Bochum. Nach der Verkündung von langen Haftstrafen ist ein Drogenhändler ausgeflippt. 19 Wachtmeister mussten die aufgeheizte Situation entschärfen.

Eine Urteilsverkündung am Bochumer Landgericht ist völlig eskaliert. Einer der Angeklagten rastete nach der Verkündung von langjährigen Haftstrafen aus. 19 Wachtmeister brachten die aufgeheizte Situation unter Kontrolle.

Es ging um bandenmäßigen Drogenhandel in großem Stil in Bochum und Essen. Zwei Brüder (31, 37) aus Bochum und Essen hatten nach Überzeugung der 11. Strafkammer mit mehr als 25 Kilo Cannabis gedealt. Sie sind erheblich vorbestraft.

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Nach acht Verhandlungstagen verhängte die Kammer unter Vorsitz von Richterin Susanne Schön-Winkler am Mittwoch (3.6.) Gesamtfreiheitsstrafen von sechs Jahren und acht Monaten sowie sechs Jahren und vier Monaten. Die beiden Brüder hatten im Prozess geschwiegen und wollten Freispruch.

Wie das Landgericht jetzt mitteilte, bewarf während der Urteilsbegründung der 31-jährige Angeklagte die Richterin mit einem vor ihm auf dem Tisch liegenden Gutachten. Gleichzeitig sprang er auf, schrie lautstark und betitelte die Richterin mehrfach lauthals mit obszön-verächtlichen Schimpfwörtern.

Aufregung auch im Zuhörerbereich des Sitzungssaals

Auch die Besucher im Zuhörerraum – zum großen Teil Familienangehörige – gerieten in Erregung, wie das Gericht erklärt. Die Mutter der Brüder habe versucht, in den durch eine gläserne Trennwand abgesicherten Saalbereich zu gelangen. Auch weitere Besucher hätten lautstarke Rufe gegen die Kammer und die Vorsitzende Richterin gerichtet.

Der andere Angeklagte (37) wurde von seinem Verteidiger Egbert Schenkel höflich, aber bestimmt aufgefordert, sich an den Unmutsäußerfungen nicht zu beteiligen, was er denn auch befolgte.

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Zu diesem Zeitpunkt waren sechs Wachtmeister im Saal. Sie holten Verstärkung. Über den Hausalarm eilten kurzfristig weitere Wachtmeister herbei. Ihnen allen gelang es, die Situation zu beruhigen.

Angeklagter wurde mit Fuß- und Handfesseln in den Saal zurückgebracht

Das Gericht unterbrach die Urteilsbegründung. Die Wachtmeister brachten die Angeklagten (U-Haft) zurück in den Zellentrakt. Nach einer Pause setzte die Richterin die Verhandlung fort. Der randalierende Angeklagte wurde mit Fuß- und Handfesseln zurück in den Saal geführt.

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„Insgesamt waren durch die Geschehnisse 19 Wachtmeister im Einsatz, denen es durch ihren professionellen und besonnenen Einsatz gelang, die Situation ohne Gewalteinsatz zu beenden und für die Sicherheit aller Beteiligten zu sorgen“, sagt Gerichtssprecher Volker Talarowski, der selbst Richter ist und das Schwurgericht leitet.

Die Justiz prüft jetzt, ob der 31-Jährige eine weitere Strafanzeige wegen Beleidigung bekommt.

Der Prozess im Vorgänge im Drogenmilieu war ohnehin besonders gesichert: Zuschauerinnen und Zuschauer wurden vor der Saaltür extra kontrolliert. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.