Bochum Harpen. Kinder in Bochum-Nord schaffen gemeinsam eine Stadt aus Legosteinen in der Gemeinde “Haus Lobetal“. Was der christliche Glaube damit zu tun hat
So viele Legosteine auf einmal hat wohl noch keiner von ihnen gesehen. Hunderte sind schon im Stadion und Leuchtturm verbaut, in der roten Kirche und dem meterhohen Hochhaus stecken über 1000 Steinchen. In Kisten und Margarine-Packungen, Bechern und Schalen lagern derweil noch weitere Legos in insgesamt 15 Farben: Rote und blaue, Tiere und Figürchen, Blumen und Fensterrahmen.
"Es macht richtig Spaß, damit so kreativ sein zu können", sagt Linell (9), die mit ihrem Bruder Joel (6) gerade an einem blauen Wohnhaus baut. Gemeinsam mit 37 weiteren Kindern machen die Geschwister bei der Aktion der "Landeskirchlichen Gemeinschaft" im Haus Lobetal mit. "Man kann sich einfach ein Haus bauen, so wie man selbst gerne drin wohnen würde", sagt das Mädchen.
Aktion im "Haus Lobetal" in Bochum-Harpen
Absprechen müssen sich die kleinen Bauarbeiter trotzdem immer wieder: "Joel, der Stein kommt an eine andere Stelle", sagt Linell und zeigt ihrem Bruder den richtigen Ort, wie er in der Anleitung vermerkt ist. Nach Anleitung musste allerdings niemand vorgehen, die Nachwuchs-Architekten konnten auch ihre komplett eigenen Baupläne entwerfen.
In vier Bauzeiten an drei Tagen haben die 8- bis 12-Jährigen so eine komplett eigene Stadt erschaffen: Mit Häusern, Hotel, Polizeistation, Yachthafen, Tiergehege, Krankenhaus und Schule. Über mehrere Meter zieht sie sich bereits durch die Räumlichkeiten im Haus Lobetal.
Ganze Legostadt entstanden
"Ich baue gerade an einem sechseckigen Haus", sagt Jonathan (12) und zeigt das Fundament aus roten Ziegeln. Mit Legosteinen baue er schon, seit er denken könne. Das mache schließlich in jedem Alter Spaß.
"Architekt will ich allerdings nicht werden, sondern lieber Lokführer", sagt Jonathan. Ein Glück, dass in der Legostadt auch eine Zugstation geplant ist. Aus seiner Sicht seien Hochhaus und Kirche allerdings die Hingucker geworden. "Einfach, weil da die meisten Steine verbaut sind", sagt der Junge.
Mehr als Kreativsein
Gestellt werden die Massen an Steinen vom "Kids Team", das in ganz Deutschland unterwegs ist. Etwa 30 Einsätze im Jahr verbucht Leiter Knut Ahlborn - von Ostfriesland bis nach Stuttgart. Und das seit fast 20 Jahren. "Die Kinder leben beim Bauen ihre Kreativität aus, aber es geht um noch viel mehr", verrät der Organisator.
Eine Stadt entstehe nur solidarisch und mit gegenseitiger Hilfe. "Auch für eine Legostadt muss man sich schließlich absprechen, nicht jeder kann ein Stadion bauen", sagt Ahlborn und lacht. So lernten die Kinder ganz nebenbei wichtige Lektionen des Miteinanders.
Biblischer Input
Doch auch biblischen Input will man den Kindern mitgeben: "Nicht nur ein Haus hat ein Fundament, sondern auch das eigene Leben", erklärt der Leiter. Ebenso thematisiere man es, wenn etwas beim Bau schieflaufe. "Vorhin wurden zum Beispiel Fenster vergessen und dann haben wir gemeinsam überlegt, wie wir den Fehler beheben", sagt er.
Für all diese Gedanken gibt es neben der Bauzeit ein Programm mit Liedern, Spielen und Geschichten. Darin geht es um den, aus Sicht der Kirche, "größten Baumeister aller Zeiten" - Gott. Im Flyer zum Projekt heißt es: "Was nützt es den Kindern, wenn sie alles Mögliche in ihren Zimmern haben - aber ihre Herzen sind leer, traurig und voller Sehnsucht nach einer Antwort auf die Frage "Wozu bin ich auf dieser Erde? Gibt es dafür einen "Bauplan"?"
Gottesdienst zum Abschluss
Zwischen Lego-Grundsteinlegung, Fensterbau, Bedachung und Begrünung geht es deshalb auch immer wieder um den Bau des eigenen "Lebenshauses". "Wir veranstalten das Ganze schon seit fünf Jahren, etwa alle zwei Jahre, und präsentieren den Eltern die Legostadt am Ende in einem Familiengottesdienst", sagen Annette Salberg und Angeli Thriemer von der "Landeskirchlichen Gemeinschaft" im Bochumer Haus Lobetal.
Biblische Geschichten würden dann mit Lego-Motiven illustriert. "Gestern haben wir zum Beispiel die Geschichte von Zachäus und seiner Begegnung mit Jesus gehört", sagt Salberg.
Evangelische Gemeinde
Die "Landeskirchliche Gemeinde Haus Lobetal" ist eine evangelische Gemeinde im Bochumer Norden. Sie gehört einem freien Werk, dem Westfälischen Gemeinschaftsverband, an.
Die Gemeinde finanziert sich durch Spenden von Mitgliedern und Gottesdienstbesuchern. Zuschüsse aus Stadt, Land und Kirche gibt es für Projekte wie Freizeiten und die Kinder- und Jugendarbeit. Das Gemeindezentrum ist an der Adresse Ecksee 36.