Bochum. Es ist die größte Drogenplantage, die in Bochum seit langem gefunden wurde: Sechs Männer stehen jetzt vor Gericht. Die Details sind erstaunlich.

So voll war der größte Gerichtssaal des Bochumer Landgerichts lange nicht mehr: Exakt 43 Prozessbeteiligte sitzen dort. Sehr gut gefüllt war vorigen März auch ein vermeintlich leerstehendes Haus im Stadtteil Grumme: Dort fand die Polizei die wohl größte Cannabis-Plantage, die seit vielen Jahren auf Bochumer Stadtgebiet angelegt worden war. Seit Montag (23.) stehen deshalb sechs Männer vor der 11. Strafkammer.

Seit sechs Monaten sitzen die Angeklagten in U-Haft

Sie waren bei der Durchsuchung am 28. März in dem Gebäude am „Weg am Kötterberg“ angetroffen worden. Zwei wollten noch türmen, wurden aber von der Polizei gestellt. Seitdem sitzen sie alle sechs in verschiedenen Gefängnissen in U-Haft, zwei auch in Bochum.

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Alle benötigen einen Dolmetscher, die zwischen 23 und 39 Jahre alten Männer sind Albaner. Fast jeder wird von zwei Anwälten verteidigt. Zwölf Wachtmeister haben sie die ganze Zeit im Auge. Außerdem sitzen fünf Richterinnen und Richter, eine Staatsanwältin, ein psychiatrischer Gutachter sowie eine Protokollführerin im Saal.

135 Hochleistungslampen für den Wuchs der Pflanzen

Die Einsatzkräfte der Polizei dürften gestaunt haben beim Anblick des Inventars in dem Haus. Die Räume waren extra zum Betrieb einer Drogenzucht umgebaut worden. Über mehrere Etagen hinweg standen mehrere Hundert Pflanztöpfe mit 332 erntereifen Cannabis-Pflanzen, 135 Hochleistungslampen und zwölf Entlüftungsanlagen. 4,1 Kilogramm fertiges Marihuana lag ebenfalls dort. Zur Stabilisierung der Stromversorgung war die Sicherungsanlage verstärkt worden.

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Unter dem Dach entdeckte die Polizei 27 Müllsäcke mit den Resten von bereits abgeernteten Pflanzen wie zum Beispiel Stängel.

Die Angeklagten sollen sich spätestens im Sommer 2023 zu einer Bande zusammengeschlossen haben, um mit den Erträgen der Plantage zu handeln. Das Ernten, das Trocknen sowie das gewinnbringende Verkaufen erfolgte laut Anklage arbeitsteilig, die Bewässerung von Hand.

Polizei Bochum erntete die sichergestellten Pflanzen selbst ab

Die Polizei erntete die beschlagnahmten 332 Pflanzen später selbst ab, um die Drogenmenge zu bestimmen. Ergebnis: fast acht Kilogramm Marihuana. Davon waren aber zwei Kilo schon verschimmelt.

Zum Prozessauftakt äußerten sich die Angeklagten noch nicht zu den Vorwürfen. Richterin Susanne Schön-Winkler gab ihnen aber bis zur nächsten Sitzung mit auf den Weg, dass, sollte die Anklage zutreffen, ein Geständnis „ein großes Pfund“ für eine Milderung einer Strafe wäre. Der Strafrahmen: zwei bis 15 Jahre Haft.

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Alle sechs haben keine Meldeadresse in Deutschland. Vorbestraft sind sie hier bisher nicht.

Ein Angeklagter (35) äußerte sich am Montag schon einmal zu seinem Lebenslauf. In Albanien habe er als Arbeiter sein Geld verdient. Damit habe er auch seine Eltern finanzieren müssen. 2022 sei er nach Deutschland gekommen, „weil ich gehofft habe, hier besser zu verdienen“.

Das Gericht hat sechs weitere Sitzungen bis 6. November terminiert.