Bochum-Altenbochum. Ein Abschnitt des beliebten Springorum-Radwegs in Bochum ist bis Juni 2025 wegen Bauarbeiten dicht. Doch davon ist nichts zu sehen. Warum nicht?
Diesem großen Tag in ihrem Leben blickt Merle Schwarze mit einiger Vorfreude entgegen. Nach vier Jahren auf der Liborius-Grundschule wechselt sie nächste Woche aufs Neue Gymnasium. Der Schulweg dahin könnte für die Zehnjährige aus Altenbochum denkbar einfach sein: Sie schwingt sich auf den Sattel ihres Fahrrades und braust wenige Minuten über den Springorum-Radweg bis fast direkt vor die Tür ihrer neuen Schule.
Springorumtrasse in Bochum gesperrt
Doch da hat die junge Schülerin die Rechnung ohne die Stadt Bochum gemacht – denn noch ein knappes Jahr lang bewegt sich auf diesem Abschnitt des beliebten Radwegs rein gar nichts mehr.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Seit Anfang April ist die Springorumtrasse zwischen der Goerdtstraße und dem Glockengarten wegen Kanalarbeiten gesperrt – und dies noch eine ganze Weile: Bis Ende Juni 2025 müssen sich Jogger, Spaziergänger und Radfahrer wie Merle Schwarze nach einer Alternative umsehen. Der Grund: Unterirdisch wird von der Goerdtstraße ein neuer Mischwasserkanal unter der Trasse vorangetrieben. Dieser soll das bestehende Kanalsystem ergänzen und entlasten. Bislang kam es hier bei Starkregen „zu massiven Überflutungen“, wie das Tiefbauamt zum Baustart mitteilte.
Absperrzäune werden gern beiseite geschoben
Die Arbeiten liegen im Zeitplan, bestätigt Stadtsprecher Peter van Dyk auf Nachfrage. „Gegenüber der Wohnbebauung Goerdtstraße 53-73 befindet sich die Startbaugrube“, erklärt er. „Von hier aus werden im Vortriebsverfahren unterirdisch Rohre zur Zielbaugrube gepresst, die sich auf dem Radweg zwischen der Brücke Goerdtstraße und der Holzhandlung Keespe befindet.“ Die Zielbaugrube sei bereits fertiggestellt.
Doch viele, die den Radweg regelmäßig nutzen, können sich an die dauerhafte Absperrung nur schwer gewöhnen. Wie am Glockengarten gelegentlich zu beobachten, werden die Absperrzäune bisweilen einfach zur Seite geschoben. „Die Baustelle mag ja sinnvoll sein, aber man sieht weit und breit keinen einzigen Arbeiter“, merkt Thorsten Möller (47) kritisch an, der die Trasse zwischen Dahlhausen und Altenbochum gern für seine abendlichen Radtouren nutzt.
+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++
Absperrungen werden täglich kontrolliert
Tatsächlich ist das eigentliche Baufeld an der Goerdstraße vom Glockengarten aus nicht zu sehen. Eine Sperrung des gesamten Abschnitts sei aber dennoch unumgänglich – und werde regelmäßig kontrolliert: „Es gibt täglich Kontrollfahrten der Verkehrsabsperrungen. Diese werden bei Bedarf gerichtet“, berichtet Peter van Dyk. „Die Zugänge zur Baustelle sind mit Bauzäunen und im Bereich der Springorumtrasse auch noch zusätzlich mit Betonblocksteinen gesichert.“
- „Heilfroh, wenn das fertig ist“: Kanalbau in Bochum startet
- Radfahrer aufgepasst: Springorumradweg monatelang gesperrt
- 515.034 Radfahrer: Springorum-Trasse Bochum immer beliebter
Für Merle Schwarze ist die Absperrung vor allem deshalb ärgerlich, weil sie jetzt einen Umweg nehmen muss, um mit dem Fahrrad zu ihrer neuen Schule zu kommen. Mit ihrer Familie wohnt sie an der Bonhoefferstraße, nur einen Steinwurf vom Springorumradweg entfernt: „Eigentlich müsste man nur das Silo auf der Baustelle zwei Meter verschieben und den Bauabschnitt einzäunen. Dann könnte man von hier locker auf den Radweg fahren“, meint Merles Mutter Eva.
So einfach sei das leider nicht, entgegnet der Stadtsprecher: „Die Zufahrtrampe zur Springorumtrasse führt mitten durch das Baufeld aus Baugrube, Arbeits- und Verkehrsbereich. Deshalb war die Einrichtung eines Bypasses nicht möglich.“
Letzte Möglichkeit: Elterntaxi
Und so ist Eva Schwarze gerade dabei, neue Wege für ihre zehnjährige Tochter zu finden, damit sie sicher zur Schule kommen kann. „Über die viel befahrene Wittener Straße wollen wir sie mit dem Fahrrad allein nicht fahren lassen. Das müssen wir erst üben“, sagt sie. Mit Bus und Bahn zum Neuen Gymnasium zu kommen, sei für Merle kompliziert: „Da müsste sie am Bahnhof umsteigen.“ Letzte Möglichkeit: Elterntaxi. „Vorerst werde ich meine Tochter morgens auf dem Weg zur Arbeit an der Schule absetzen, mittags fährt sie mit einer Freundin zurück.“ Bis Merle also selbstständig mit dem Rad zur Schule fahren kann, könnte es noch etwas dauern.
Die Stadt rät, den Umleitungen zu folgen
So wie Merle Schulze dürfte es derzeit viele Kinder geben, die vorerst nicht mehr mit dem Fahrrad über die Springorumtrasse zu ihren Schulen kommen. Die Stadt rät ihnen, der ausgeschilderten Umleitung zu folgen.
„Die Umleitung führt weitestgehend über Straßen mit Radverkehrsanlagen wie Lohring und Steinring“, so Sprecher Peter van Dyk. Die übrigen Abschnitte wie Glockengarten und Goerdtstraße seien Tempo-30-Zonen oder „Spielstraßen“: „Der etwa ein Kilometer längere Weg führt zu drei bis fünf Minuten zusätzlicher Wegzeit und sollte daher eigentlich nicht den Einsatz von Elterntaxis erforderlich machen.“