Bochum. Ein Pfarrer und ein Kirchenmusiker sollen in Bochum in den 1970er und 1980er Jahren Minderjährige sexuell missbraucht haben. Die Hintergründe.
Die evangelische Kirche in Bochum geht Verdachtsfällen sexualisierter Gewalt aus den 1970er- und 1980er Jahren nach. Jetzt werden per Aufruf weitere Betroffene gesucht.
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Der Kirchenkreis Bochum hat sich dazu entschlossen, mit diesen Fällen an die Öffentlichkeit zu gehen. Es handelt sich um konkrete Hinweise: Es geht es um den Missbrauch Minderjähriger durch einen inzwischen verstorbenen ehrenamtlichen Mitarbeiter in den 1970er- und 1980er-Jahren. Er war im kirchenmusikalischen Bereich im Gebiet der heutigen Kirchengemeinden Bochum-Südwest und Wiemelhausen aktiv. Es gibt Hinweise auf mehrere betroffene Personen.
Missbrauch in der ehemaligen Kirchengemeinde Bochum-Weitmar
Zudem gibt es Hinweise auf sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige durch einen ebenfalls bereits verstorbenen Pfarrer, der bis in die 1990er Jahre in der ehemaligen Kirchengemeinde Bochum-Weitmar tätig war. Die Hinweise beziehen sich ebenfalls auf die 1970er- und 1980er Jahre. Auch hier wird vermutet, dass es weitere Betroffene gibt.
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Hannah Praetorius, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der evangelischen Kirche in Bochum: „Diese Hinweise kamen von Mitarbeitern des Kirchenkreises. Diese sind verpflichtet, Verdachtsfälle zu melden.“ Das schreibe das „Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“ vor, das 2021 in Kraft trat. Es gibt eine Aufarbeitungsstudie zu sexualisierter Gewalt und anderer Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und in der Diakonie.
Betroffene hatten Kontakt zu Mitarbeitern im Kirchenkreis
Wie die Bochumer Mitarbeiter im Kirchenkreis von den Vorkommnissen erfahren haben, sei nicht bekannt. „Alles wird vertraulich behandelt. Doch wir gehen davon aus, dass sie Kontakt zu Betroffenen hatten“, so Praetorius. Warum sich Betroffene erst nach so vielen Jahren melden? „Das ist nicht so ungewöhnlich. Einige können sich erst spät dazu durchringen.“
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Die Hinweise gehen an die sogenannte Meldestelle der Kirche in Bielefeld. Diese nimmt eine Prüfung vor. Hannah Praetorius: „Liegt ein plausibler Verdachtsfall vor wie bei dem Kirchenmusiker aus Südwest und Wiemelhausen und dem Pfarrer aus Weitmar, wird er untersucht. Dann besteht Handlungsbedarf.“ Die Meldestelle informierte daraufhin den Bochumer Kirchenkreis.
Kirche will Fälle sorgfältig aufklären
Um die beiden nun bekannten Fälle aufdecken zu können, werden nun weitere Betroffene und Zeugen gesucht. Ihnen soll zudem Hilfe angeboten werden. „Wir haben uns für diesen Schritt entschieden, weil wir eine Verantwortung gegenüber den Personen haben, denen in unserem Kirchenkreis Gewalt und Unrecht angetan wurde. Wir sind entschlossen, die Fälle mit größter Sorgfalt aufzuklären“, erklärt Synodalassessorin Diana Klöpper, Stellvertreterin des Superintendenten, die im Evangelischen Kirchenkreis für den Umgang mit Meldungen zu sexualisierter Gewalt verantwortlich ist.
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Diana Klöpper will Menschen, die Hinweise zu den Vorfällen haben, ermutigen, sich zu melden. „Jeder Hinweis oder jede Schilderung von Erfahrungen oder Beobachtungen kann zu mehr Klarheit beitragen, um Fälle von sexualisierter Gewalt angemessen aufklären zu können.“
Betroffene können sich bei einer Kontaktstelle melden
Dazu wurde jetzt eine Kontaktstelle eingerichtet: Janina Fiehn, Telefon: 0151 53955194. E-Mail: Bo-Kontaktstelle@ekvw.de. Die Kontaktstelle nimmt Informationen entgegen und vermittelt auf Wunsch auch Unterstützungsangebote. Sprechzeiten: Mittwoch 14 bis 16 Uhr, Freitag 9 bis 11 Uhr.