Bochum. Die finanzielle Situation vieler Kitas in Bochum spitzt sich zu. Mit einer Petition fordern sie Unterstützung. Um welche Einrichtungen es geht.

Kita-Leiterin Ramona Di Sabatino zählt auf: „Lebensmittel, Gestaltungsmaterial, Toilettenpapier, alles ist teurer geworden..“ Die finanzielle Situation in ihrer Einrichtung, der Outlaw-Kita an der Dr.-C.-Otto-Straße in Dahlhausen, spitze sich zu. Genauso wie die in vielen anderen Einrichtungen in Bochum und darüber hinaus. Die freien Träger seien am Limit.

„Jede Kita hat eigenes Verfügungsgeld“, erklärt Di Sabatino. Die in Dahlhausen habe davon im vergangenen Jahr zum Beispiel neue Schirme gekauft, die im Außenbereich Schatten spenden. „Das wäre in diesem Jahr gar nicht möglich. Wir hoffen wirklich, dass nichts Teures, wie zum Beispiel die Spülmaschine, kaputtgeht. Das wären 4000 Euro.“

Kitas mahnen an: „Die freien Träger sind am Limit“

Sechs Kitas hat der Träger Outlaw in Bochum, rund 40 in ganz NRW. „Es wird allen geraten, dass wir sparen sollen“, gibt Di Sabatino einen Einblick. Die Rücklagen der Kitas, Gewinne dürften sie nicht erzielen, seien in der Vergangenheit erheblich geschrumpft.

Stephanie Irmscher ist stellvertretende Kita-Leiterin der Outlaw-Einrichtung in Bochum-Dahlhausen.
Stephanie Irmscher ist stellvertretende Kita-Leiterin der Outlaw-Einrichtung in Bochum-Dahlhausen. © WAZ | Carolin Rau

Das liege an den steigenden Preisen – inflationsbedingt. Viel gravierender sei aber: Die Pauschalen, die die freien Träger vom Land NRW für Sach- und Personalkosten erhalten und die im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) festgelegt sind, würden seit Jahren nicht für eine stabile Finanzierung reichen. „Die freien Träger sind am Limit“, heißt es in einer Petition, die vom „Kita Bündnis NRW“ eingerichtet wurde.

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Darin heißt es: „Auch die 8000 freien Kitas im Land wollen ihre Mitarbeitenden weiterhin gerecht bezahlen. Jedoch geht ihnen aktuell das Geld aus.“ Das Land würde die Tarifsteigerungen nicht berücksichtigen, „obwohl viele freie Träger die vereinbarten Lohnsteigerungen bereits seit letztem Jahr zahlen.“

Kita-Träger Outlaw in Bochum befürchtet: Weniger Kita-Plätze, mehr Personalsorgen

Von Outlaw, der Träger ist Teil des „Kita-Bündnisses“, heißt es dazu: „Wer einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz umsetzt, muss auch die anfallenden Kosten dafür übernehmen.“ Die Kitas fordern, dass Tarifergebnisse und Sachkostensteigerungen künftig berücksichtigt werden. Ansonsten sei die Existenz vieler Träger bedroht: Kita-Plätze würden verloren gehen, der Fachkräftemangel steigen.

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Dass den vielen Kitas das Geld fehlt, zeige sich vor Ort deutlich, zum Beispiel mit Blick auf das Personal. Im KiBiz würde nur die mindestens notwendigen Fachkraftstunden für die Kitas berechnet. „Wenn zwei Leute krank sind, wird es eng. Wenn das Mindestpersonal unterschritten ist, muss ich Eltern anrufen und die Betreuungszeiten einschränken“, so Di Sabatino. Das passiere immer wieder.

In den Outlaw-Kitas in Bochum stehen derzeit Aktionsstände, die auf die finanzielle Situation hinweisen. Viele Eltern, darunter (von links) Tabea Förster und Carolin Fiege, haben in der Vergangenheit eine Petition unterschrieben. Auch die Kita-Leitung –Stephanie Irmscher und Ramona Di Sabatino – hofft, mit der Petition etwas zu bewegen.
In den Outlaw-Kitas in Bochum stehen derzeit Aktionsstände, die auf die finanzielle Situation hinweisen. Viele Eltern, darunter (von links) Tabea Förster und Carolin Fiege, haben in der Vergangenheit eine Petition unterschrieben. Auch die Kita-Leitung –Stephanie Irmscher und Ramona Di Sabatino – hofft, mit der Petition etwas zu bewegen. © WAZ | Carolin Rau

Darunter leiden die Familien. „Wenn wir die Kinder nicht bringen können, können wir nicht zur Arbeit fahren und fallen aus, im Büro oder im Krankenhaus“, schildert Carolin Fiege, deren Kind die Kita an der Dr.-C.-Otto-Straße besucht. Dass es Personalmangel in den Kitas gibt, bekommen die Eltern deutlich mit. „Es liegt in unserem Interesse, dass sich dort etwas tut“, so Anna Füllhase.

Aktionsstand weist auch Petition hin – 23.000 Unterschriften

23.000 Menschen unterschreiben Petition

In allen Outlaw-Kitas in Bochum steht derzeit ein Aktionsstand, der auf die Petition „Rettet die Kitas in NRW“, verweist.

Insgesamt haben diese rund 23.000 Menschen unterschrieben, darunter vom Träger Fröbel – er eröffnet bald Einrichtungen in Bochum.

Der Link zur Petition: www.change.org/p/rettet-die-kitas-in-nrw .

Die Kitas sollten die Möglichkeiten haben, Anschaffungen zu tätigen, ihr Personal weiterzubilden. „Aber es ist ja kaum möglich, Personal für Fortbildungen freizustellen“, so Fiege. Stephanie Irmscher, stellvertretende Kita-Leiterin, ergänzt: „Diese Situation schreckt neue Fachkräfte ab.“ Neben größeren Kitas wie Outlaw seien davon auch kleinere Elterninitiativen betroffen, die die finanzielle Situation noch weniger gut auffangen könnten.