Bochum. Die Parkplatzsuche kann für Handwerker zu einer nervlichen Belastung werden. Wieso zwei von ihnen spezielle Stellplätze dennoch kritisch sehen.
Ein Handwerker steht vor seinem Einsatzort wegen eines Notfalls: Das Dach des Gebäudes ist bei einem Sturm zum Teil zerstört worden. Er parkt unmittelbar vor der Einsatzstelle. Kurze Zeit später hat der Handwerker einen Strafzettel unter seinem Scheibenwischer – er hätte dort nicht stehen dürfen. „Der Dachdecker kommt, fährt mit seinem Fahrzeug vor und muss seinen Gerüstwagen abstellen. Dabei handelt es sich um einen sofortigen Notfalleinsatz“, sagt Michael Mauer, Vorstand der Kreishandwerkerschaft Ruhr.
Bei solchen Einsätzen müssten Handwerker Sondergenehmigungen anfordern, sagt Mauer: „Die muss man aber 14 Tage vorher anmelden.“ Bei einem solchen Einsatz unmöglich. Aber nicht nur wegen Fällen wie diesem haben die Stadtgestalter im Bochumer Rat eine Anfrage zu Parkplätzen extra für Handwerker gestellt – auch, weil die Arbeiter oft lange nach einem Stellplatz nahe dem Einsatzort suchen, weiß Volker Steude von den Stadtgestaltern. „Das ist wie beim Krankenwagen: Der sollte bei Patienten auch unmittelbar vorfahren können“, sagt Mauer. Nur so könne ein schneller Einsatz gesichert sein.
Bochumer Kreishandwerksmeister sieht spezielle Parkplätze kritisch
Mauer sieht speziell ausgewiesene Parkplätze für Handwerker dennoch kritisch. „Wir können ja nicht alle 20 oder 30 Meter einen Handwerker-Parkplatz installieren“, sagt er. Es sei aber eine Überlegung, ob bestehende Parkplätze während der üblichen Arbeitszeiten für Handwerker reserviert werden – so sieht es auch der Vorschlag der Stadtgestalter vor. Es bestehe allerdings das Risiko, dass beispielsweise Lieferanten diese ausnutzen.
„Wenn, dann wollen wir solche Plätze für die notwendigen Dinge haben“, sagt Mauer. Es sei sinnvoll, wenn der Handwerker direkt vor der Einsatzstelle halten und sein Material ausladen kann. „Wenn er dann aber arbeitet und das Auto steht unten in der Fußgängerzone, ist das zwar praktisch, aber nicht sinnvoll für das Stadtbild“, sagt der Vorsitzende der Kreishandwerkerschaft. Dieses dürfe bei der Diskussion nicht vergessen werden.
Bochumer Elektromeister ist für mehr Sensibilität
Auch Elektromeister Mike Leppke spricht sich nicht klar für spezielle Parkplätze aus, dennoch müsse es eine Lösung geben. „Ich lasse es inzwischen oft darauf ankommen“, sagt Leppke über seine Parkplatz-Suche. „Als Handwerker weiß man, dass man in dem Moment falsch steht, aber was soll ich machen? Wo soll ich hinfahren?“ Viele Großbetriebe würden ihre Kunden schon im Vorhinein sensibilisieren, dass es die Möglichkeit zum Parken vor Ort geben muss, weiß der Elektromeister. „Ansonsten kommen sie nicht zur Baustelle.“
Parkt der Handwerker beispielsweise weiter weg von seinem Einsatzort, sind das zusätzliche Kosten für den Kunden – denn es handelt sich dabei um Arbeitszeit. Auch dafür müsse sensibilisiert werden. Was er sich wünscht: „Es muss eine Mittellösung geben, mit der der Handwerker und auch der Privatkunde zufrieden sind.“ Außerdem wünscht er sich, dass die Stadt nachsichtiger ist. Zwar können Handwerker-Parkplätze eine Lösung sein. Aber: „Die müssen über die gesamte Stadt verteilt sein und dann nicht nur einer oder zwei.“
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Parkplätze für Handwerker in Bochum: „Muss in die Mobilität von Bochum passen“
Mauer habe das Thema als Vorstand der Kreishandwerkskammer Ruhr auf der Agenda. Er habe von verschiedenen Handwerker-Kollegen gehört, dass sie das Bedürfnis nach solchen Parkplätzen haben. Es gebe allerdings keine Orte in Bochum, an denen besonders häufig Handwerker sind und an denen man deswegen solche Parkplätze ausweisen könnte. Auch deswegen wolle sich Mauer nicht auf feste Handwerker-Parkplätze festlegen: „Wenn wir über ein Handwerker-Konzept nachdenken, muss es in die Mobilität von Bochum hineinpassen.“
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Zwar gibt es in Bochum bereits einen Handwerker-Parkausweis sowie einen Zusatzausweis, diese gehen Mauer aber nicht weit genug. „Der geht dennoch mit Einschränkungen einher“, sagt er. „Die richtige Konzeption wäre ein intelligenter Handwerker-Parkausweis.“ Dieser könnte so aussehen, dass es Bereiche gibt, die in den üblichen Arbeitszeiten von Handwerkern genutzt werden können. Diese könnten je nach Nachfrage extra ausgewiesen werden – beispielsweise freie Flächen, Bahnhofsplätze, Marktplätze und in Notfällen auch Bürgersteige.
Der Vorschlag des Vorsitzenden: eine empirische Untersuchung und anhand dieser die passenden Lösungen finden. „Man könnte zum Beispiel allen, die einen Handwerker-Parkausweis haben, anschreiben“, sagt Mauer. Die Handwerker könnten dann Rückmeldungen darüber geben, wie oft sie diesen Ausweis gebraucht haben und wo.