Bochum. Letzter Ausweg bei familiären Krisen: Wenn es Zuhause nicht mehr geht, verlassen Kinder ihre Eltern. Rund 1000 Fälle gibt es in Bochum pro Jahr.

Landesweit ist die Zahl der jungen Menschen, die in Heimen, Wohngruppen oder Pflegefamilien aufwachsen, im vergangenen Jahr erstmals seit 2017 wieder gestiegen – in Bochum ist dieser Trend nicht festzustellen, eher eine gegenläufige Tendenz: Die Zahl der Kinder- und Jugendlichen, die nicht in ihrer Familie aufwachsen, zeigt sich hier relativ stabil und ist von 2022 auf 2023 sogar gesunken.

968 Unterbringungen in Heimen oder sonstigen betreuten Wohnformen zählte die Stadt Bochum im Jahr 2023. Der höchste Wert im Fünf-Jahres-Vergleich wurde 2019 erreicht: Seinerzeit lebten 1169 Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe.

Junge Menschen in Heimen oder Wohngruppen in Bochum:

2023968
20221137
20211060
20201073
20191169

Die Zahl der Kinder, die dauerhaft in Pflegefamilien leben, lag 2023 bei 313. In den Vorjahren schwankte sie zwischen 325 und 355. Der Höchststand im Fünf-Jahres-Vergleich wurde auch in diesem Bereich 2019 verzeichnet: 389 junge Menschen in Pflegefamilien zählte die Stadt da.

Junge Menschen in Pflegefamilien in Bochum:

2023313
2022350
2021325
2020355
2019389

Neben der „Dauerpflege“ in Familien gibt es auch noch die Bereitschaftspflege für akute Krisenfälle. Die Zahlen in diesem Bereich „schwanken stark und liegen meistens im Bereich von 20 laufenden Unterbringungen“, so Stadtsprecherin Charlotte Meitler.

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Zwei Drittel der Heim-Bewohner in Bochum sind Jugendliche und junge Erwachsene

Aktuell sind laut Stadt knapp 29 Prozent der im Heim Lebenden zwischen drei und 13 Jahre alt. Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 20 Jahren machen rund zwei Drittel der Heim-Bewohnenden aus. Fünf Prozent sind 21 Jahre alt oder älter; sie können in bestimmten Fällen weiter Jugendhilfemaßnahmen erhalten.

Die Gründe dafür, dass Kinder oder Jugendliche nicht in ihrer „Herkunftsfamilie“ bleiben können, seien vielfältig, so Stadtsprecherin Meitler. Ein Beispiel: Massive innerfamiliäre Konflikte, mit deren Lösung die Eltern überfordert sind. Auch Sucht oder psychische Erkrankungen von Eltern können Gründe sein. In Fällen von massiver Vernachlässigung, Gewalt oder anderweitiger Kindeswohlgefährdung, die nicht mit ambulanten Hilfen zur Erziehung beseitigt werden können, könnten Kinder auch den Eltern gegen deren Willen entzogen werden. In einzelnen Fällen, so die Stadtsprecherin, würden junge Menschen auch selbst beim Sozialen Dienst des Jugendamtes vorstellig und auf eigenen Wunsch in einem Heim untergebracht.

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