Sturmschäden - Stadt Bochum sägt täglich zehn Stunden lang Äste ab
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Bochum. Bei den Aufräumarbeiten wegen des Pfingst-Unwetters sind rund 150 Mitarbeiter der Stadt Bochum täglich zehn Stunden im Einsatz - sechs Tage pro Woche. Die Arbeiten an den beschädigten Bäumen sind teilweise lebensgefährlich. Da muss manchmal dann ganz großes Gerät her.
An jedem Morgen um 6.30 Uhr beginnt für rund 150 Mitarbeiter des Technischen Betriebes der Stadt eine Zehn-Stunden-Schicht wegen der Sturmschäden. Sechs Tage pro Woche. Fast überall im Stadtgebiet sind sie seit dem verheerenden Pfingst-Unwetter unterwegs.
Die Straßen und die meisten Gehwege sind zwar längst alle wieder frei, trotzdem ist bis heute nur ein kleiner Bruchteil aller im Wortsinn fälligen Arbeit erledigt. Denn für Außenstehende kaum sichtbar, mitten in den Baumkronen, in Wäldern, Grünanlagen und auf vielen Friedhöfen, lauert weiter verdächtiges Geäst, das jeden Moment in die Tiefe krachen könnte. „Das wird noch Monate dauern“, sagt Dirk Reckermann, Ingenieur für Baumpflege bei der Stadt.
Beispiel Gersteinring am Kirmesplatz. Dort leisteten in der vorigen Woche vier Männer schwere Arbeit, um mehrere vom Orkan heimgesuchte Silberlinden bis auf ein Minimum zu stutzen. Die Männer tragen Sicherheitskleidung: Schutzhosen und -Schuhe wegen der gefährlichen Motorsägen, dazu Helme mit Augen- und Lärmschutz. Vorabeiter Johannes Wegener steigt in den Arbeitskorb eines acht Tonnen schweren Teleskop-Hubsteigers (27 Meter Arbeitshöhe) und fährt hinauf bis auf Höhe des Daches der früheren Bereitschaftspolizei. Dann legt er die Kette seiner Säge an einen Ast, der gar nicht einmal so dick erscheint. Doch in Wahrheit ist er so schwergewichtig, dass der Boden beim Aufschlag auch 20 Meter weiter noch etwas erzittert.
Sturmschäden in Bochum
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„Das sind Lebensgefahren, die dort herrschen“
„Das sind Lebensgefahren, die dort herrschen“, sagt Wegener. Bäume stehen ständig unter Spannung und sind deshalb jetzt unberechenbar. Bei einer Silberlinde ist ein tonnenschwerer Ast sogar so stark angebrochen, dass der Großteil auf das Satteldach der Polizei gekracht ist; er ist zwischen Dach und Stamm bedrohlich verkeilt. Eine Beseitigung mit einer Motorsäge vom Hubsteiger aus ist viel zu gefährlich; das hat Wegener überprüft. Er entscheidet, die Feuerwehr zu holen. Die hat einen Autokran. Zur Feuerwehr hat Wegener einen kurzen Draht.
Unten auf dem abgesperrten Gehweg werfen Wegeners Kollegen die abgesägten Astreste in einen Häcksler. Das Kleinzeug wird dann zur alten Baumschule an der Straße „Feldmark“ gebracht, wo es unter anderem von Händlern für die Heiz-Industrie angekauft wird.
Insgesamt stehen auf dem Gersteinring 50 Bäume. Zwölf davon müssen gefällt werden, sagt Ingenieur Reckermann. Ihre Statik sei nicht mehr sicher genug. Ein Schicksal, das auch fast 2000 weitere Straßenbäume ereilen wird - und tausende weitere Bäume in Parks und Grünanlagen.
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