Bochum-Süd. Eine Gesamtschule in Bochum platzt aus allen Nähten. Könnte ein Neubaugebiet direkt nebenan Raum für die dringend benötigte Erweiterung bieten?
Die Erich-Kästner-Gesamtschule (EKS) in Bochum-Süd platzt aus allen Nähten. Klassenräume gibt es (noch) genug, doch in den Pausen bietet sich den Schülerinnen und Schülern nicht genug Platz auf dem Schulhof. Von daher findet Schulleiter Ludger Jonischeit die Idee des Netzwerkes für bürgernahe Stadtentwicklung durchaus charmant, das Schulgelände zu erweitern. Nach Ansicht der Initiative müsste in dem neben der EKS geplanten Neubaugebiet durchaus noch Raum sein.
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Das Netzwerk vertritt die Ansicht, dass die neben der Gesamtschule geplante Multifunktionsanlage verschoben werden könne. An die Stelle an der Ecke Markstraße/Stiepeler Straße, wo ein Gebäude für gesundheitsorientiertes Gewerbe vorgesehen ist. Auf dieses, so die Initiative, könne man verzichten und so nicht nur viele der dort stehenden Bäume retten, sondern mit einer geringfügigen Planänderung auch Platz für die dringend nötige Erweiterung der EKS schaffen.
„Wäre mir recht, wenn das Schulgelände würde.“
„Das wäre mir recht, wenn das Schulgelände würde“, sagt Ludger Jonischeit. Zumal er schon lange mit der Stadt über dieses Fleckchen Erde streite. Er wünsche sich dort einen reinen Schulbereich mit einem Zaun drumherum, die Stadt wolle aber eine öffentlich zugängliche Multifunktionsanlage. „Wir haben jetzt den Kompromiss, dass wir den Bereich in der Schulzeit als Aufenthaltsfläche nutzen können und er danach der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.“
Noch schöner aber sei natürlich, dort ein weiteres Schulgebäude hingesetzt zu bekommen. Jonischeit hält das für wenig wahrscheinlich, da die Planung für das Neubaugebiet ja praktisch abgeschlossen sei. Aber so bliebe man von einer weiteren Verknappung des Schulgeländes verschont.
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Denn die Stadt will für die Gesamtschulen weitere Klassenräume schaffen, weil in den nächsten Jahren steigende Schülerzahlen erwartet werden. Auf dem EKS-Schulgelände sollen daher Container für zwei Klassen aufgebaut werden – auf dem Schulhof, den aktuell die Siebt- und Achtklässler nutzen. Für diese soll laut Jonischeit die Brachfläche am anderen Ende des Geländes hergerichtet werden. „Sie ist jedoch abschüssig und liegt weit weg von den Klassenräumen“, gibt Jonischeit zu bedenken. Also doch lieber einen Neubau vor dem Eingang der Schule, so wie es das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung vorschlägt?
Nein, heißt es dazu aus dem Rathaus. Der Bebauungsplan für das „Quartier am Gesundheitscampus“ sei derzeit in der politischen Beratung und stehe kurz vor dem Satzungsbeschluss. „Die Integration eines neuen Schulgebäudes ist in dieser Planung nicht vorgesehen und kann in dem Bebauungsplan nicht mehr berücksichtigt werden“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. „Die geplante Multifunktionsfläche ist ein wichtiger Baustein des Konzeptes und stellt eine neue attraktive Bewegungs- und Aufenthaltsfläche für die Schule und das angrenzende Quartier dar.“
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Auch sei es durchaus wichtig, Platz für Gewerbe zu schaffen. Das Sondergebiet mit dem Schwerpunkt „Gesundheitsgewerbe“ stelle „eine perspektivisch benötigte Erweiterungsfläche des Biomedizinparks im Süden dar“. Dort seien bereits alle Flächen vermarktet. „Die Nachfrage nach Flächen im Bereich der Hochschulen sowie des Gesundheitscampus gehen immer wieder bei der Bochumer Wirtschaftsförderung ein.“ Bedarf sei also vorhanden.
Daher hält man für die EKS an der Container-Lösung fest. Die Kosten dafür betragen laut Stadt rund 840.000 Euro. Aufgestellt und in Betrieb genommen werden sollen die Container im Sommer 2025. „Darüber hinaus konnten in Absprache mit der Schulleitung zwei weitere Räume ermittelt werden, die bei einer möglichen Mehrklassenbildung genutzt werden können“, teilt van Dyk weiter mit. Wie aufwendig und teuer das Herrichten der Brachfläche im hinteren Teil des Schulgeländes werden, werde derzeit untersucht.
Bitte erst den Parkplatz bauen
Insgesamt findet Ludger Jonischeit, Leiter der Erich-Kästner-Gesamtschule in Bochum, das neben seiner Schule vorgesehene Neubaugebiet gut. Auf dem 7,2 Hektar großen Gelände sollen vier große Wohnblöcke entstehen, dazu ein Mehrfamilienhaus, ein Gebäude für gesundheitsorientiertes Gewerbe, eine Kita mit vier Gruppen und eine neue Dreifach-Sporthalle. Die Zahl der Wohnungen, die so dringend benötigten neuen Wohnraum schaffen sollen, schwankte zuletzt zwischen 360 und 400. Mindestens 30 Prozent sollen öffentlich gefördert sein, ein weiteres Drittel zudem als Eigentum verkauft werden.
„Das ergibt schon Sinn“, sagt Jonischeit. Wichtig sei ihm, dass mit als Erstes der geplante Parkplatz gebaut werde. Den dürfe die Schule ja mitnutzen. Seit Jahren steht der EKS zu wenig Stellfläche zur Verfügung. In ihrer Not hat die EKS das Basketballfeld fürs Parken freigegeben, und auch damit ist nicht ausreichend Parkraum vorhanden.