Bochum. Seit zwei Jahren gilt auf einem Teil der Herner Straße in Bochum Tempo 30. Mit dem Tempolimit sollte die Luft sauberer werden. Hat das geklappt?

Zwei Jahre Schleich-Fahrt auf der Herner Straße in Bochum: Im Oktober 2018 hatte die Stadt die Tempo-30-Schilder auf dem Teilstück zwischen der A40 und der A43 aufgestellt. Der Grund: Die Stickstoffdioxid-Werte waren zu hoch, eine Klage der Deutschen Umwelthilfe drohte. Das Tempolimit sollte den Verkehr regulieren – und die Luft sauberer machen. Aber ist der Plan aufgegangen?

Tempo 30 auf der Herner Straße in Bochum: Stadt bewertet Maßnahme als Erfolg

Nach Angaben des Landesumweltamtes ist der Jahresmittelwert an Stickstoffdioxid an der Messstation der Herner Straße tatsächlich deutlich gesunken. Lag er 2017 noch bei 51 Mikrogramm pro Kubikmeter, waren es 2019 nur noch 38 Mikrogramm pro Kubikmeter, damit lag der Wert erstmalig auch unter dem EU-Richtwert von 40 Mikrogramm.

Belastung von Stickstoffdioxid geht landesweit zurück

Der Grenzwert für Stickstoffdioxid gilt für den Jahresmittelwert, weil das Gas dann gesundheitsschädlich ist, wenn man ihm über einen langen Zeitraum in erhöhter Konzentration ausgesetzt wird.

Stickstoffdioxid ist ein Reizgas. Es ist besonders schädlich für Personen mit Vorerkrankungen der Atemwege.

In den vergangenen Jahren ist nach Angaben des Landesumweltamtes an allen Messstellen in NRW die Belastung mit Stickstoffdioxid beständig zurück gegangen. Das geht auf die unterschiedlichen Minderungskonzepte der Kommunen mit Luftreinhalteplänen zurück.

Das hat einfache Gründe: Es sind schlicht weniger Fahrzeuge auf der Verkehrsachse unterwegs. Bei zwei Verkehrserhebungen in Juni und November 2019 stellte ein Ingenieurbüro fest, dass die Verkehrsbelastung auf der Herner Straße seit dem Tempolimit um 21 Prozent gesunken ist, beim Durchgangsverkehr zählten die Ingenieure sogar einen Rückgang von 30 Prozent. Das wiederum führt dazu, dass die Grenzwerte eingehalten werden können – und die Luft in der Umgebung sauberer ist.

Anwohner bestätigen: Luft ist sauberer – Fenster müssen seltener geputzt werden

Eine Kiosk-Besitzerin direkt an der Herner Straße kann den Unterschied bestätigen. „Die Luft ist sauberer!“ Woran sie das merkt? Vor dem Tempolimit habe sie alle zwei Tage den schwarzen Ruß vom Schaufenster putzen müssen. Das sei nun deutlich seltener geworden.

Aber das Tempolimit findet die Geschäftsfrau trotzdem nicht gut. „Es ist immer Stau. Die Ampelschaltungen sind nicht aufeinander abgestimmt und andauernd werden ortsfremde Pendler geblitzt.“ Ihr Kiosk ist ein Treffpunkt der Anwohner, der Verkehr sei bei ihr Dauerthema. „Niemand findet Tempo 30 hier gut.“

Blitzer an der Herner Straße lösen mehr als 100 Mal am Tag aus

Auch bei der Stadt haben sich Anwohner beschwert. Viele Autofahrer würden nun in die Nebenstraßen ausweichen, hieß es. Tatsächlich stellten die Gutachter fest, dass sich in den Straßen Am Gartenkamp und Am Hausacker die Verkehrsbelastung um etwa 20 bis 30 Prozent erhöht habe. „Die Zunahme besteht jedoch nur aus wenigen 100 Fahrten am Tag“, so heißt es. Deshalb sei die Tempo-30-Regelung aus Sicht des Ingenieurbüros auch grundsätzlich positiv zu bewerten.

Gewinner der Tempo-Limit-Regelung sind übrigens in jedem Fall die beiden neuen Blitzer. Seit Februar 2019 gibt es den fest installierten Blitzer, er hat seitdem nach Angaben der Stadt rund 83.000 Geschwindigkeitsverstöße gemessen – das sind mehr als 100 Verstöße täglich. Seit Juli dieses Jahres gibt es außerdem einen mobilen Blitzer, der wie ein Anhänger auf dem Parkstreifen abgestellt wird. Er hat seit seiner Inbetriebnahme 9500 Fahrzeuge geblitzt – und das noch ohne die Autofahrer, die bei Rot über die Ampel gefahren sind.