Bochum. Das Maiabendfest ist Bochums ältestes Brauchtum. Doch es gibt zunehmend Geldsorgen. Der Vorsitzende gewährt einen Einblick in den Etat.
Mit Fassanstich und Freibier wird am Donnerstag (27.) um 18 Uhr das 635. Maiabendfest eröffnet. Doch es gibt einen schalen Beigeschmack. Die Zukunft des ältesten Bochumer Brauchtums ist ungewiss. „Bei derartigen Preissteigerungen können wir das nicht mehr jahrelang durchhalten“, warnt der Vorsitzende der Maiabendgesellschaft, Stefan Vahldieck.
Tradition ist den Maischützen lieb und teuer: Auf mehr als 100.000 Euro seien die Kosten für das Stadtfest geklettert, schildert Stefan Vahldieck. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit lägen die Steigerungen bei 40 bis 70 Prozent. Besonders drastisch fielen die Mehrausgaben bei der Sicherheit, der Bühne und der Technik aus.
Maiabendfest in Bochum: Große Sorge um Kostensteigerungen
Zwar hätten die Hauptsponsoren Sparkasse, Stadtwerke, USB und Fiege ihre Zahlungen erhöht und jüngst bis 2025 vertraglich zugesichert. Zwar leiste die Bochum Marketing GmbH als Mitveranstalter einen maßgeblich Anteil an dem Stadtfest. Zwar spült der Stifter der Mai-Eiche – zum 75. Geburtstag in diesem Jahr die WAZ Bochum – zusätzliche Gelder in die Vereinskasse. „Doch auch damit können die massiven Kostensteigerungen nicht kompensiert werden“, sagt Stefan Vahldieck.
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Die Sicherheit sei dabei der größte Posten. Der Technische Betrieb der Stadt sieht sich personell nicht mehr in der Lage, bei Brauchtumsveranstaltungen für die nötige Verkehrssicherheit zu sorgen. Dafür werden jetzt die Vereine in die Pflicht genommen. Dafür erhalten sie Zuschüsse. 24.000 Euro waren es im Februar beim Karnevalsumzug in Wattenscheid. 22.500 Euro sind es bei den Maischützen. „Dieses Geld gab es aber auch schon vor der Neuregelung. Die Summe ist seit Jahren unverändert“, so Vahldieck.
Ausgaben klettern auf breiter Front – vor allem bei der Sicherheit
Zugleich seien die Aufgaben erheblich gewachsen. 80 Seiten umfasst das erforderliche Sicherheitskonzept. Vahldieck: „Wir müssen zum Beispiel für den Festmarsch am Samstag selbst für die Halteverbotszonen sorgen. Dafür beauftragen wir eine Fachfirma für Verkehrssicherung. Wir müssen für die vier Tage und Nächte auf dem Boulevard ein Security-Unternehmen engagieren. Selbst für das Aufhängen der blau-weißen Flaggen in der Innenstadt müssen wir bezahlen.“
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„Alles, wirklich alles“ sei dabei teurer geworden. Einzige Ausnahme: das Technische Hilfswerk, das den Marsch von Harpen in die Innenstadt begleitet. Ohne das vielfältige ehrenamtliche Engagement des 400 Mitglieder starken Brauchtumsvereins sei das Fest nicht zu stemmen – zumal die Maikerls zwar die Plätze für die Verkaufsstände vermieten, jedoch nicht an den Umsätzen für Speis und Trank beteiligt sind.
Vereine wollen mit der Stadt über den Zuschuss reden
Der Blick in die Zukunft ist sorgenvoll. Beim Schützenfest in Harpen am Wochenende ist das Zelt bereits gestrichen worden: zu teuer. „Wir wollen und müssen nur kostendeckend wirtschaften. Aber selbst das passt nicht mehr“, konstatiert der Maischützen-Chef. Es gebe kaum noch Planungssicherheit. Kürzlich sei die Idee aufgekommen, weiterhin jährlich die Eiche aus Harpen in die Innenstadt zu holen, das große Fest aber nur noch alle fünf Jahre auszurichten. „Aber das haben wir schnell verworfen. Das wäre wohl das Ende des Maiabendfestes.“
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Was bleibt? Möglichst an der Einnahmeschraube zu drehen. Im WAZ-Gespräch kündigt Stefan Vahldieck an, beizeiten mit der Stadt über eine Anpassung des jährlichen Zuschusses zu reden. Gut möglich, dass sich die Bochumer Brauchtumsbewahrer dabei an einem Runden Tisch treffen: Auch die Lindener Werbegemeinschaft als Ausrichter des Rosenmontagszuges sieht Handlungsbedarf bei den städtischen Fördergeldern.