Bochum. Für die Ausstellung von zwei Künstlerinnen im Kunstmuseum Bochum kommen Exponate sogar aus Übersee. Die Vorbereitung dauerte viele Jahre.

Als die amerikanische Künstlerin Ree Morton im Jahr 1977 überraschend bei einem Autounfall ums Leben kam, war ihre deutsche Kollegin Natalie Häusler noch längst nicht geboren. Doch obwohl sich beide nie kennengelernt haben, verbindet sie eine Menge: etwa ihre Liebe zur Kunst und ihren Hang, die Besucher in ihren Ausstellungen gründlich überraschen zu wollen. Dies ist ihnen gelungen – in einer sehenswerten Doppel-Werkschau, die am Freitag, 11. Oktober, um 19 Uhr im Kunstmuseum Bochum eröffnet wird.

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Die Vorbereitungen im Kunstmuseum Bochum laufen seit Jahren

Die Vorbereitungen laufen seit Jahren. Im großen Ausstellungssaal auf der ersten Etage herrscht emsigen Treiben, die Mitarbeiter haben gut zu tun. Es wird gepackt, gestrichen, gebohrt und viel überlegt. Denn die beiden künstlerischen Welten von Ree Morton und Natalie Häusler in Einklang zu bringen, erweist sich als durchaus trickreich. „Wir wollen ihre Arbeiten auf vielfältige Weise zueinander in Beziehung setzen“, erklärt Direktorin Noor Mertens. „Das funktioniert nicht nur über die Malerei, sondern auch über Sprache, über Klänge, über Installationen und Landschaften, die hier in der Ausstellung entstehen.“

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Künstlerischer Dialog über Generationen hinweg

Ree Morton zählt zu den wichtigsten Vertreterinnen der Installationskunst in den USA der 70er Jahre, und doch erlangten ihre Werke nie ein solches Renommee, wie sie es wohl verdient hätten. „Ich habe eine Ausstellung von ihr in Madrid gesehen und war komplett begeistert“, sagt Mertens. „Vor allem ihren Humor, aber auch das Frivole und Kitschige an ihrer Kunst mag ich sehr.“ Doch statt Mortons Werke für eine reine Retrospektive nach Bochum bringen zu lassen, wuchs die Idee, eine zeitgenössische Künstlerin mit ihren Arbeiten zu konfrontieren, damit daraus ein spannender Dialog entsteht.

Mitten in den Vorbereitungen für eine neue Ausstellung stecken Direktorin Noor Mertens (links) und die Künstlerin Natalie Häusler. Die Werkschau „To each concrete man“ wird am 11. Oktober im Kunstmuseum Bochum eröffnet.
Mitten in den Vorbereitungen für eine neue Ausstellung stecken Direktorin Noor Mertens (links) und die Künstlerin Natalie Häusler. Die Werkschau „To each concrete man“ wird am 11. Oktober im Kunstmuseum Bochum eröffnet. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Die Münchner Künstlerin Natalie Häusler, die als Professorin an der Kunsthochschule Halle arbeitet, hatte von Ree Morton vor dem gemeinsamen Projekt noch nicht viel gehört. „Ich kannte ihre Arbeiten nicht, aber im Laufe der drei Jahre, in denen wir diese Ausstellung jetzt schon vorbereiten, habe ich mich intensiv mit ihr beschäftigt“, erzählt Häusler. „Als Morton im Jahr 1977 starb, war sie genauso alt wie ich heute“, sagt die 41-Jährige.

Begehbarer Raum entfaltet wohlige Wirkung

Der Titel der Ausstellung „To each concrete man“ (zu Deutsch etwa: Für jeden einzelnen Menschen) bezieht sich dabei auf eine Rauminstallation, die Ree Morton 1974 in New York schuf und jetzt detailgetreu im Kunstmuseum nachgebaut wird. In dem dunkelgrau gestrichenen Raum, der begehbar ist, werfen vier Lampen aus Leder ein gedämmtes Licht. Die Besucher sollen sich darin geborgen und gut aufgehoben fühlen.

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Einen ähnlich gestalteten Raum hat Natalie Häusler direkt nebenan eingerichtet. An den Wänden befindet sich recycelter Jeans-Stoff, am Boden liegt ein Teppich aus Schurwolle, der früher im Museum zu finden war. Ähnlich wie in einem Tonstudio wird die Akustik in dem blauen Raum fast verschluckt, an der Wand symbolisieren Lichter den Auf- und Untergang der Sonne. Auch Gedichte von ihr, denen man auf Barhockern sitzend neben rot eingefärbten Türen lauschen kann, entfalten ihre Wirkung.

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Nicht billig, aber machbar

Die Ausstellung erforderte jahrelange Planung. Insbesondere sei es nicht leicht gewesen, die Installationen von Ree Morton teils aus Übersee nach Bochum zu befördern. „Einige Stücke kommen aus Wien und Madrid, das war nicht so schwierig“, sagt Noor Mertens. „Komplizierter wurde es bei den Exponaten etwa aus New York, Dallas und Palm Beach.“ In Kisten verstaut wurden sie mit dem Flugzeug bis zum Flughafen Köln/Bonn gebracht: „Das ist alles nicht billig und sehr aufwendig, aber machbar.“

Führungen durch die Ausstellung

Die Ausstellung „To each concrete man“ wird am Freitag, 11. Oktober, um 19 Uhr im Kunstmuseum, Kortumstraße 147, eröffnet. Direktorin Noor Mertens lädt Interessierte zu zwei Führungen ein: am Mittwoch, 16. Oktober, und am Mittwoch, 20. November, jeweils um 17 Uhr.

Die Künstlerin Natalie Häusler stellt ihr Buch „Corals“ bei einer Lesung am Sonntag, 1. Dezember, um 14 Uhr vor. Eintritt frei. Zu sehen bis 23. Februar 2025: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch von 12 bis 20 Uhr.

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