Bochum. Dreieinhalb Wochen nach Start der A40-Vollsperrung ist der Rohbau der neuen Brücke fertig. Wie es weitergeht und was der Baustellenchef lobt.
„Eine Punktlandung“, sagt Bauingenieur Lars Eickmeier. „Es läuft“, sagt Bauingenieur Lars Batzer. Beide sind bei der Autobahn Westfalen für Bochums derzeit prominenteste Baustelle, den Neubau der Schlachthofbrücke auf der A40, verantwortlich. Und bisher liegt alles genau im eng getakteten Zeitplan. „Das kann man mit Fug und Recht behaupten“, so der Brückenfachmann Batzer.
Am Mittwoch (28.) hatten die beiden bei strahlendem Sonnenschein besonders gute Laune, denn an diesem und an den beiden darauffolgenden Tagen wurden die insgesamt 24 Betonfertigteilträger auf die beiden neuen Widerlager und den neuen Mittelpfeiler aufgelegt. Damit wurde dreieinhalb Wochen nach Beginn der Vollsperrung der Rohbau der Brücke fertig.
Brückenneubau auf A40 in Bochum: 24 Träger aus Stahlbeton
Der Zeitdruck ist enorm, denn die Deutsche Bahn, die mehrere Gleise für den Personen- und Güterzugverkehr unter der Brücke betreibt, hatte nur eine Sperrzeit vom 16. bis 30. August gewährt, und dies absolut unverrückbar. Zu Beginn dieser Sperrzeit war zuvor auch die alte marode Brücke abgerissen worden. Sie liegt jetzt in Gestalt eines großen Trümmerhaufens nur ein paar Meter neben der neuen Brücke.
Das Verlegen der Fertigteilträger parallel zu den Fahrtrichtungen ist ein großes Schauspiel mitten in der Herzkammer des Ruhrgebietes, allerdings eines mit nur ganz wenigen Zuschauern. Außer den Monteuren und der blassen Mondsichel am blauen Himmel hat niemand mehr Einblick auf den Ort, an dem sonst täglich Zehntausende Autos und Laster herfahren und nicht selten auch im Stau herumstehen.
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Nur ein einziger Träger wiegt bis zu 70 Tonnen und ist bis zu 30 Meter lang. Ein gewaltiger Mobilkran, dessen Arm 50 Meter in die Höhe ragt und 700 Tonnen Last heben kann, hievt einen Träger nach dem anderen von einem Lastwagen quer durch die Lüfte auf die Unterbauten.
A40-Vollsperrung: Projektleiter lobt Disziplin der Menschen im Ruhrgebiet
Die Last ist so schwer, dass der Kran am Boden vier mächtige Krakenbeine ausgefahren hat, um nicht umzukippen. Am Donnerstag (29.) kam noch ein zweiter Mobilkran zum Einsatz, der noch mehr Power hat: Er kann 1200 Tonnen tragen. Es darf nichts schiefgehen, denn ab Freitagabend fahren wieder die Züge über die Gleise.
Projektleiter Batzer nahm diesen besonderen Tag auf der Baustelle zum Anlass, den Menschen, deren Alltag sich durch die monatelange Vollsperrung der A40 geändert hat, zu danken, denn bisher ist das befürchtete Verkehrs- und Umleitungschaos ausgeblieben. „Ich möchte den Bürgern des Ruhrgebietes applaudieren“, sagte er und lobte die Disziplin, mit der sie sich auf die Vollsperrung eingerichtet haben. „Es funktioniert alles super.“
Die einen würden früher von zu Hause losfahren, die anderen mehr Homeoffice machen, häufiger mit dem Fahrrad oder der U-Bahn fahren. Auch er selbst nutze das Auto nur noch dann, wenn ein Termin es nicht anders zulasse.
Nach dem Verlegen der Träger, die aus Spannbeton bestehen und in einem Werk im thüringischen Gera gefertigt worden sind, geht es gleich am kommenden Montag weiter mit den Arbeiten. Dann beginnen nach und nach die Einschalung der Fahrbahndecke, die Bewehrung mit Stahl, der Einbau des Betons für die bis zu 25 Zentimeter dicke Fahrbahndecke sowie der Bau von sechs Querträgern aus Beton unmittelbar unter den 24 Längsträgern. Außerdem werden ie Stützwände entlang der Autobahn erneuert.
„Ende November wird der Verkehr wieder fließen, klar“
Noch rund zwölf Wochen soll die Vollsperung andauern. „Ende November wird der Verkehr wieder fließen, klar“, sagt Projektleiter Lars Batzer. Dann werden die Fahrzeuge die neue Brücke zwar wieder auf je zwei Spuren pro Richtung benutzen können, allerdings werden diese Spuren deutlich enger als normal sein, weil nur der nördliche Teil der Brücke freigegeben wird („4+0-Verkehrsführung“).
Am südlichen Teil des Bauwerks wird dann noch weitergearbeitet. Einen ungefähren Zeitpunkt der kompletten Freigabe nennt Batzer nicht, nur „2025“. Vor der Vollsperrung war von Herbst 2025 die Rede.
Baustelle an der A40 in Bochum ist insgesamt 800 Meter lang
Die neue Brücke wird mit 55 Metern Länge gut zehn Meter kürzer sein als die vorherige, weil die beiden neuen Widerlager enger beieinander liegen. Grund: Die Brücke muss mit Rücksicht auf eine zu erwartende leichte Erhöhung der unter ihr verlaufenden Bahn-Oberleitung knapp einen Meter höher als die alte gebaut werden. Deshalb muss auch die Fahrbahn zu beiden Seiten an diese Erhöhung angepasst werden. „Wir haben insgesamt 800 Meter Strecke“, sagt Batzer. Gearbeitet wird auch am Wochenende und teilweise auch nachts.
Zwischen Ende September und Anfang Oktober wird die Bahnstrecke ein weiteres Mal gesperrt, um die bis dahin notwendigen Gerüste an der Brücke abbauen zu können. Zudem steht während dieser Sperrung für das Bauwerk über den Gleisen die erste Brückenprüfung an – „eine wichtige Voraussetzung für die spätere Verkehrsfreigabe“, so Autobahnsprecher Anton Kurenbach.
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