Bochum. Gute Nachrichten vom Bochumer Kreuz: Die Baustelle zur Verstärkung der A43-Brücke ist fast fertig. Autofahrer haben jetzt wieder mehr Platz.

Sie ist eine der wichtigsten Brücken im ganzen Land: Die Brücke der A43, die am Bochumer Kreuz über die A40 führt. Ein halbes Jahr war das 57 Jahre alte Bauwerk auf spektakuläre Weise von unten eingerüstet, damit es verstärkt und für die nächsten Jahren fit gemacht werden konnte. Jetzt sind diese Arbeiten abgeschlossen.

Jahrelang verkürzte Parallelspuren werden wieder komplett befahrbar

Die Verkehrsbehinderungen aufgrund der Baustelle waren zwar überschaubar, aber auch diese werden jetzt nach und nach komplett aufgehoben. Bis Mitte Mai werden die Warnbaken, die seit 2017 die jeweils äußerste Spur der Brückenfahrbahnen in beiden Richtungen abgesperrt hatten, um das Bauwerk zu entlasten, weggeräumt. Der Verkehr am Bochumer Kreuz beim Auffahren und beim Abfahren hat dann wieder mehr Platz.

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Bei Routineprüfungen vor einigen Jahren war festgestellt worden, dass die 1967 erbaute, aus zehn Stahlträgern bestehende Brücke nicht mehr stark genug ist für die heutigen Anforderungen mit dem zunehmenden Schwerlastverkehr. „Unser Problem war: zwei Lastwagen nebeneinander auf der Brücke. Das tut einem als Ingenieur in der Seele weh“, sagt Bauingenieur Lars Batzer von der Autobahn Westfalen, Projektleiter für die Verstärkung. „Es ist rechnerisch ermittelt worden, dass die Brücke nicht die volle erwartete Tragfähigkeit aufwies.“

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Einsturzgefährdet war die Brücke zwar nicht. Trotzdem musste sie verstärkt werden, um keine Schäden durch die gewaltige Dauerbelastung zu riskieren und weil sie in einigen Jahren, wenn das komplette Bochumer Kreuz ganz neu und dann sechsspurig gestaltet wird, noch zusätzlichen Verkehr aufnehmen muss.

Unter der A43-Brücke in Bochum: Monteure, die auf einem der zehn Stahlträger stehen, hieven tonnenschwere Profile und Bleche hoch. Sie wurden an die Stahlträger geschraubt, um sie stabiler zu machen.
Unter der A43-Brücke in Bochum: Monteure, die auf einem der zehn Stahlträger stehen, hieven tonnenschwere Profile und Bleche hoch. Sie wurden an die Stahlträger geschraubt, um sie stabiler zu machen. © Autobahn Westfalen

Im Baujahr 1967 war die so genannte „Verbundbrücke“ aus Stahl und Beton anders gebaut worden, als man es heute in Zeiten des internationalen Schwerlastverkehrs tun würde. „Die erwarteten Belastungen waren anders“, sagt Ingenieur Harald Buchholz von der Autobahn GmbH. Er hatte mit Batzer an dem Projekt gearbeitet.

Ein „Blech“ zur Verstärkung der Brücke ist vier Zentimeter dick

Deshalb hat die Autobahn GmbH der Brücke seit dem vorigen Oktober ein zusätzliches Stahlkorsett verpasst: „Wir haben 66 Tonnen Stahl verbaut in Form von Profilen und Blechen“, sagt Buchholz. Wobei der Begriff „Bleche“ für den Laien etwas irreführend ist: Die Bleche, von denen der Ingenieur spricht, sind jeweils vier Zentimeter dick, acht Meter lang und 35 Zentimeter hoch und tonnenschwer. Sie wurden, wie auch die nicht minder monströsen Profile, an den Seiten von allen zehn Stahlträgern befestigt. Die Monteure haben von ihrem Gerüst unmittelbar an der Unterseite der Brücke 8400 dicke Schrauben reingedreht. Jetzt könnte vielleicht auch King Kong über die Brücke stampfen, ohne etwas kaputt zu machen.

Diese Warnbaken auf der A43-Brücke in Bochum kommen bis Mitte Mai weg. Seit 2017 stehen sie dort.
Diese Warnbaken auf der A43-Brücke in Bochum kommen bis Mitte Mai weg. Seit 2017 stehen sie dort. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Allzu viele Jahre muss die verstärkte Brücke aber gar nicht halten, sondern nur einige Jahre. Denn dann wird sie abgerissen, weil die gesamte A43 zwischen Recklinghausen und Witten sechsspurig ausgebaut und dies natürlich auch am Bochumer Kreuz der Fall sein wird. In welchem Jahr genau dies passieren wird, steht noch nicht fest.

Zunächst wird das Bauwerk, das aus zwei unmittelbar parallel verlaufenden Brückenteilen besteht, nur in einer Fahrtrichtung abgerissen; welche, ist noch unklar. Während der Zeit des Neubaus wird der gesamte Verkehr auf der A43 auf das andere Brückenteil geleitet. Dadurch kann eine Vollsperrung dieser Verkehrsader, die für den Nord-Süd-Verkehr von überragender Bedeutung ist, vermieden werden. Allerdings haben die Auto-und Lkw-Fahrer dann weniger Platz und müssen mit vier engen Baustellenfahrspuren auskommen. Ist das neue Brückenteil fertig, nimmt dieses den gesamten Verkehr in beiden Richtungen auf – und das andere Brückenteil wird neu gebaut.

Keine einzige Vollsperrung war nötig

Die Autobahn Westfalen betont, dass sie wegen der gesamten Verstärkungsarbeiten ohne eine einzige Vollsperrung ausgekommen ist. Behindert wurde bzw. wird der Verkehr auf der A40 unter der A43-Brücke nur beim Auf- und Abbau des Gerüstes, und dies meistens nur nachts.

Die Kosten für die Verstärkung belaufen sich auf knapp drei Millionen Euro.

Zukunftsmusik ist all das. Wie teilweise bereits am vorigen Wochenende wird auch am kommenden Wochenende das A43-Gerüst in Fahrtrichtung Essen abgebaut. Deshalb müssen einzelnen Fahrspuren zeitweise gesperrt werden, der Verkehr insgesamt kann aber weiter fließen. Das Gerüst über der Fahrbahn Richtung Dortmund wurde bereits abgebaut.

Die Ingenieure Harald Buchholz (li.) und Lars Batzer von der Autobahn Westfalen vor der A43-Brücke.
Die Ingenieure Harald Buchholz (li.) und Lars Batzer von der Autobahn Westfalen vor der A43-Brücke. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel