Bochum. Deutlich in der Minderheit sind Frauen in IT-Berufen. Das soll sich ändern. Das Bochumer Software-Unternehmen ADN setzt auf Ausbildungsangebote.
Corona hält die Welt in Atmen. Aber zumindest in einem Punkt hat die Pandemie sie auch richtig auf Trab gebracht: Die Digitalisierung macht rasante Fortschritte. Technisch scheint es keine Grenzen zu geben. Personell aber schon. Fachkräfte sind rar; erst recht weibliche.
Frauen sollen digitale Welt auch produzieren, nicht nur konsumieren
„Natürlich sind Frauen online“, heißt es bei „Get in IT“, einer Online-Plattform für IT-Nachwuchskräfte. „Sie stellen die Mehrheit in den sozialen Netzwerken, sie shoppen und spielen Social Games. Produziert werden die digitalen Welten allerdings von Männern.“ Das soll sich ändern. Ein Viertel aller Jobs in der IT soll, so das ursprüngliche Ziel, Ende 2020 mit Frauen besetzt sein. Das jedenfalls haben sich die Arbeitgeber auf die Fahnen geschrieben. Realistisch ist das aus Sicht von „Get in IT“ indes nicht.
„Selbst dann, wenn im letzten Jahr 100 Prozent der IT-Absolventen weiblich gewesen wären, würde die 25-Prozentquote auf dem IT-Arbeitsmarkt nicht erreicht“, so Plattform-Sprecherin Debora Liebig.
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Großes Interesse an IT-Workshops für Frauen
Bei ADN sind sie allerdings schon so weit. Der Softwarehändler aus Wattenscheid beschäftigt 79 Frauen; „in allen Unternehmensbereichen“, wie er versichert – und liegt damit bei einem Frauenanteil von knapp einem Drittel an der gesamten Belegschaft. Ebenso so hoch sei der Anteil auf der Managementebene.
Geringer Frauen-Anteil
Jährlich etwa 3500 Schulungsteilnehmer verzeichnet die ADN-Akademie. Der Frauenanteil daran liegt bislang bei lediglich zehn Prozent.
Nach Angaben des Branchenverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) liegt der Frauenanteil an den Fachkräften in der IT-Branche bei 17 Prozent (Stand 2019).
ADN hat sich vorgenommen, mehr Frauen für die Informationstechnik (IT) zu begeistern und zu befähigen. Gemeinsam mit dem Geschäftspartner Microsoft hat die ADN-Group eine Trainingsinitiative gestartet, um mehr Frauen für IT-Berufe zu gewinnen. „Das Interesse an den ersten beiden Workshops war so groß, dass wir schon bald weitere anbieten“, sagt Enya Neumann, Leiterin der ADN-Akademie.
Dabei geht es, wie sie versichert, längst nicht nur um Verkauf und Marketing. Wer moderne IT-Lösung vertreiben will, müsse ein tieferes Verständnis von Software und Technik haben. Und dieses können Frauen - ob Quereinsteiger oder Fachkräfte - erlangen und vertiefen.
Große Chanen in der schnelllebigen Technologie
Das Signal an die Frauen: Gerade die schnelllebige Welt der Technologie bietet große Chancen. „Ich bin selbst das beste Beispiel, denn ich arbeite seit Jahren in verschiedenen Funktionen in der IT, verändere mich mit und wachse permanent an meinen Aufgaben“, so die 31-Jährige. Sie hat nach Abitur, Ausbildung und Marketing-Studium über mehrere IT-Firmen, darunter der Bochumer Software-Entwickler G-Data, den Weg zu ADN gefunden.
Neumann ist überzeugt, dass der Anteil von Frauen in der Branche steigen wird. „Das wird zwar noch ein steiniger Weg“, sagt sie – zumal es immer noch Vorbehalte bei Frauen und Männern gleichermaßen gebe. „Aber ich glaube fest daran, dass Technologie in der Zukunft eine noch größere Rolle spielen wird – spielen wir Frauen doch aktiver mit!“
Auch die Wissenschaft bemüht sich um höheren Frauenanteil
Mit ihrer Einschätzung ist sie nicht allein. Und auch andere Einrichtungen bemühen sich intensiv um die Förderung von Frauen in der IT; so etwa der Verein Eurobits als Europäisches Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit.
Allmählich steigen auch die Zahl der Studentinnen am Hörst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit an der Ruhr-Uni, wie Sprecherin Christina Scholten bestätigt. HGI und Uni wollen versuchen, diesen Trend noch auszubauen.
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Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen Euro
Das ist, wie alle Beteiligten versichern, auch ein Beitrag zur Gleichheit der Geschlechter. Aber das ist es nicht allein: „Dass plötzlich um Frauen geworben wird, hat in erster Linie ökonomische Gründe: Es gibt nicht genug Männer, um die vorhandenen freien IT-Stellen zu besetzen“, heißt es „Get in IT“. Schließlich benötigen alle dringend qualifiziertes Personal.
Das gilt auch für ADN. Die Wattenscheider verzeichnen seit Jahren ein rasantes Wachstum. Im Jahr 2019 haben sie den Umsatz erstmals auf über 500 Millionen Euro geschraubt.