Bochum. 23 Bereitschaftspflegefamilien gibt es in Bochum, die Kinder in Notsituationen vorübergehend aufnehmen. Gebraucht würden deutlich mehr.

Die Stadt nennt sie einen „sicheren Hafen für Kinder in Notsituationen“: Bereitschaftspflegefamilien kommen dann ins Spiel, wenn Kinder bei ihren Eltern akut gefährdet sind und vom Jugendamt aus der Familie genommen werden. 37-mal war das in Bochum im vergangenen Jahr nach Angaben der Stadt der Fall. 21 Jungen und 16 Mädchen fanden bei Pflegeeltern ein Zuhause auf Zeit. Im Schnitt blieben sie 10,1 Monate.

23 Familien sind beim Fachbereich Bereitschaftspflege gemeldet – zu wenig, um den eigentlichen Bedarf zu decken. Die Stadt bemüht sich darum, neue Freiwillige zu gewinnen, doch es ist mühsam. Im vergangenen Jahr mussten mehrere Info-Abende mangels Interessenten ausfallen. Die Suche nach Pflegeeltern sei kein originär Bochumer Problem, sagt Christoph Sundermann, Sachgebietsleiter für den Pflegekinderdienst und die Adoptionsvermittlungsstelle.

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Bereitschaftspflege ist explizit zeitlich begrenzt

Die Akquise laufe „sehr, sehr schleppend“, erklärt Julia Schiske, sozialpädagogische Fachkraft im Team Bereitschaftspflege. Der gesellschaftliche Dienst, den die Pflegeeltern auf Zeit leisteten, sei hingegen kaum hoch genug zu schätzen. „Aus pädagogischer Sicht“, sagt Sundermann, „ist es immer am besten, Kinder in ein stabiles familiäres Umfeld zu geben.“

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Sozialpädagogin Julia Schiske kümmert sich beim Pflegekinderdienst des Jugendamtes der Stadt Bochum um Bereitschaftspflege. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Wichtig zu wissen: Bereitschaftspflege ist explizit nur auf eine begrenzte Zeit ausgerichtet. Sie kann einige Tage dauern, oft einige Monate, auch mal bis zu zwei Jahre. Während die weitere Perspektive für das Kind geklärt wird, gibt es regelmäßige Besuchskontakte zu den leiblichen Eltern – in neutraler Umgebung und Begleitung von den Fachleuten des Jugendamtes. Gleichzeitig würden, so die Stadt, oftmals bereits Hilfen und Fördermaßnahmen fürs Kind eingeleitet; die Pflegeeltern müssen sich auf eine Reihe von Terminen für Diagnostik und Therapie einstellen.

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Stadt Bochum sucht Bereitschaftspflegefamilien: Diese Voraussetzungen gelten

Was müssen Bereitschaftspflegefamilien mitbringen? Erfahrung mit Kindern. „Sie müssen unheimlich flexibel sein“, sagt Julia Schiske, „geduldig, aber auch humorvoll“. Die Stadt Bochum bringt jeweils nur ein Kind pro Bereitschaftspflegefamilie unter. „Es soll so viel Ruhe wie möglich bekommen“, sagt Christoph Sundermann.

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Sicheres Umfeld für Kinder in Notsituationen: 26 Jungen und elf Mädchen wurden im vergangenen Jahr vorübergehend in Bereitschaftspflegefamilien untergebracht. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Einzelpersonen, verheiratet oder nicht, gleichgeschlechtliche Paare, egal ob kinderlos oder mit eigenen Kindern – bei der Bereitschaftspflege werde keine Konstellation per se ausgeschlossen, erklärt Julia Schiske. Pflegekinder sollten jedoch immer jünger als eigene Kinder sein, außerdem nicht mehr als fünf Kinder in einer Familie leben. Interessenten bekommen zunächst einen Bewerberbogen, müssen ein Gesundheitszeugnis, ein erweitertes Führungszeugnis und eine Schufa-Auskunft vorlegen. Es gehe darum, sicherzustellen, dass der Rahmen für eine kurzfristige Unterbringung und eine gesicherte Versorgung des Pflegekindes gegeben ist.

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Fachleute vom Jugendamt wollen Familien kennenlernen

Vor der Vermittlung stehen dann noch Hausbesuche, Gespräche und Vorbereitungsseminare. „Dieser Prozess“, sagt Schiske, „darf auch ruhig ein paar Monate in Anspruch nehmen.“ Die Fachleute vom Jugendamt müssten die Familien kennenlernen. „Wir wollen wissen: Was brauchen Sie von uns, damit Sie in der Lage sind, ein Pflegekind aufzunehmen?“

„Mund-zu-Mund-Berichte“ hälfen, hat Sundermann beobachtet: persönliche Schilderungen, die neben all der Herausforderung auch die glücklichen Momente der Pflegeelternschaft aufzeigten. Deshalb sei ein wesentlicher Bestandteil der vorbereitenden Seminare auch die Erfahrungen ehemaliger Pflegefamilien.

Bereitschaftspflege wird vergütet

Bereitschaftspflege ist kein Ehrenamt: Wer ein Kind bei sich aufnimmt, bekommt dafür auch eine Vergütung. Die Stadt Bochum zahlt pro „Belegtag“ aktuell eine Pauschale von 75 Euro. Der Tagessatz werde jährlich angepasst, so die Stadt. Außerdem gibt es Beihilfen, beispielsweise für Erstausstattung oder Urlaub. Details erklären und beantworten die Fachleute vom Jugendamt auf Anfrage.

Interessenten können sich schon einmal den 9. Oktober 2024 vormerken: Dann stellt das Team Bereitschaftspflege Voraussetzungen und Möglichkeiten auf einem Infoabend in der Familienbildungsstätte an der Zechenstraße vor. Anmeldung soll beizeiten über das Kursprogramm der Familienbildungsstätte möglich sein.

Weitere Informationen gibt es beim Team der Bereitschaftspflege telefonisch unter 0234/9101938 bzw. 0234/9103733 oder online auf bochum.de/pflegekinder.

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