Bochum. Aus für die Gaststätte im Kulturzentrum Bahnhof Langendreer. Die Restaurant-Betreiberin hatte AfD-Posts geteilt. Es folgte ein bitterer Streit.
Nach einem erbitterten Streit um AfD-Posts auf der privaten Facebook-Seite der Restaurant-Betreiberin im Kulturzentrum Bahnhof Langendreer haben die Gastronominnen ihre Gaststätte verlassen. „Die Pächterin und die Mitbetreiberin sind zum 31. Dezember ausgezogen“, bestätigt das Kulturzentrum Bahnhof Langendreer auf Nachfrage.
- Das Bochumer Kulturzentrum Bahnhof Langendreer hat der Restaurant-Pächterin des „K-Manns“ gekündigt. Die Gastronomin Katinka Kellermann bestreitet die Vorwürfe vehement und zeigt sich schockiert.
- Das Kulturzentrum Bahnhof Langendreer überschreitet mit seiner Kündigung gegen AfD-Postings der Restaurant-Besitzer eine Grenze, kommentiert WAZ-Redakteurin Karoline Poll.
Das soziokulturelle Zentrum wirft Gastronomin Katinka Kellermann vor, mehrfach Posts der AfD im sozialen Netzwerk Facebook geteilt zu haben. Nach dem Versuch einer Aussprache war es zum erbitterten Streit zwischen den ehemaligen Geschäftspartnern gekommen. Bereits im September hatte es nach Angaben des Kulturbahnhofs erste Hinweise auf die vermeintlich rechtsextremen Inhalte auf dem privaten Facebook-Profi der Gastronomin gegeben.
AfD-Posting auf Facebook geteilt: Bochumer Kulturzentrum machte Vorwürfe öffentlich
Nach einem Gespräch mit laut Kulturzentrum „kaum Problembewusstsein“ folgte im Oktober die fristlose Kündigung. Es sei völlig klar, was der Bahnhof Langendreer für eine politische Grundhaltung habe, das sollte auch den Pächtern der Kneipe klar sein, hieß es damals. Der Bahnhof Langendreer hatte die Vorwürfe auf seiner Internetseite öffentlich gemacht.
Bei den drei Postings hatte es sich um Vorträge von AfD-Politikern zur Maskenpflicht und zur „psychologischer Manipulation des Volkes“, sowie um einen Beitrag über Kinderarbeit in Afrika für Batterien in Elektro-Autos gehandelt. Eine politische Nähe zur AfD oder eine rechtsextreme Haltung hatte die Mitbetreiberin des Restaurants aber immer vehement bestritten. Ihre Erklärung: Sie habe die Inhalte weiterverbreitet, ohne zu wissen, dass es AfD-Inhalte sind. Sie sei seit einer Erkrankung blind, habe die eingeblendeten AfD-Logos gar nicht erkennen können.
Aktivisten beziehen Stellung – Hasskommentare im Netz
Zahlreiche Aktivisten hatten nach der Berichterstattung über die Auseinandersetzung deutlich Stellung bezogen. So begrüßte etwa das Bochumer Bündnis gegen Rechts „die konsequente Haltung des Kulturbahnhofs Langendreer“. Auch außerhalb des Wahlkampfs dürfe die Existenz einer Partei wie der AfD nicht als Normalität akzeptiert werden. „Dafür bedarf es immer wieder einer so konsequenten Abgrenzung, wie sie der Bahnhof Langendreer vollzogen hat.“ Das Friedensplenum Bochum schrieb, dass es Konsens in der Stadt sei müsse, die AfD in der Gesellschaft konsequent auszugrenzen.
Die Betreiberinnen hatten ursprünglich angekündigt, sich gegen die fristlose Kündigung juristisch wehren zu wollen. Weil die beiden die Gaststätte nicht verlassen wollten, ihren Lieferservice sogar kurzfristig weiterführten, folgte eine Räumungsklage. „Nach dem Streit um die Posts haben immer weniger Menschen bei uns bestellt“, sagt Katinka Kellermann im Gespräch mit der WAZ. Auch sei die Belastung durch Hasskommentare im Netz zu groß geworden. „Jetzt ist der Laden weg, wir hatten keine Chance außer zu schließen.“
Wie es nun mit der Gaststätte im Kulturzentrum weitergeht, ist noch unklar. Ursprünglich hatte der Bahnhof Langendreer angekündigt, das Restaurant nun selber betreiben zu wollen. „Dazu hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die hier verschiedene Modelle diskutiert, beziehungsweise Beratung dazu einholt“, sagt Vorstandsmitglied Kristin Schwierz. Wann mit einem Ergebnis zu rechnen ist, steht noch nicht fest.
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