Bochum. Zigtausende gehen gegen Rechtsextremismus auf die Straße – auch in Bochum. Comedian Sebastian 23 glaubt: Wir müssen uns viel mehr einmischen.
Kriege in Europa und Nahost, ein überhitzter Planet, Rechtsextreme auf dem Vormarsch: Es scheint, als sei die Welt im Dauerstress. Die Nachrichtenlage lässt uns oft überfordert und entmutigt zurück. Doch zwischen schmelzenden Polen, Sturmfluten, Dürre und Pandemie bleiben immer auch ein Fünkchen Hoffnung und viel Raum für Schönes: Davon erzählt der Bochumer Autor und Comedian Sebastian 23 in seinem neuen Buch „Alles wird gut – Die Welt retten in 5712 einfachen Schritten“, das soeben erschienen ist. Woher nimmt er diesen Optimismus? Die WAZ fragte mal nach.
Sebastian 23 aus Bochum macht sich Sorgen um die Weltlage
„Alles wird gut“ ist angesichts der aktuellen Weltlage ein schöner, aber vielleicht auch etwa naiv klingender Titel für ein Buch. Worum geht es darin?
Sebastian 23: Eigentlich geht es darum, den Leserinnen und Lesern in kurzen Kapiteln zu vermitteln, dass die Welt noch nicht verloren ist und dass es sich lohnt, für sie zu kämpfen. Wenn man sich die gruseligen Zukunftsszenarien etwa aus der Klimaforschung ansieht, könnte man den Eindruck gewinnen, dass ohnehin längst alles vorbei ist, aber ich glaube: Es liegt an jedem einzelnen, etwas dagegen zu tun. Und es besteht akuter Handlungsbedarf.
Kleine Schritte in eine bessere Zukunft
Wie kann man diese Welt denn zu einem bessere Ort machen?
Das Schöne ist: Es passiert ja längst. Man darf sich nur nicht von den Nachrichten mit all den Naturkatastrophen und Kriegen komplett entmutigen lassen. Jeder einzelne von uns kann kleine Schritte in eine bessere Zukunft gehen. Wir dürfen uns nur nicht zurücklehnen und müssen dringend davon ablassen, jede Veränderung direkt als eine Verschlechterung wahrzunehmen. Wir können es schaffen, in einer gerechteren und besseren Zukunft zu leben, wir müssen uns nur die Zuversicht bewahren.
In Ihrem Buch zählen Sie „5712 einfache Schritte“ in Richtung einer besseren Zukunft auf…
(lacht) Das ist nur eine grobe Schätzung!
Welche wären denn die ersten drei?
Erster Schritt: Man sollte sich über die aktuelle Lage informieren und schauen, was man selbst beitragen kann. Man kann etwa auf Demos gehen und damit ein Zeichen setzen für eine weltoffene Zukunft, wie es zuletzt bei den Demonstrationen gegen rechts großartig geklappt hat. Zweiter Schritt: Man sollte sich Gleichgesinnte suchen und sich in Vereinen engagieren. Man kann etwa den Naturschutz oder die Verkehrswende unterstützen. Überall gibt es Menschen, die sich für eine gute Sache einsetzen. So merkt man, dass man nicht allein ist. Und drittens: Jeder kann etwas auf die Beine stellen, so schwer ist das nicht. Ob es ein Aufruf zum Müllsammeln im Stadtpark ist oder eine Rad-Demo durch die Innenstadt: Die Möglichkeiten sind vielfältig. Sobald man selbst aktiv wird, fühlt man sich nicht mehr so ohnmächtig.
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Sie sind Vater zweier kleiner Kinder. Machen Sie sich manchmal Sorgen, in welcher Welt die beiden wohl alt werden müssen?
Absolut. Wenn man sich allein den rasant fortschreitenden Klimawandel ansieht, wird es für sie vermutlich richtig ernst. Die Folgen sind schon jetzt weltweit zu spüren. Und wenn man jetzt nichts dagegen unternimmt, wird die Lage immer schlimmer. Aber es geht mir nicht darum, den Leuten ihre Urlaubsreisen und ihre Schnitzel wegzunehmen. Wir müssen nur gemeinsam schauen, wie wir aus dieser Krise herauskommen. Es gibt geschätzt etwa 1000 Krisen auf der Welt, aber auch mehr als acht Milliarden Menschen, die etwas ändern können.
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Ernste Themen, humorvoll verpackt
Für einen Künstler, der sein Geld damit verdient, andere zum Lachen zu bringen, sind das überraschend ernste Themen. Steckte schon immer ein Grübler in Ihnen?
Ein politisch denkender Mensch bin ich immer gewesen. Wenn ich die Reichweite, die sich mir bei meinen vielen Tourneen bietet, nutzen kann, um den Zuschauern ein paar sinnvolle Gedanken mitzugeben, mache ich das gern. Denn mit Humor erreicht man die Menschen viel leichter. So ist auch das neue Buch gedacht: Es soll mit einem Augenzwinkern die Absurditäten unseres Lebens aufzeigen.
Vorreiter der Poetry-Slam-Szene
Sebastian 23 heißt mit bürgerlichem Namen Sebastian Rabsahl (44). Bekannt wurde er als ein Vorreiter der deutschen Poetry-Slam-Szene. Sein Buch „Hinfallen ist wie Anlehnen, nur später“ schaffte es auf die Spiegel-Bestsellerliste, dazu ist er mit seinen Comedy-Programmen deutschlandweit auf Tournee.
„Alles wird gut“ ist bereits sein 14. Buch. Erschienen ist es im Bene-Verlag (176 Seiten, 18 Euro). Alle Infos: sebastian23.org