Bochum. In Bochum soll es bald mehr Parkplätze nur Anwohner geben. Diese betrachten eine neue Idee der Stadt mit Skepsis. Was geplant ist.
Die Stadt Bochum nimmt das Thema Parken in der Innenstadt erneut in den Fokus. Aufgrund des steigenden Parkdrucks und der Konflikte zwischen den Interessen von Bewohnern, Arbeitnehmern und Besuchern arbeitet die Verwaltung an einem neuen Parkraumkonzept für das Stadtzentrum und angrenzende Viertel.
Gewerbe, Wohngebiete und Freizeiteinrichtungen konkurrieren um den begrenzten Parkraum, was zu langer Parkplatzsuche, Umweltbelastungen und Frustration führt. Bereits 2013 wurden erste Maßnahmen wie Bewohnerparkzonen eingeführt, doch laut Verwaltung hat sich die Situation verschärft.
Stadt Bochum hat Parkdruck rund um die Innenstadt analysiert
Im Frühjahr 2023 analysierte die Stadt mithilfe von Kameras die Parkplatzauslastung an einem gewöhnlichen Werktag zu verschiedenen Zeiten, um den Parkdruck besser zu verstehen. Die Auswertung zeigt: besonders in Wohngebieten rund um die Innenstadt ist der Parkdruck zu bestimmten Zeiten, wie etwa gegen 10 Uhr, sehr hoch. Vor allem kostenlose Parkplätze sind stark nachgefragt, während kostenpflichtige Flächen weniger genutzt werden. Dies führe in Vierteln wie dem Ehrenfeld und Hamme zu zusätzlichem Verkehr und Umweltbelastungen, informiert die Stadt weiter.
Besonders Anwohner belastet diese Situation: „Ich habe zwar einen Bewohnerparkausweis, aber der nützt mir nichts. Inzwischen habe ich eine Garage“, erzählt eine Mieterin aus der Dibergstraße im Ehrenfeld. Besucher von nahegelegenen Restaurants und Cafés würden oft in Anwohnerbereichen parken, was die Situation weiter verschärfe, sagt sie weiter und berichtet, dass sie als Anwohnerin dadurch nur selten einen Parkplatz in der Nähe ihrer Wohnung finde, selbst zum nur kurzfristigen Ausladen der Einkäufe. Inzwischen überlege sie, keinen Bewohnerparkausweis mehr zu beantragen – einen Gedanken, den auch andere Anwohner des Ehrenfelds teilen.
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Stadt Bochum plant Bewohnerparkbereiche auszuweiten
Jan-Dirk Müller etwa ist noch unsicher, ob er sich in Zukunft einen Parkausweis anschaffen wird. Derzeit verzichtet er darauf, unter der Woche kann er auf dem Firmenparkplatz parken und am Wochenende findet er meist nach etwas Suche einen kostenlosen Stellplatz in der Nähe seiner Wohnung. Doch das könnte sich in Zukunft ändern, fürchtet er.
Auf Basis der neuen Erkenntnisse plant die Stadt, das Bewohnerparken zu erweitern und die Nutzung von Parkhäusern und Tiefgaragen für Langzeitparker attraktiver zu machen. Bewohner von Vierteln wie dem Ehrenfeld, Hamme und Bergmannsheil-Süd sollen exklusive Parkflächen erhalten. Nutzen darf diese Flächen nur, wer einen Bewohnerparkausweis hat. Der soll bald 90 Euro pro Jahr kosten, statt wie bisher 22. Wer dort ohne Parkausweis sein Auto abstellt, muss mit einem Knöllchen rechnen.
Anwohner wie Müller sind dennoch skeptisch. Er berichtet, dass sein Nachbar trotz Ausweis oft keinen Parkplatz findet. Kein Wunder, denn: Nach Angaben der Stadt gibt es insgesamt etwa 5000 Bewohnerparkausweise für 13 Bewohnerparkzonen mit rund 1700 Stellplätzen. Ein bekanntes Problem, über das die WAZ in der Vergangenheit ebenfalls berichtete. „Das spricht nicht unbedingt für den bisherigen Erfolg des Systems“, meint Müller und vermutet: „Aber die Stadt will natürlich auch Geld verdienen.“
+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++
Schaden für Bochums Einzelhandel? Neues Parkkonzept wird heiß diskutiert
Auch in sozialen Netzwerken wird das Thema unter den Kanälen der WAZ kontrovers diskutiert. Ein Nutzer etwa kritisiert das Bewohnerparken generell und schlägt vor, dass Anwohner sich private Stellplätze mieten sollten. Andere fürchten, dass autofreien – oder in diesem Fall eher Parkplatz-freie Zonen den Einzelhandel weiter schwächen könnten.
In Stein gemeißelt sind die Pläne der Stadtverwaltung allerdings ohnehin noch nicht: Bis zum 29. September ruft die Stadt Bürger dazu auf, an einer Umfrage teilzunehmen und ihre Meinung zu äußern. Die Umfrage dauert in der Regel fünf bis zehn Minuten und kann online unter www.bochum-mitgestalten.de oder im Technischen Rathaus ausgefüllt werden.