außen grün: das Fiege-Kläppken. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Das 0,2-Bier kostet im Fiege Kläppken zwei Euro

Hat sie es deswegen irgendwann mal bereut, die Nacht zum Beruf zu machen? „Nie“, stellt die Bochumerin klar, „seit dem 16. Lebensjahr stehe ich in der Kneipe.“ Auch habe sie als Frau noch nie Angst gehabt. „Ich habe nicht eine brenzlige Situation erlebt.“

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++

Zurück aber zu den Erfolgsrezepten. Reiner Gaede meint, dass man als Pächter in jedem Fall in seinem Laden stehen müsse. „Die Leute wollen das Original.“ In all den Jahren gab es Umbrüche: das Rauchverbot, natürlich Corona. „Die Preise sind enorm gestiegen“, erklärt er, „aber mit zwei Euro für ein 0,2-Bier sind wir noch günstig.“ So sei es gelungen, immer wieder neue Generationen für das Fiege-Kläppken zu begeistern, erzählt Conny Gaede. „Ich möchte hier ein Publikum ab 25 Jahren, wer jünger ist, den schicke ich wieder nach Hause. Sonst wird es zu laut, zu wild.“

In zwei Jahren muss Fiege einen neuen Pächter finden

In zwei Jahren muss die Brauerei Fiege dann einen neuen Pächter oder eine neue Pächterin für das Kläppken finden. Conny Gaede würde gerne noch in der Silvesternacht am Tresen stehen. „Das wäre ein schöner Abschluss“, sagt sie – und lacht ihr rauchiges Lachen.

Diese Texte haben viele Menschen interessiert