Bochum. „Wer bietet mehr?“, heißt eine neue WAZ-Serie. Zum Auftakt geht es um Autos, die nie den Besitzer gewechselt haben. Zu schlagen sind: 50 Jahre!
Die nur leicht vergilbte Zulassung der Stadt Bochum datiert vom 11. Juni 1971. Amtliches Kennzeichen: BO-JU 8. Name des Anmelders: Klaus Blum. Ein halbes Jahrhundert ist das her. Den Wagen gibt’s immer noch. Den Inhaber auch. „Erster Besitzer, erste Hand“, sagt Klaus Blum und streicht fast zärtlich über seinen postgelben Opel Kadett Caravan.
76 Jahre alt ist der Rentner. Zeit seines Lebens hatte er zwei Autos. Mit dem ersten Kadett Caravan baute er als Halbstarker Ende der 60er Jahre auf dem Ruhrschnellweg einen Unfall. Überschlag. Totalschaden. Zum Glück nur leichte Verletzungen. Der zweite Wagen musste wieder ein Opel sein, wieder ein Kadett Caravan. Der hielt und hält. Bis heute.
Opel Caravan hat vor 50 Jahren 7900 Mark gekostet
„7900 Mark hat das gute Stück damals im Autohaus Feix gekostet“, erinnert sich Klaus Blum. Das Auto wurde auch als Firmenwagen genutzt. Der gelernte Koch stellte seinerzeit die Spirituosen her, die in der elterlichen Gaststätte „Postkutsche“ auf der Viktoriastraße im Ausschank waren. Der reine Alkohol musste aus Lüdinghausen herbeigeschafft werden. Ein Job mit Tradition: 2019 konnte die „Postkutsche“, die später „Von 8 bis 8“ hieß, als eine der ältesten Bochumer Kneipen ihr hundertjähriges Bestehen feiern.
WAZ startet Serie „Wer bietet mehr?“
Mit Klaus Blum und seinem Opel-Oldie startet die WAZ die Serie „Wer bietet mehr?“.
In welchem Regal steht das älteste Buch, in welcher Kammer die älteste Konservendose in Bochum? Welches ist das älteste Haustier? Wer ist Bochums Tacho-König? Welche Ehe hält am längsten? Über diese und viele weitere Rekordhalter wollen wir in den nächsten Wochen und Monaten berichten.
So funktioniert’s: Wir veröffentlichen zu jedem Top-Thema einen Aufruf, auf den sich unsere Leser und User melden können. Die Sieger werden ausführlich vorgestellt. Auch mögliche Nachzügler werden gewürdigt.
Wir freuen uns auf spannende und unterhaltsame Höchstgebote!
„Tradition neu entdecken“ prangt bis heute auf Reklameschildern, mit denen der Caravan bestückt ist. Geworben wird für „Blums Postillon“ ebenso wie für die „Bochumer Tropfen“ (womit nur im weitesten Sinne Medizin gemeint ist). Klaus Blum hat die alte Werbung einfach dran gelassen. Und überhaupt: Die 45-PS-Karosse ist komplett im Originalzustand.
Besitzer lobt: „Der Kleine hat mich nie im Stich gelassen“
180.000 Kilometer hat der Bochumer Blitz auf dem Tacho. Für 50 Jahre eine überschaubare Fahrleistung. „Dabei war der Wagen zu keiner Zeit abgemeldet. Er war ja immer mein einziges Auto“, betont Klaus Blum. Vor knapp zehn Jahren hat er seinen Oldie umfassend restauriert. „Karl-Heinz Hinnenkamp, der leider verstorben ist, hat mir damals tatkräftig geholfen.“
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Welchen Wert der Caravan heute hat? Klaus Blum weiß es nicht. „Ich hab’ ihn mal schätzen lassen. Aber das ist 30 Jahre her.“ Ein Verkauf komme sowieso kaum in Betracht. Zwar steht das Schätzchen die meiste Zeit in einer Garage in der Innenstadt. „In meinem Alter setze ich mich nur noch selten hinters Steuer“, sagt Blum. Anfrage habe es reichlich gegeben. Doch ein Käufer müsste schon gaaaanz tief in die Tasche greifen. „Sonst würde ich meinen Kleinen niemals abgeben. Er hat mich doch nie im Stich gelassen!“ Etwas Schöneres kann man zur Goldenen, in diesem Fall besser Quietschgelben Hochzeit nicht sagen.
Die WAZ fragt Oldtimer-Fahrer: Wer bietet mehr?
Nun sind Klaus Blum und die WAZ im Rahmen der neuen Serie „Wer bietet mehr?“ gespannt, ob es Bochumerinnen und Bochumer gibt, die noch länger als fünf Jahrzehnte Erstbesitzer eines Autos sind. Siehe oben: Zu schlagen ist der 11. Juni 1971. Der Beweis: Im Fahrzeugschein darf kein weiterer Inhaber aufgeführt sein.
Wer damit aufwarten kann, meldet sich per Brief an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25 in 44787 Bochum, oder per Mail an juergen.stahl@funkemedien.de. Stichwort: Wer bietet mehr?