Bochum. In einem riesigen Weltkriegsbunker in Bochum blühen Kunst und Kultur, doch die Finanzierung war zuletzt wackelig. Jetzt gibt es gute Nachrichten.
Wer sich für Kunst und Kultur in Bochum interessiert, sollte unbedingt mal im Kunstbunker in Stahlhausen vorbeischauen. Denn die Räume in dem ehemaligen Weltkriegsbunker sind seit knapp fünf Jahren zu einem echten Geheimtipp für Ausstellungen, Lesungen, Theaterstücke und Konzerte geworden – und die Neugierde des Publikums wächst mit beinahe jeder neuen Veranstaltung.
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Beim Künstlerbund wuchsen die Sorgenfalten
Doch zuletzt wuchsen beim Bochumer Künstlerbund (BKB) als Betreiber dieses ehrgeizigen Projekts die Sorgenfalten. Denn die Förderung der Stadtwerke, die den Bunker in den letzten zwei Jahren als Zukunftsprojekt unterstützt hatte, lief aus. Und komplett ohne finanzielle Mittel lässt sich solch eine Einrichtung schlecht stemmen: „Das brauchen wir allein für Miete, Strom, Transportkosten und etwas Werbung. Alles andere machen wir schon komplett ehrenamtlich“, sagt BKB-Vorsitzende Jacqueline Kraemer. „Das glaubt uns ja immer keiner. Viele denken, wir sind hier angestellt.“
Jetzt herrscht großes Aufatmen, denn ein neuer Sponsor ist gefunden: „Dank einer Förderung der Stiftung der Sparkasse ist der Betrieb in den nächsten zwei Jahren gesichert“, berichtet Kraemer. Etwa 30.000 Euro pro Jahr gibt die Stiftung dazu. „Als die Zusage kam, waren wir sehr erleichtert und haben uns riesig gefreut.“
Das Geld könnte gut investiert sein, denn was der Künstlerbund hier in den letzten Jahren auf die Beine gestellt hat, verdient Anerkennung. Natürlich sind es zunächst die wechselnden Ausstellungen, die im Mittelpunkt stehen: Die verwinkelten Räume auf der ersten Etage bieten dafür eine fast ideale Spielwiese – und die Kunstfreunde scheinen die zahlreichen Sammelschauen, die längst nicht mehr nur von den Mitgliedern des BKB gemacht werden, wirklich zu interessieren. „Der Zuspruch ist riesig“, freut sich die zweite Vorsitzende Uta Hoffmann.
Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen finden im Kunstbunker statt
Daneben öffnet sich der Kunstbunker immer stärker für andere Spielarten, etwa für Konzerte, Lesungen und Theaterstücke. Der Auftritt der Schauspielerin Friederike Becht, die im Bunker die Premiere ihres Solos „Vor aller Augen“ zeigte, war gewiss ein Höhepunkt. Sämtliche Karten waren schon weit im Voraus vergriffen. Doch auch andere Veranstaltungen finden ihre Zuschauer. „Kurz vor dem Jahreswechsel waren Maria Wolf und Manuel Loos mit einem musikalischen Abend bei uns“, berichtet Hoffmann. „Das war ein unglaublicher Publikumserfolg. Wir kaufen schon dauernd neue Stühle dazu.“ Um das Angebot möglichst niederschwellig zu halten, gilt im Kunstbunker stets: Eintritt frei.
Dabei ist es gewiss auch der Bunker selbst, der die Besucher neugierig werden lässt, diesen ungewöhnlichen Ort mal zu betreten. Nur der Eingangsbereich und die erste Etage sind überhaupt öffentlich zugänglich, der Rest ist privat vermietet.
Einst suchten 3000 Menschen im Bunker Schutz vor den Bomben
Der Bunker stammt aus dem Jahr 1941, gegen Kriegsende bot er bis zu 3000 Menschen Schutz vor den Bomben, die auf Bochum fielen. Vergilbte Blümchentapeten an den Wänden zeugen heute noch von den Bewohnern, die einst hier ausharren mussten.
In den 1970er und 1980er Jahren diente das riesige Gebäude als Probenraum für Rockbands und lag danach lange brach. Der Bochumer Bauunternehmer Rüdiger Echterhoff brachte schließlich neues Leben in das alte Gemäuer und ließ das Haus nach und nach umbauen. Fenster wurden in die massiven Wände eingebaut, im Obergeschoss entstanden zehn Loft-Wohnungen. Die Ruhrtriennale benutzt einen Teil des Gebäudes als Lager.
Kunst und Kultur sollen in den nächsten Jahren im Bunker weiter blühen: Der Spielplan verzeichnet bis zum Sommer bereits fünf neue Ausstellungen, die erste eröffnet am kommenden Freitag. „Das ist ein aufregender Ort und ein Leuchtturmprojekt für ganz Bochum“, fasst es Uta Hoffmann zusammen. Spannend zu sehen, was hier alles noch stattfinden wird.
Neue Ausstellung wird Freitag eröffnet
Die neue Ausstellung „So weit das Auge reicht“ wird am Freitag, 17. Januar, um 17 Uhr im Kunstbunker, Baarestraße 68, eröffnet. 31 Mitglieder des Bochumer Künstlerbundes zeigen dann in einer großen Übersichtsschau aktuelle Werke: darunter Fotografien, Grafiken, Malerei, Skulpturen, Zeichnungen und Video.
Oberbürgermeister Thomas Eiskirch wird die Ausstellung eröffnen. Um 18 Uhr wird das neue Jahr mit einem „Check In“ mit Musik und Drinks begrüßt. Zu sehen bis 22. Februar: Mittwoch von 16 bis 19 Uhr, Samstag von 14 bis 17 Uhr. Eintritt frei. Info: kunstbunker-bochum.de