Bochum.

Einfach so durch die Stadt gehen kann Monika Steinrücke nicht. Die Chefin des Projektteams K.RUB, der Klimatologie der Ruhr-Universität, sieht die Welt mit den Augen einer Klimaforscherin. Sie sieht hier „Bäume, die zwar schön im Design sind, aber nicht genug Schatten spenden“. Sie sieht dort „Fassaden mit vielen großen Fenstern, die man so nicht mehr bauen würde“. Am Brunnen am Kuhhirten sagt sie: „Schade, dass es Leitungswasser ist. Regenwasser wäre besser. Geregnet hat es ja genug. Wenn man einen entsprechenden Speicher hätte, könnte man das Regenwasser nutzen. Immerhin denkt die Stadt darüber nach, den Wasserlauf länger zu machen.“ Mehr Wasser heißt mehr Kühlung heißt besseres Klima in der Stadt.

Steinrücke und ihr Projektteam arbeiten genau dafür. „Es muss mit dem Umdenkungsprozess weiter gehen und Stadtplaner müssen zukünftig wissen, was sie gegen die Hitze oder gegen zu viel Wasser nach Starkregen machen können.“ Beides wird ein immer größeres Problem werden. Verantwortlich ist der Klimawandel. So gibt es in der Innenstadt Stellen, die in Sommernächten nur wenig abkühlen. „Ist es im Schatten dort tagsüber 30 Grad heiß“, sagt Steinrücke, „ist es oft auch in der Nacht noch 27 Grad warm.“

Grünflächen kühlen

Bereits bei 20 bis 25 Grad aber sei eine Erholung im Schlaf nicht mehr möglich. Bei Kranken, Alten und Kindern kann das sogar zum Tod führen. „Das haben wir 2003 erlebt“, sagt Steinrücke. „Da war es so heiß, dass viele ältere Menschen Probleme hatten. Die Prognosen sagen, dass solche Hitzeperioden der Normalfall sein werden. Da besteht Handlungsbedarf. Die Leute werden nicht mehr in der Stadt wohnen können.“

Grund für die extremen Temperaturen ist jedoch nicht nur der Klimawandel. Auch die Baumaterialien und die Raumaufteilung der Städte tragen dazu bei. Straßen, Häuser und Bürgersteige absorbieren die Sonnenstrahlung, speichern die Energie und geben sie in der Nacht wieder ab. Steinrücke empfiehlt „ausreichend kühlende Grünflächen, eine bewusste Auswahl der Fassadenfarben, Straßen- und Dachbeläge und Frischluftschneisen.“ Sie weiß indes auch, „dass Klimaanpassung was ganz Langsames ist, dass wir aber jetzt zwingend damit anfangen müssen. Wir können jetzt schon viel machen. Bei der Busspur an der Massenbergstraße zum Beispiel wäre eine Pflasterung besser gewesen. Das ging nicht, weil sie dem Gewicht der Busse nicht standhält. Die Farbe des Untergrundes aber hätte heller sein können. Wir reden über einen Temperaturunterschied von bis zu 20 Grad“ – und den könnte nicht nur sie sehen.