Bochum-Langendreer. Vom Klima bis Gendern: In seinem neuen Solo nimmt sich Comedian Sebastian 23 aus Bochum viel vor. Im Bahnhof Langendreer gibt er ein Heimspiel.

Flensburg, Berlin, Darmstadt, Konstanz: Das Tourleben hat den Comedian Sebastian 23 aus Bochum in diesen Wochen fest im Griff. Beinahe jeden Abend steht er in einer anderen Stadt auf der Bühne. Doch auch der passionierteste Bahnfahrer kommt irgendwann am liebsten nach Hause. Am kommenden Freitag, 22. September, um 20 Uhr gibt Sebastian ein „Heimspiel“ im Bahnhof Langendreer. Mit dabei: sein brandneues Programm „Maskenball“.

Heimspiel für Sebastian 23 in Bochum

Als Pionier der Poetry-Slam-Szene hat sich Sebastian Rabsahl auf deutschen Kabarettbühnen einen Namen gemacht. Seit Beginn der 2000er Jahre erfreut sich der Poetry-Slam einer immensen Beliebtheit, dabei folgt der launige Wettstreit strengen Regeln: Jeder Slam-Poet geht mit einem selbst geschriebenen Text auf die Bühne und hat dann nur wenige Minuten Zeit, um das Publikum von seinen Qualitäten zu überzeugen. Sebastian war 23 Jahre jung, als er zum ersten Mal an diesen Wettbewerben teilnahm: „Daher der nicht sonderlich originelle Künstlername“, erzählt der heute 44-Jährige lächelnd.

Für Poetry-Slam wurden die Hallen immer größer

Bei den Anfängen des Poetry-Slams in der Bochumer Kneipenszene war Sebastian hautnah dabei. Erst im ehemaligen Rauschen an der Herner Straße, später im Freibeuter, dann in der Rotunde und im Riff fanden die Abende statt. Die Hallen wurden zusehends größer: „Das hat erstaunlich gut funktioniert“, sagt er. „Wir hätten zu Beginn nie gedacht, mit einer Lesung einen ganzen Saal füllen zu können, aber die Leute mögen diese Art von ungezwungener Unterhaltung. Das sind keine trockenen Lesungen, da ist viel Action drin.“

Klimaaktivistin Greta Thunberg (Mitte) bei der Demonstration gegen den Braunkohleabbau Mitte Januar in Lützerath. Kurz nach ihrem Auftritt kam der Bochumer Comedian Sebastian 23 auf die Bühne – und wunderte sich nicht schlecht.
Klimaaktivistin Greta Thunberg (Mitte) bei der Demonstration gegen den Braunkohleabbau Mitte Januar in Lützerath. Kurz nach ihrem Auftritt kam der Bochumer Comedian Sebastian 23 auf die Bühne – und wunderte sich nicht schlecht. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Sein enormes Talent als Slam-Poet führte Sebastian 23 schnell auf größere Bühnen: Er gastierte bei „TV Total“ und in diversen Talkshows. Er schrieb zahlreiche Bücher und entwickelte 2008 sein erstes Soloprogramm. Ob das nun Poetry-Slam, Kabarett oder Comedy ist: Mit diesen Begrifflichkeiten tut sich Sebastian etwas schwer. „Wahrscheinlich ist es ein Mix aus allen drei Sachen. Poetry-Slam-Elemente sind immer mit drin, auch Wortspielgedichte, weil ich ein großer Fan von Heinz Erhardt bin.“ Daneben schlagen seine Abende verstärkt ernste Themen an: „Ich bin auf jeden Fall politischer geworden.“

Meisterschaften im Poetry-Slam kommen nach Bochum

Der in Duisburg geborene Sebastian Rabsahl ist mit der Schauspielerin Friederike Becht verheiratet, sie haben zwei gemeinsame Kinder. Ihrer Heimatstadt Bochum bleiben sie gerne treu: „Ich bin vor 23 Jahren hierher gezogen und fühle mich tatsächlich sehr wohl“, sagt er.

Bochum habe alles, was eine Großstadt braucht: „Die Stadt ist nicht zu klein und nicht zu groß. Die Leute sind nett.“ Vor elf Jahren war Rabsahl Mitbegründer der Agentur Wortlaut Ruhr, die vom 27. bis 30. Oktober die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry-Slam in Bochum organisiert. Das Finale steigt beim Starlight Express.

Neues Programm mit vielen tagesaktuellen Bezügen

Auch sein neues Programm „Maskenball“ ist randvoll mit tagesaktuellen Liedern, Texten, Stand-Up und Impro, vom Gendern bis zur „Zwangs-Veganisierung“. So wirft er einen satirischen Blick auf all die Masken, die die Menschen im Alltag so gerne tragen. Und er erzählt von Dingen, die ihn besonders beschäftigen: etwa dem Klimawandel. „Das ist die größte Herausforderung dieses Jahrhunderts.“ Doch statt nur düstere Zukunftsbilder zu malen, möchte er solch schweren Themen auch leichte Noten abringen: „Es tut gut, darüber auch mal lachen zu können.“

Kuriose Begegnung mit Klimaaktivistin Greta Thunberg

Apropos Klima: An seine Begegnung mit der Aktivistin Greta Thunberg von „Fridays for Future“ erinnert sich Sebastian gern. „Ich war im Januar bei der Groß-Demo in Lützerath dabei und bin direkt nach ihr aufgetreten. Greta sprach, dann war ich an der Reihe.“

Die kuriose Folge: „Ich kam auf die Bühne, und etwa 35.000 Leute drehten sich um und gingen. Die Fernsehkameras wurden abgebaut und ich stand dort oben ganz allein. Das muss man mal erlebt haben.“ Hinter den Kulissen habe er Thunberg als sehr angenehm erlebt: „Sie ist überhaupt keine laute Person, die dauernd vor sich hin schimpft, sondern überaus klug und bedacht.“