Bochum-Hamme. Im Jahr 1930 wurde die Epiphanias-Kirche im Bauhaus-Stil gebaut. 90 Jahre legen kleine Lego-Fans selber Hand an – und bauen die Kirche neu.

Ein kompletter VW-Bus voller Legosteine, das heißt: etwa 50 Kilogramm, viele bunte Kisten und Tausende Steine. Für Carlotta, Elisa, Claudius und Edda heißt das aber vor allem: „Jede Menge Spaß“, sagen die Kids, die am Samstag zum Lego-Tag in die Epiphanias-Kirche in Bochum gekommen sind.

Dass Kirchen so ihren Geburtstag feiern, hätten die Vier nicht gedacht, sind aber nun begeistert und tüfteln an ihrer eigenen Kirche. „Ich setze gerade die Fenster ein“, sagt Elisa (7) und zeigt die Mauern. Claudius (7) sagt: „Die Epiphanias Kirche wurde in neun Monaten gebaut. Sie hat sogar den Zweiten Weltkrieg überlebt.“ Auch Azizi (13) werkelt an einer Kirche. „Es wird eine Schlosskirche“, erklärt sie. Sie sei ohne Plan gestartet und habe ihre Steine ein paar Mal umstecken müssen. „Da kann man sich vorstellen, wie kompliziert es ist, eine echte Kirche zu bauen“, sagt sie.

Echte Tüftler: Christoph (links) hilft seinem Sohn Elia (7) beim Bau einer Kirche aus Lego-Steinen.
Echte Tüftler: Christoph (links) hilft seinem Sohn Elia (7) beim Bau einer Kirche aus Lego-Steinen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Autobahnkirche hat einen geometrischen Baustil

Betraut mit dieser Aufgabe war 1929 der Architekt Wilhelm Tiefenbach aus Castrop-Rauxel. Im Sinne des damals modernen Bauhauses, gestaltete er die Kirche funktional und schlicht. „Die Kirche ist so eckig wie Legosteine“, sagt Pastor Michael Otto. „Anstelle einer bildlichen Sprache, hat die Kirche eine Formsprache“, sagt er und deutet auf geometrische Rechtecke, die die Fenster zieren. Bis auf das Jesuskreuz kommt die Epiphanias-Kirche ohne plastische Bilder aus.

Nicht nur das macht sie besonders, gleichzeitig ist sie Autobahnkirche. „Davon gibt es 45 in Deutschland“, sagt Otto. Für ihn ist es etwas Besonderes, hier zu predigen.

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Autofahrer können hier kurz zur Ruhe kommen

„Wir haben das ganze Jahr über geöffnet, Autofahrer können einen kurzen Halt machen und zur Ruhe kommen“, erklärt Otto. Wer die A 40 abfährt und einkehrt, zündet eine Kerze an, betet oder trägt sich in das Anliegenbuch ein. „Darin kann man richtig schmökern“, sagt Organist Niels Nabring.

Und tatsächlich, ein Blick hinein zeigt: Gläubige von nah und fern haben sich mit Wünschen wie „Steh meiner Frau bei ihrer OP bei“, „Schenk uns ein Kind“ oder „Begleite Rita auf ihrer Reise“ ebenso verewigt, wie mit Dankessprüchen: „Du bist meine Heimat“.

1930 eingeweiht

Die Grundsteinlegung der Epiphanias-Kirche erfolgte am 7. Juli 1929. Am 2. Februar 1930 wurde die Kirche dann geweiht.

Die Autobahnkirche war die erste in einer deutschen Großstadt und ist Teil der Route der Industriekultur.

Seit zehn Jahren Autobahnkirche

Nabring weiß bestens über die Kirchengeschichte Bescheid: „Seit 2005 steht sie unter Denkmalschutz und seit zehn Jahren ist sie Autobahnkirche.“ Das kam so: „Pfarrer Andreas Volke, der damals für die Kulturhauptstadt Ruhr zuständig war, sah vom Ruhrschnellweg aus die Epiphanias-Kirche“, so Nabring. Wegen des industriellen Ziegelbaus habe er sie gar nicht für eine Kirche gehalten, dann aber das Kreuz auf dem Dach entdeckt und die Idee für eine Autobahnkirche entwickelt.

Die kleinen Bauherren interessiert all das weniger, sie feilen lieber an ihren Lego-Kirchen. „Wenn ich eine echte Kirche bauen würde, wäre sie auf jeden Fall viel bunter“, sagt Frieda (9). „Normalerweise machen wir hier das Krippenspiel, deshalb ist es cool, an diesem Ort Lego zu bauen“, findet Luise. Auch für Max (7) ist das Abwechslung: „Sonst baue ich Autos und Fähren“, verrät er. Nico ist mit seinem gelb-schwarzen Bauwerk bereits fertig. „Das ist keine BVB-Kirche“, stellt er klar.

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