Bochum. Der Angeklagte erzählt vor Gericht, wie er in kriminelle Kreise geraten sei. Seine Anwältin sagt: „Ein Dunstkreis, der nicht ungefährlich ist.“
„Ich schäme mich zutiefst“, sagte der 21-jährige Angeklagte am Donnerstag vor dem Bochumer Landgericht. Ihm wird bewaffneter Handel mit Kokain und der ebenfalls hochgefährlichen Droge Crack vorgeworfen. Seit einem halben Jahr sitzt der Albaner in U-Haft. Er ist nicht vorbestraft und sagt, dass er in Deutschland für seine in Armut lebende Familie in Albanien legales Geld habe verdienen wollen, dann aber in kriminelle Kreise von Landsleuten geraten sei.
Ermittler finden 8605 Euro Bargeld in der Wohnung des 21-Jährigen
Laut Anklage wurde er am 28. März 2024 beim Verlassen seiner Wohnung nahe dem Rotlichtviertel in der Innenstadt von der Polizei kontrolliert. In zwei Plastiktüten fanden die Beamten 15 kleine kugelartige Konsumeinheiten („Bubbles“) mit insgesamt 2,9 Gramm Kokain sowie 187 Tütchen mit insgesamt 15,7 Gramm Crack. In seiner Wohnung lagen weitere Drogen: rund 33 Gramm Kokain und Crack, 8605 Euro Bargeld sowie ein griffbereites Messer. Er sei sich bewusst gewesen, dass er es jederzeit einsetzen könne, heißt es in der Anklage.
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Der Heranwachsende ist fast vollständig geständig. Zunächst sei er von Tirana nach Frankfurt gekommen, um zu arbeiten. Dort habe ihn aber ein Albaner für den Drogenhandel angeworben und ihm eine Wohnung in Bochum besorgt. „Er zeigte mir, wie man Kokain verpackt. Und ich habe ein Handy erhalten.“ Das Rauschgift in den Bubbles habe er am Tag der Festnahme zu einer Wohnung nahe dem Hauptfriedhof zu einem Verkäufer bringen sollen. Vom Verkaufspreis in Höhe von zehn Euro für 0,1 Gramm Kokain hätten er sowie der Verkäufer je 1,50 Euro erhalten, der große Rest sei an Hintermänner geflossen.
Namen nannte er nicht, denn seine Verteidigerin spricht von einem „Dunstkreis, der nicht ganz ungefährlich ist. Es handelt sich um nordalbanische Menschen.“ Deshalb wolle ihr Mandant nicht alles erzählen. „Solchen Gruppierungen ist er nicht gewachsen“. Es gebe „viele Jugendliche, die in so eine Gruppierung reinrutschen und nie wieder auftauchen“, so die Anwältin.
Angeklagter: „Von meiner Familie getrennt zu sein, fällt mir sehr schwer“
Mit seinem Geständnis will der Angeklagte „reinen Tisch machen“ und erreichen, dass er so schnell wie möglich wieder nach Hause in Albanien komme. „Von meiner Familie getrennt zu sein, fällt mir sehr schwer, auch wenn ich weiß, dass ich das selbst zu verantworten habe. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke, was ich ihr angetan habe.“ Der Prozess wird fortgesetzt.
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Neben dem 21-Jährigen waren am 28. März auch zwei mutmaßliche junge Komplizen aus Albanien gefasst worden; gegen sie laufen eigene Verfahren. Außerdem entdeckte die Polizei am selben Tag eine riesige Cannabis-Plantage in einem Haus in Grumme und nahm dort sechs Albaner fest. Sie stehen seit Montag (23.) vor dem Landgericht.