Bochum-Wattenscheid. Der Sauerländische Gebirgsverein in Bochum-Wattenscheid verlässt nach 40 Jahren das Kutscherhaus im Südpark, seine Heimat. „Das wird traurig.“
Dem 30. September sehen sie mit einem mulmigen Gefühl entgegen: „Das wird traurig“, sagt Theo Bücker und schaut etwas betreten drein. Bücker war über viele Jahre zweiter Vorsitzender der Wattenscheider Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV), dem jetzt eine harte Zäsur bevorsteht. Denn nach genau 40 Jahren werden die Wanderer zum 1. Oktober ihr Vereinsheim im Höntroper Südpark aufgeben. „Alles muss raus – und zwar besenrein“, meint Bücker und schmunzelt.
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Wanderer müssen ihr Vereinsheim in Höntrop aufgeben
Das Vereinsheim der SGV im Südpark kennen die meisten Wattenscheider unter einem anderen Namen: Kutscherhaus. Idyllisch gelegen, blickt das urige Gebäude aus dem Jahr 1894 auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Einst gehörte das Haus am Reiterweg 18 zum benachbarten Anwesen von Louis Baare, ehemaliger Direktor des Bochumer Vereins und einer der führenden Industriellen des Ruhrgebiets. „Baare ließ hier seinen Kutscher wohnen, daher der Name“, weiß Marion Prätzel-Weiss, Kassenwartin beim SGV.
Seit 1984 nutzen die Mitglieder des SGV das Kutscherhaus als Wanderheim. Zwar gehört es offiziell der Stadt: „Doch gegen eine moderate Pacht sind wir seitdem hier heimisch“, so Prätzel-Weiss. So finden die gemeinsamen Wanderungen hier gern ihren Ausklang, es gibt Kaffeetrinken und Hüttenabende. Die Gesangsgruppe „Die Kutscherhausjungen“, die aus dem Verein hervorging, probt hier für ihre Auftritte. Sogar einige jüngere Leute nutzen den weitläufigen Garten gern für ihre regelmäßigen Treffen: „Sie wandern nur nicht so gern“, sagt Marion Prätzel-Weiss schmunzelnd.
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Mitglieder werden immer älter, Nachwuchs Fehlanzeige
Da liegt auch das Problem: Denn die Mitglieder der Wattenscheider SGV werden immer älter. Mit 42 Jahren ist Sascha Junker der jüngste, die meisten sind zwischen 75 und über 80. Zwar sei die Mitgliederzahl mit etwa 100 weiterhin recht konstant: „Auch an unseren regelmäßigen Wanderungen nehmen immer viele teil“, sagt der langjährige erste Vorsitzende Alfred König. Zuletzt führten die Touren etwa in den Schellenberger Wald oder zur Weißen Flotte nach Essen.
Um das vielfältige Angebot auch weiterhin aufrechtzuerhalten, trafen die Vereinsfreunde eine weitreichende Entscheidung: Sie fusionieren Ende des Jahres mit den anderen SGV-Abteilungen in Bochum-Süd und Witten. Der Haken: „Der Pachtvertrag für unser Kutscherhaus gilt nur so lange, wie es unseren Verein gibt“, so Prätzel-Weiss. Und so geben sie am 30. September den Schlüssel zu ihrer „Hütte“, in der sie gemeinsam so viele fröhliche Stunden verbrachten, endgültig ab: „Schweren Herzens, aber es geht ja nicht anders“, sagt Theo Bücker.
Ungewöhnlicher Ausverkauf im Kutscherhaus
Da die Stadt auf einer Leerräumung bestehe, kommt es am Freitag, 20. September, ab 9 Uhr im Kutscherhaus zu einem ungewöhnlichen Ausverkauf: „Bürger, die Interesse an unserem Inventar haben, können gern vorbeikommen und alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfest ist“, sagt Prätzel-Weiss. Von den Gläsern bis zum Geschirr, von den Küchengeräten bis zum Mobiliar steht alles zur Abholung bereit. „Über eine Spende würden wir uns freuen, denn es kommen zum Auszug noch einige Kosten auf uns zu.“
Und dann? Die Wanderungen werden natürlich weiterhin stattfinden. „Zur Weihnachtsfeier haben wir uns im Kolpinghaus Höntrop angemeldet, wo wir uns auch künftig regelmäßig treffen wollen“, sagt Marion Prätzel-Weiss. „Wie es weitergeht, werden wir sehen.“
Nächste Wanderung am Kemnader See
Die nächste Wanderung plant der SGV Wattenscheid am Mittwoch, 10. Juli. Dann geht es eine Runde lang um den Kemnader See. Treff: 9.30 Uhr am S-Bahnhof Höntrop. Wer mitwandern möchte, muss kein Vereinsmitglied sein.
Eine Abschiedsfeier vom Kutscherhaus findet am Sonntag, 7. Juli, ab 15 Uhr statt. Dazu sind allerdings nur die Vereinsmitglieder eingeladen. Alle Infos und Anmeldung: 0151 4798 6943.