Süd. Die „Laufgemeinschaft Opelaner“ wurde vor 40 Jahren gegründet. An den Autobauer erinnert nichts mehr – doch der Spaß am Laufen ist geblieben.
Die Sportschuhe schnüren – und los geht’s! Laufen gehen kann beinahe jeder. Das ist gut fürs Herz, verbrennt so manche Kalorie und steigert die Lebensfreude. Während es viele Läufer gibt, die lieber einsam ihre Runden drehen, zieht es manche von ihnen auch in einen Verein, schließlich kann Laufen in Gesellschaft Motivation und Ehrgeiz fördern. Eine der größten Laufvereine in Bochum ist die LGO. Zum 40-jährigen Bestehen blickt sie auf eine bewegte Vergangenheit zurück.
LGO, das steht für Laufgemeinschaft Opelaner. 1981 wurde der Verein von ehemaligen Werksangehörigen bei Opel gegründet. „Tagsüber am Fließband, nach Feierabend auf der Laufbahn. So war das damals“, erzählt der zweite Vorsitzende Klaus Halbscheffel. Von der Rasensportanlage bei TuS Querenburg aus zogen sie ihre Runden zum Kemnader See und zurück. Als Betriebssport fest ins Arbeitsleben integriert, habe Opel den Verein zu Beginn sogar eine Weile finanziell unterstützt, etwa beim Kauf von Trikots.
Nach Opel-Aus in Bochum sollte der Vereinsname geändert werden
Nächster Volkslauf soll im Mai stattfinden
Der Volkslauf der LGO am Kemnader See findet traditionell an jedem ersten Sonntag im Mai statt. Nachdem der letzte Lauf wegen Corona ausfallen musste, soll der nächste am 8. Mai stattfinden.Alle Informationen zum Verein und zu den Trainingsgruppen: www.lgobochum.de
Mit Erfolg: Bei fast jedem Wettkampf landete das starke Team der Lauf-Opelaner weit vorn auf den Plätzen. Vom sportlichen Image seiner Mitarbeiter profitierte natürlich auch der Autobauer: Als ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte gilt der erste Volkslauf im Jahr 1982, der vor 1200 Laufbegeisterten direkt vor dem Tor 1 des Opel-Werks in Laer stattfand (unter ihnen auch der ehemalige Ministerpräsident Wolfgang Clement). Bis heute richtet die LGO ihren beliebten 10-Kilometer-Volkslauf regelmäßig aus, mittlerweile aber längst am Kemnader See.
Doch die fruchtbare Zusammenarbeit nahm bald ein Ende: Als Sponsor habe sich Opel später zurückgezogen, die neue Werksleitung habe wenig Interesse an dem Verein gezeigt, berichtet die LGO. Ende 2014 lief im Bochumer Opel-Werk, das früher bis zu 22.000 Menschen beschäftigte, das letzte Auto vom Band. Der Verein habe daraufhin eine Weile überlegt, seinen Namen zu ändern: „Wir wollten nicht für eine Firma Reklame laufen, die es hier schon längst nicht mehr gibt“, erzählt der Vorsitzende Stefan Geiß. Dass sich die LGO weiterhin so nennt, hat einen simplen Grund: „Die Laufgemeinschaft Olympia gibt es bereits in Dortmund. Sonst ist uns für das ‚O‘ einfach nichts Besseres eingefallen, und der Name gehört schließlich zu uns.“
150 Mitglieder treffen sich regelmäßig zum Laufen
Heute zählt der Verein rund 150 Mitglieder, die in verschiedenen Gruppen regelmäßig zum Laufen zusammenfinden. Schon viele Freundschaften und sogar einige Ehen sind dabei entstanden. Nur die wenigsten arbeiteten früher bei Opel: Meistens sind es Menschen, die mitten im Berufsleben stehen, sowie Studenten und Rentner, die sich hier zum gemeinsamen Fitnessprogramm treffen. Auch viele ältere Jugendliche sind dabei. Kindergruppen gibt es bei der LGO nicht.
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Besonderer Beliebtheit erfreut sich seit jeher die Trainingsrunde dienstags um 18 Uhr: Vom Sportplatz an der Westerholtstraße aus geht es beim sogenannten Tempodauerlauf eine Runde um den Kemnader See und wieder zurück, das sind etwa 15 Kilometer. „Einsteiger können auch direkt am Blue Beach dazu stoßen und nur die Runde um den See mitlaufen, also etwa 8,5 bis 11 Kilometer“, sagt Geiß. Viel länger als eine Stunde sollte man für die kleine See-Runde allerdings nicht brauchen, um mithalten zu können.
Gegenseitiges Anspornen treibt viele an
Dabei ist es gerade das gegenseitige Anspornen und Motivieren, das den Reiz beim Laufen in der Gruppe ausmacht: „Läufer sind von Natur aus Individualisten“, sagt Geiß. „Doch viele entdecken bei uns, dass es einfach Spaß macht, wenn man gemeinsam unterwegs ist und sich gegenseitig zu höheren Leistungen anstachelt.“ Das kann auch Klaus Halbscheffel bestätigen, der trotz seiner 72 Jahre kaum eine Gelegenheit auslässt, sich mit den anderen zu messen: „Da denkt man auf der Strecke oft: Der Kollege da vorn läuft mir nicht davon! Da bleibe ich dran.“