Bochum. Das Kneipensterben bedeutete für viele Gasthäuser das Ende – auch in Bochum. Jetzt ist aber eine klassische Pinte zurück. Zumindest auf Zeit.
Ein frisch gezapftes Pils und dazu den neuesten Tratsch aus der Nachbarschaft: Klassische Eckkneipen gab es früher in gefühlt jeder dritten Straße. Sie hießen „Klabautermann“, „Dorfschänke“ oder „Zur Kanone“ und erfüllten als soziale Treffpunkte durchaus eine wichtige Funktion. Doch das berüchtigte Kneipensterben im Ruhrgebiet und weit darüber hinaus hat zahlreichen kleinen Gaststätten das Aus beschert, auch in Bochum. Woran das liegt und welch wertvolles Kleinod eine Kneipe sein kann: Davon erzählt eine neue Ausstellung in Bochum-Hamme. Hier wird – zumindest vorübergehend – eine richtig coole Bar eröffnet.
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In der „Bar Bochum 2025“ erwartet eine geschwungene Theke die Besucher
„Bar Bochum 2025“ nennt die Künstlerin Ina Weber ihre raumgreifende Installation, die am Samstag, 1. Februar, von 18 bis 21 Uhr erstmals in der kleinen Galerie „Provinz Edition“ an der Schmechtingstraße 38 ihre Pforten öffnet. Und der Titel der Ausstellung hält, was er verspricht: Eine große, geschwungene Theke aus Holz ist hier aufgebaut, dahinter ein Regal mit Flaschen, davor ein paar Stühle und Barhocker. Lampions vermitteln ein gemütliches Ambiente.
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Der Besucher betritt die Bar durch einen roten Torbogen. Wer hinein geht und sich an der Theke etwas zu trinken bestellt, könnte das Gefühl bekommen, dass er mitten in dem berühmten Ölgemälde „Nachtschwärmer“ von Edward Hopper gelandet ist.

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Mit diesem Verwirrspiel zwischen Kunst und Realität arbeitet die Künstlerin gern. „Auf die Idee kam ich, als ich mit Studenten zu Besuch in Marseille war“, erzählt in Weber, die als Professorin für Bildhauerei an der Universität der Künste in Berlin arbeitet. „In Frankreich sind solche Nachbarschaftskneipen noch wesentlich verbreiteter als hier.“

Im Gegensatz zu Restaurants, die man meist zu zweit oder in Gruppen betritt, gelten Kneipen, Bars und Cafés als Orte, in denen zufällige Begegnungen mit anderen Menschen eine große Rolle spielen. „Das sind Orte zum Abhängen und auch zum Herumspinnen“, sagt Ina Weber. Daher würden die Theke meist über Eck gebaut, damit die Kneipengänger nicht stumm nebeneinandersitzen: „Das ermöglicht den Blickkontakt.“
„Waren völlig andere Zeiten“
Das Ruhrgebiet galt einst als Land der Trinkhallen und Kneipen: Dort kamen die Bergleute nach getaner Arbeit zusammen und erhielten dort nicht selten sogar ihren Lohn, den sie dann vor Ort direkt wieder ausgeben konnten. Oft mussten die Bergleute ihren Lohn auch zu Hause abgeben und erhielten dann fürs Biertrinken ein Taschengeld: das sogenannte „Schickermoos“.
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„Früher gingen die Leute zum Trinken und Fußballgucken in die Kneipe“, sagt Stephan Strsembski, der die Galerie in Hamme leitet. „Mein Opa musste manchmal einfach raus aus der kleinen Wohnung. Das waren völlig andere Zeiten als heute, wo jeder einen großen Fernseher hat und das Bier lieber zu Hause trinkt.“ Darunter habe die Kneipe als Ort der Kommunikation letztlich gelitten.
Kneipen Feeling in der „Bochum Bar“: Regelmäßige Öffnungszeiten
Um noch einmal das alte Kneipen-Feeling hochleben zu lassen, soll die „Bochum Bar“ bis zum Ende der Ausstellung am 30. März regelmäßig geöffnet sein. Stephan Strsembski gibt den Kneipenwirt und freut sich über jeden, der ihn besucht. Seit 2020 ist die „Provinz Edition“ an der Schmechtingstraße heimisch, zuvor war sie einige Jahre an der Alten Hattinger Straße unweit des Bermudadreiecks zu finden. Strsembski ist es ein großes Anliegen, hier Kunst zu zeigen, die für jeden leicht zugänglich ist: „Wir verstehen uns als Ort der offenen Tür“, sagt er. So verwandelt sich der Kunstraum ab jetzt für zwei Monate in eine Ruhrgebietskneipe. Herzlich willkommen.
Zur Eröffnung gibt es Frikadellen und Bier
Die Ausstellung „Bar Bochum 2025“ wird am Samstag, 1. Februar, um 18 Uhr in der Provinz Edition, Schmechtingstraße 38, eröffnet. Die Künstlerin Ina Weber ist anwesend. Es gibt Buletten und Bier. Eintritt frei.
Geplant ist, dass die Ausstellung bis 30. März voraussichtlich an jedem Freitag ab 19 Uhr geöffnet ist. Weitere Informationen per Mail: mail@provinzeditionen.de