Bochum. Das Megapaketzentrum in Bochum ist für DHL die Drehscheibe im Ruhrgebiet. Heute wird es bestreikt. Manches Paket geht später raus zu den Kunden.
Im Eiltempo wird für gewöhnlich im DHL-Megapaketzentrum in Bochum-Laer gearbeitet. Bis zu 50.000 Pakete pro Stunde werden über die langen Bänderstraßen geschleust. An diesem Donnerstag ist das anders: „Wir wollen stören“, sagt Gewerkschaftssekretär Oliver Bertelt. „Und wenn es gut läuft, geht alles ein bisschen langsamer.“ Verdi hat die Beschäftigten von Paketzentren zum Warnstreik aufgerufen. So auch in Bochum.
Warnstreik im DHL-Paketzentrum Bochum: Verdi rechnet mit 100 Teilnehmern
Mit bis zu 100 Streikenden rechnet die Gewerkschaft an diesem Warnstreiktag in dem 2019 eröffneten Paketzentrum, einem der modernsten in Deutschland. Von 10 bis 22 Uhr wollen sie „ein bisschen die Muskeln spielen lassen“, so Bertelt. „Das wird sicherlich den Betrieb nicht lahmlegen. Aber es wird stören. Nicht so, dass diese Woche keine Pakete mehr ausgeliefert werden können. Es wird alles ein bisschen langsamer sein und das eine oder andere Paket einen Tag später kommen. Aber wir sind noch nicht so weit, dass wir sagen, wir wollen lahmlegen.“
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Vor zwei Jahren war das anders. Damals folgte auf den Warnstreik auch eine mehrtägige Arbeitsniederlegung. „Und damals hatte das Paketzentrum Bochum eine Menge Verlust, angeblich den zweithöchsten in Deutschland“, sagt Betriebsrat Michael Liebig. „Deshalb ist es auch so, dass die Leute hier besonders draufgucken.“
Der Hauptbetrieb im Paketzentrum läuft nachts
Heute ist es erst einmal nur ein Warnstreik. Und das tagsüber, der für gewöhnlich weniger intensiven Hälfte des 24-Stunden-Betriebs, wie es heißt. „Der Hauptbetrieb ist eher nachts.“ Dann werden in der Regel deutlich mehr Pakete durch die Anlage geschleust.
600 Frauen und Männer arbeiten in dem Paketzentrum auf dem ehemaligen Opel-Werksgelände in Laer. Mehr als 100 Millionen Euro hat DHL in diese große Drehscheibe investiert.
„Die meisten arbeiten hier auf Teilzeit“, sagt Betriebsrat Liebig. 24 oder 30 Wochenstunden seien üblich. Und: „20 bis 25 Prozent haben Zeitverträge. Die Fluktuation ist im Moment bei uns ziemlich hoch.“ Beschäftigte ohne unbefristeten Arbeitsvertrag sprechen die Gewerkschafter an diesem Tag gar nicht an, um sie zur Teilnahme am Warnstreik zu bewegen. „Die lassen wir arbeiten. Wir wollen nicht riskieren, dass der Arbeitgeber deshalb den Vertrag nicht verlängert“, so Liebig. Das dürfe er zwar auch nicht. „Aber man weiß ja nie.“
Erfolg des Warnsteiks wird sich im Laufe des Tages zeigen
Der Erfolg des Aufrufs zum Warnstreik werde sich ohnehin erst im Laufe des Tages zeigen. Um 11.20 Uhr beginnt die erste Schicht, später kommen dann in der Regel im Abstand von Stunden weitere Mitarbeiter zur Schicht. Oder eben heute mal nicht, wenn sie nämlich den Verdi-Aufruf folgen und an diesem Tag warnstreiken.
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Dass alles still steht in der riesigen Halle mit den kilometerlangen Transportbändern, wird kaum eintreten. Dann müssten auch die Techniker und Rangierer ihre Arbeit niederlegen. „Aber das ist nicht zu erwarten“, sagt Boris Liebig.
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DHL reagiert derweil verschnupft auf die Aktion der Gewerkschaft. „Drei Tage Warnstreiks in Folge: Das ist überflüssig und überhaupt nicht nachvollziehbar“, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns.. „Wir haben sehr transparent dargelegt, warum der Spielraum für Lohnerhöhungen sehr gering ist. Die Sicherung von Arbeitsplätzen muss in dieser Zeit für beide Seiten das A und O sein. Es wäre auch im Sinne der Beschäftigten hilfreich, wenn ver.di diese Realitäten anerkennt und von überzogenen Forderungen und wenig zielführenden, weiteren Warnstreiks Abstand nimmt.“
Die Auswirkungen der Warnstreiks für die Kunden „werden voraussichtlich eher gering sein, da die streikbedingten Ausfälle betrieblich gut kompensiert werden können“. Allerdings können es an diesem Donnerstag „zu Verzögerungen bei der Abholung und Auslieferung von Paketsendungen kommen“.
Verdi fordert sieben Prozent mehr Lohn
Nach zwei Tagen Warnstreik in der Zustellung hat die Gewerkschaft Verdi an diesem Donnerstag die Beschäftigten von Paketzentrum zum Streik aufgerufen.
Sie fordert für die Tarifbeschäftigten und Auszubildenden eine Tarifsteigerung von sieben Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Für die Tarifbeschäftigten und Auszubildenden werden drei Tage mehr Urlaub sowie ein zusätzlicher Urlaubstag für Verdi-Mitglieder gefordert.