Bochum/Palo Alto. Sein Abi machte er in Bochum, jetzt ist Felix Schlegel in den USA. Für seine Idee hat er bereits 250.000 Dollar von Investoren eingesammelt.
Vielleicht liest man diesen Artikel in einigen Jahren einmal so, wie man alte Artikel über Mark Zuckerberg oder Elon Musk liest. Denn die Karriere des Bochumers Felix Schlegel (22) ist jetzt schon so steil, dass Großes zu erwarten ist.
Zuletzt hatte die WAZ im Jahr 2018 über den damaligen Schüler der Schiller-Schule berichtet. Da hatte er gerade eine Reise ins Silicon Valley hinter sich, das er mit einem Stipendium besuchen durfte. Inklusive Ortstermin im Steve-Jobs-Theater und einem Treffen mit Apple-Chef Tim Cook.
Bochumer studierte Informatik in München und Cambridge
Programmieren gehörte schon seit vier Jahren zum Alltag des Bochumers, eine App für Trainingspläne oder zum Geldsammeln für Gemeinschaftsgeschenke hatte er bereits entwickelt. Sein Traum damals: Informatik studieren und einmal für Apple arbeiten.
An seinem Traum hat Schlegel festgehalten. Inzwischen sind ein Informatik-Studium in München und Cambridge, ein Praktikum bei Apple sowie ein Forschungsprojekt in Stanford dazugekommen.
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Felix will erst „etwas Eigenes auf die Beine stellen“
Nun steht aber der vermutlich größte Schritt an: Der 22-Jährige steht kurz davor, gemeinsam mit Freunden in den USA eine Firma zu gründen. „Ich habe gemerkt, dass ich erst einmal etwas Eigenes auf die Beine stellen will“, sagt Schlegel über einen möglichen späteren Job bei Apple.
Zu den Firmengründern gehört auch der Velberter Informatiker Marvin von Hagen. Auch wer wurde 2018 von der WAZ interviewt, als er während seiner Schulzeit eine Mathe-App für blinde Schüler entwickelte. Kennengelernt haben sich die beiden im Alter von 15 Jahren bei einer Programmier-Veranstaltung – einem sogenannten Hackathon – in Köln.
Die Firma der Freunde trägt den Namen „The Interaction Company of California“. Und darum geht‘s: „Wir wollen eine Künstliche Intelligenz entwickeln, die wie ein persönlicher Assistent im Email-Postfach arbeitet“, sagt Schlegel. Schluss mit dem Durchforsten von dutzenden Mails nach den relevanten Inhalten, Schluss mit verloren gegangenen Mails, die eigentlich wichtig waren.
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Künstliche Intelligenz soll helfen, Zeit im Mail-Postfach zu sparen
„Die KI kann zum Beispiel eine Zusammenfassung der Mails liefern und Nutzer informieren: Hier sind die Mails, die du zeitnah beantworten musst, dein Amazon-Paket kommt übrigens morgen“, erläutert der Programmierer.
Bekomme man beispielsweise per Mail einen Mietvertrag zugeschickt, könne die KI eine Mail mit dem unterschriebenen Dokument im Anhang vorbereiten. „Downloaden, Ausdrucken, Unterschreiben: solche Sachen muss man als Mensch heutzutage nicht mehr machen“, sagt Schlegel. Die Software solle so Zeit sparen und Arbeiten effizienter machen.
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Junge Gründer aus Deutschland haben schon 250.000 Dollar eingesammelt
Großes Potenzial sehen die Jungunternehmer deshalb auch bei Geschäftskunden. „Wenn Mitarbeiter durch unsere Software mehrere Stunden in ihrem E-Mail-Postfach sparen, ist das für Konzerne ein richtiger Effizienz-Boost“, sagt Schlegel.
Bereits jetzt haben die Start-Up-Gründer eine Viertelmillion Investorengelder eingeworben. Das Geld – meist Beträge zwischen 20.000 und 50.000 US-Dollar – kommt von Privatpersonen aus London, Paris und den USA. „Viele davon haben eigene Tech-Firmen und unterstützen uns mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen“, sagt Schlegel.
Dass manche Menschen fürchten, durch KI könnten Arbeitsplätze verloren gehen, kann Schlegel zwar verstehen, er sagt aber: „Es werden auch neue geschaffen. Früher konnte sich auch niemand vorstellen, dass es mal Jobs wie ‚Influencer‘ gibt.“ Bei seiner Software gelte außerdem immer: Der Mensch bleibt im „Loop“, also: auf „Senden“ muss man am Ende immer noch selbst drücken.
Hintergrund: Silicon Valley
Das Silicon Valley liegt im Süden der San Francisco Bay Area, der Metropolregion um die Städte San Francisco und San José. Es handelt sich um einen der bedeutendsten Standorte der IT- und Hightech-Industrie weltweit. In der Region liegen auch renommierte Universitäten wie Berkeley und Stanford.
Der Name leitet sich von „Silicium“ ab, einem chemischen Element, das häufig Hauptbestandteil bei der Herstellung von Computerbausteinen ist.