Bochum. . Ein kleines Gerät misst an der Herner Straße die Stickstoffdioxid-Belastung. Der Grenzwert wird überschritten. Und der Dieselbestand steigt.

  • An der Herner Straße misst das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz die Stickstoffdioxid-Belastung
  • Der Grenzewert für die mittlere Jahreskonzentration wurde zuletzt deutlich überschritten
  • Gleichzeitig ist aber der Bestand an Diesel-Fahrzeugen in Bochum massiv angestiegen

Das Messgerät ist kleiner als eine Kaffeedose, aber seine Aussagekraft ist riesengroß. An einem Laternenmast an der Herner Straße in Riemke misst das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) den täglichen Stickstoffdioxid-Gehalt in der Luft.

Diesel-Fahrzeuge gelten als die Hauptursache für schädliche Stickoxide in der Atemluft. Und zumindest an der Herner Straße wird der Grenzwert regelmäßig überschritten. Kein Wunder, denn die Anzahl der Diesel-Fahrzeuge in Bochum ist trotz des Abgas-Skandals ganz massiv angestiegen.

Luftverschmutzung liegt deutlich über Grenzwert

„Die mittlere Jahreskonzentration an der Herner Straße lag 2016 mit 51 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft deutlich über dem Grenzwert. Der beträgt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter“, sagte Lanuv-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia der WAZ. Zwar gebe es im Ruhrgebiet insgesamt in den letzten Jahren einen leichten Rückgang der Stickstoffdioxid-Belastung, aber der reiche nicht aus, um den Grenzwert für die mittlere Jahresbelastung einzuhalten.

„An der Herner Straße in Bochum sah es bis 2015 auch nach einem abnehmenden Trend aus. Von 51 Mikrogramm in 2014 war der Wert 2015 auf 47 Mikrogramm gesunken. In 2016 wurde der Wert aber wieder auf dem hohen Niveau von 2014 gemessen. Eine Entwarnung kann also ohne weitere Maßnahmen zur Luftreinhaltung nicht gegeben werden.“

Schleimhäute leiden

An einigen Tagen in 2016 lag der Wert sogar bei mehr als 73 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Es sei aber, so Birgit Kaiser de Garcia, nicht so schlimm, wenn die Daten kurzzeitig hochschnellten. „Gefährlich“ werde es nur, wenn dies über einen längeren Zeitraum so sei. Dadurch würden die Schleimhäute geschädigt und die Atemwege empfänglich für verschiedene Erkrankungen.

Nebenstraßen deutlich unbelasteter

Vor allem in stark befahrenen und beidseits geschlossen bebauten Straßenschluchten wie der Herner Straße sind die Werte zu hoch. In Nebenstraßen ist die Luft schon deutlich unbelasteter. Aufs ganze Bochumer Stadtgebiet bezogen liege die Stickstoffdioxid-Belastung bei 27 Mikrogramm pro Kubikmeter, so die Lanuv-Sprecherin.

Die Abgas-Affäre hat die Kunden in Bochum bisher nicht von einem Diesel abbringen können. Unter den aktuell 235 974 angemeldeten Fahrzeugen haben 67 807 einen Dieselmotor. Vor einem Jahr waren aber nur 61 888 Diesel-Fahrzeuge in Betrieb (insgesamt 224 431 Kfz). Und auch im vergangenen Monat Juli ist die Anzahl der Neuzulassungen (841) nur minimal zurückgegangen im Vergleich zum Juli 2016 (852).

Immer weniger Autos mit gelber Plakette

Die Anzahl der Dieselfahrzeuge, die nur eine gelbe Plakette haben und nicht in die Umweltzone dürfen, sinkt kontinuierlich. Im Januar 2017 gab es 5841 (davon 4714 Pkw). Im Jahr 2014 waren es noch rund 9300. Sogar Kfz mit roter Plakette gibt es noch: 561 (Januar 2017).

Die Stadt hat im Vorjahr 2639 Verstöße gegen die Umweltplakettenpflicht geahndet (80 Euro Bußgeld plus Verwaltungsgebühr). In diesem Jahr gab es schon 1478 Verstöße.