Bochum. Im August kehrt das beliebte Fest in die City zurück. Das Risiko für die Wirte steigt, die Preise auch. Denn die Branche hat viele Probleme.

Erfolgreich war 2023 die Rückkehr von „Bochum kulinarisch“. Nach vier Jahren Corona-Pause ließen es sich mehr als 50.000 Besucher in der Innenstadt schmecken. Vom 7. bis 11. August (Mittwoch bis Sonntag) werden die Öfen auf dem Boulevard erneut angeheizt. Doch Bochums größtes Gastro-Fest gerät mehr denn je zum Kraftakt.

Maiabendfest, Zeltfestival, Musiksommer, zuletzt Bochum Total: Veranstalter aller großen Freiluftfeste sehen sich massiv gestiegenen Kosten gegenüber. Material und Personal sind nicht nur knapp, sondern auch teuer. Die strengen Sicherheitsauflagen verschlingen zudem einen beträchtlichen Teil des Budgets.

„Bochum kulinarisch“: Entwicklung im Strätlingshof gilt als Alarmsignal

„Bochum kulinarisch“ wird zur besonderen Herausforderung. Nach wie vor ächzt die Ausgehbranche unter den Folgen von Pandemie und Inflation. Zwar habe sich das À-la-carte-Geschäft weitgehend erholt, beobachtet Lukas Rüger, mit Seran Bahtijari Geschäftsführer der Livingroom-Restaurantgruppe und einer der Macher von „Bochum kulinarisch“. Doch die Umsätze mit Geburtstagen, Hochzeiten oder Jubiläen seien deutlich rückläufig. Gefeiert werde vielfach daheim – oder mit weniger Gästen.

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Als jüngstes Alarmsignal wird in der Branche die Entwicklung im Strätlingshof bewertet. Nach ihrem Einstieg 2023 hat die Livingroom-Gruppe für Ende 2024 den Ausstieg angekündigt. Grund: mangelnde wirtschaftliche Perspektiven. Und das in einem weithin geschätzten und bekannten Traditionslokal im strukturstarken Altenbochum.

Die halbe Ente des Gasthauses Weiß (hier 2023) ist bei „Bochum kulinarisch“ ein Klassiker. Auch im August wird sie auf dem Boulevard serviert.
Die halbe Ente des Gasthauses Weiß (hier 2023) ist bei „Bochum kulinarisch“ ein Klassiker. Auch im August wird sie auf dem Boulevard serviert. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Kalbsfilet für 22,50 Euro: Preise steigen um zehn Prozent

Trotz ungewisser Zukunft wird der Strätlingshof bei „Bochum kulinarisch“ auch in diesem Sommer am Start sein. Dabei sei den Kolleginnen und Kollegen klar: „Alle gehen ins Risiko“, so Rüger. Der finanzielle und personelle Aufwand ist groß. Immerhin bleiben die Lokale während der fünf Tage in der Regel geöffnet. Ein Regentag kann verkraftet werden. Danach wird‘s kritisch. Draufzahlen will niemand. Das könnte existenzgefährdend sein. Den Ableger „Winter kulinarisch“ im Großmarkt Niggemann hatten die Wirte zum Jahresbeginn bereits gestrichen.

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Unausweichlich seien Preiserhöhungen, so Rüger. Durchschnittlich zehn Prozent mehr müssten die Gäste im August zahlen. Der WAZ liegt die aktuelle Preistafel vor. Beispiele bei Hauptgerichten: Die „Bochumer Kultente“ kostet 14,50 Euro, Wildschweinrippchen 15 Euro, Kalbsmedaillons 17 Euro, geschmorte Ochsenbacke 17,50 Euro, Thunfischsteak vom Grill 20 Euro, Kalbsfilet 22,50 Euro. „Vorspeisen bewegen sich um die zehn Euro“, kündigt Lukas Rüger an. Das 0,3-Liter-Glas Bier wird‘s für vier Euro geben: exakt auf Bochum-Total-Niveau.

Hattinger Lokal „Las Olas“ nimmt Platz von Daniel Takeshi ein

Erfreulich für den „Bochum-kulinarisch“-Stamm: Alle vier Lokale, die 2023 als Gäste neu eingestiegen waren, sind wieder dabei: der Grüne Gaul, die Trattoria Momo, das Three Sixty und das Parkhotel Herne. Hinzu kommen aus Bochum Pablo, Livingroom, Strätlingshof, Franz Ferdinand, Löscher, Tucholsky und Waldhaus; aus Hattingen Diergardt‘s Kühler Grund, Gasthaus Weiß und An de Krüpe; aus Herne Meistertrunk.

Den Platz von Sushi-Meister Daniel Takeshi, der sein Restaurant in Altenbochum 2023 geschlossen hat, nimmt Sabri Arslan mit seinem spanischen Lokal „Las Olas“ in Hattingen ein.

Mit ihrer „Kleenen Tocke“ an der Hattinger Straße trotzen Hayri Nargili (re.) und Bilal Balyemez der vielerorts beklagten Krise in der Gastronomie.
Mit ihrer „Kleenen Tocke“ an der Hattinger Straße trotzen Hayri Nargili (re.) und Bilal Balyemez der vielerorts beklagten Krise in der Gastronomie. © WAZ Bochum | Jürgen Stahl

Gastronomen zeigen Mut – und werden belohnt

Dass sich auch abseits von „Bochum kulinarisch“ unternehmerischer Mut auszahlen kann, beweisen aktuell drei Gastronomen. Mit ihrer „Kleenen Tocke“ haben Hayri Nargili und Bilal Balyemez seit einem Jahr zahlreiche Stammkunden im Ehrenfeld gewonnen. Werner Boxbücher hat in seinem Tapas-Lokal „La Mesa“ an der Bessemerstraße in diesen Tagen einen High-Tech-Ofen in Betrieb genommen. Kosten: 30.000 Euro. „Die Gäste sind begeistert“, schwärmt Boxbücher und glaubt fest an eine lohnende Investition.

Alle Infos zum Festival auf bochum-kulinarisch.de