Bochum. Mit der Umweltzone Ruhrgebiet sollte bereits vor zehn Jahren Bochums Luft sauberer werden. Seitdem hat sich viel getan und es gibt mehr Pläne.
„Die Umweltzone ist ein räumlich abgegrenztes Gebiet, in dem Fahrverbote für bestimmte Fahrzeuge gelten.“ So erklärt die Stadt Bochum, was es mit der vor zehn Jahren eingerichteten „Umweltzone Ruhrgebiet“ auf sich hat. Wer sich nicht an das Verbot hält und dabei erwischt wird, dem geht es seit dem 13. Juli 2012 ans Portemonnaie.
Seit diesem Tag ist die Umweltzone auf Bochumer Gebiet komplett beschildert, und seitdem kontrolliert die Stadt auch die Einhaltung der Verbotszone. „Wer keine Plakette hat, muss mit einem Bußgeld in Höhe von 40 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen“, warnte die Bochumer WAZ ihre Leserinnen und Leser vor zehn Jahren.
Umweltzone Ruhrgebiet: Seit 2014 geht’s nur noch mit grüner Plakette
Streng aussortiert wurde damals aber noch nicht. Im Jahr 2012 durften noch Fahrzeuge mit roter, gelber und grüner Plakette in die große Umweltzone, die beinahe das gesamte Revier umfasst, einfahren. Im Jahr 2013 durften dann noch Fahrzeuge mit gelber und grüner und ab dem Jahr 2014 schließlich nur noch solche mit grüner Plakette die Umweltzone Ruhrgebiet durchfahren.
Ziel der Maßnahme war und ist es, den Ausstoß gesundheitsschädlicher Schadstoffe durch Fahrzeuge zu verringern, um die Luft im Ruhrgebiet sauberer zu machen. Insbesondere die Belastung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid soll so minimiert werden.
Aus vielen kleinen wurde eine große Umweltzone
„Hauptverursacher der Belastung ist der Straßenverkehr mit dem Ausstoß von Stickstoffdioxid“, erläutert Peter van Dyk aus der Pressestelle der Stadt Bochum. „Daher wurden zunächst die stark emittierenden Fahrzeuge aus den belasteten Regionen ausgeschlossen. Durch diese 2008 eingerichteten Umweltzonen wurde ein deutlicher Belastungsrückgang festgestellt.“
Allerdings wurden auch nach der Einrichtung der kleineren Umweltzonen die Grenzwerte für Stickstoffdioxid nicht überall eingehalten. 2011 wurden deshalb die kleinen Umweltzonen zur einer zusammenhängenden regionalen „Umweltzone Ruhrgebiet“ erweitert. Immerhin: Die Kontrollmessungen für Feinstaub lagen in Bochum seitdem immer deutlich unter den erlaubten Grenzwerten. Schlechter sieht es da allerdings bei der Belastung mit Stickstoffdioxid aus.
Stickstoffdioxid bleibt ein Problem auf Innenstadtstraßen
In vielen Großstädten des Landes lag die Belastung mit Stickstoffdioxid trotz der Maßnahmen an stark befahrenen, eng bebauten Innenstadtstraßen bis Ende 2018 über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert. In Bochum war hier besonders die Herner Straße betroffen. Daher hat die Stadt damals einen Katalog aus kurzfristigen und langfristigen Maßnahmen entwickelt, die das Ziel verfolgen, die Situation zu verbessern.
„Hierzu leistet die Ende 2018 zwischen der Anschlussstelle Bochum-Zentrum (A40) und der Anschlussstelle Bochum-Riemke (A43) eingerichtete Tempo-30-Zone einen erheblichen Beitrag“, so Peter van Dyk. Zusätzlich gibt es für Lkw über 7,5 Tonnen ein Durchfahrtverbot über die Herner Straße. Seit Februar 2019 wird zudem die Geschwindigkeit kontrolliert.
Während Anwohnerinnen und Anwohner von Nebenstraßen sich über mehr Verkehr beschweren, sieht die Stadt in den Maßnahmen eine Erfolgsgeschichte: „Nach dem Verkehrsmodell und den Verkehrszählungen der Stadt Bochum verbleibt der durch diese Maßnahme verlagerte Fahrzeugverkehr auf den Autobahnen A40 und A43. Die absoluten Zunahmen im Nebennetz sind gering, der Verkehr scheint sich großräumig zu verteilen und die Herner Straße wird nicht weiter als Abkürzung genutzt. Dadurch verringerte sich der Verkehr erheblich und sank um 21 Prozent“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk.
Weniger Feinstaub auf der Herner Straße gemessen
Durch die Maßnahmen sank der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid von 48 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahr 2018 auf 33 im Jahr 2021. Damit unterschreitet die Herner Straße auch den zulässigen Grenzwert wieder, der bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt. Dabei soll es bleiben, weshalb auf der Herner Straße die Tempo-30-Regelung dauerhaft bestehen bleiben wird.
2030 soll weniger als die Hälfte des Verkehrs in Bochum in individuell genutzten Kraftfahrzeugen stattfinden. Allerdings hat die Stadt nicht nur für diesen Bereich, sondern im ganzen Stadtgebiet Pläne, für saubere Luft zu sorgen.
Viele Pläne für sauberere Luft in Bochum
Im Rahmen des „Klimaschutzteilkonzepts Klimafreundlicher Verkehr“ soll etwa ein Nahmobilitätskonzept für einen Modellstadtteil von Bochum entstehen. „Dazu wurde beziehungsweise wird derzeit für Wattenscheid, für Laer und für Werne/Langendreer-Alter Bahnhof jeweils ein solches Nahmobilitätskonzept erarbeitet“, so Peter van Dyk.
Warum Stickstoffdioxid Menschen schaden kann
Stickstoffdioxid (NO2) ist ein rotbraunes, giftiges, chlorähnlich riechendes Gas. Es besteht aus Sauerstoff und Stickstoff. Entstehen kann es sowohl auf natürliche Weise, beispielsweise bei einem Blitzschlag, als auch bei vom Menschen ausgelösten Verbrennungsvorgängen wie in einem Verbrennungsmotor. In der Industrie wird es unter anderem bei der Herstellung von Salpetersäure verwendet. Beim Menschen kann das Gas in höheren Konzentrationen Kopfschmerzen und Schwindel auslösen. Auf bestehende Atemwegserkrankungen wirkt es sich negativ aus und kann auch zu Atemnot und Lungenödemen führen. Im Straßenverkehr tragen besonders Diesel-Fahrzeuge zur Stickstoffdioxid-Belastung bei. Etwa 60 Prozent der hier entstehenden Emissionen gehen auf dieselbetriebene Fahrzeuge zurück.
Weitere Maßnahmen zur Luftreinhaltung seien der Ausbau von Rad-Vorrangrouten, Radwegen, Fahrradstraßen und Schutzstreifen und eine dichtere Taktung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Auch die neue Schienenverbindung Bochum-Witten (Straßenbahn 310 / 309), die Neubeschaffung und Nachrüstung von Dieselbussen sowie Maßnahmen beim Parkraummanagement sollen dafür sorgen, dass die Bochumer Bürgerinnen und Bürger zukünftig möglichst überall frische Luft atmen können.