Bochum. 58 von 890 Geschäften in der City von Bochum sind verwaist. Der Kampf gegen Leerstände bleibt zäh. Nicht nur für die Immobilienbesitzer.
Ein neuer Schreibwarenladen auf der Kortumstraße, sieben Neuvermietungen allein auf der Huestraße. „Die Entwicklung in der Innenstadt ist trotz Pandemie positiv.“ Sagt die Bochum Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEG) und verweist darauf, dass nur 58 Geschäftsräume in der City leer stehen. 2020 seien es noch 82 gewesen. Aber ganz so rosig, wie es scheint, ist die Lage nun auch nicht.
Allein fünf Ladenlokale auf der Kortumstraße sind leer
Anfang Dezember hieß es auf Anfrage dieser Zeitung, 56 Läden stünden leer. Seitdem sind also trotz einiger Neuvermietungen zwei weitere Leerstände hinzugekommen. Und: Die ganz großen Sorgenkinder bleiben. Zwei Beispiele dafür: Für die seit Jahren marode anmutende Immobilie an der Kortumstraße 46-48, das frühere Heiland-Möbelhaus, gibt es immer noch keine Perspektive. Und auch die 6500 Quadratmeter im Erdgeschoss des Bochumer Fensters an der Bongardstraße bleiben nach dem Auszug des Modehauses Röther vor drei Jahren weiter leer. Es sind nicht zuletzt solche markanten Immobilien mit großen Leerständen, die das Bild trüben. Dazu kommen Leerstände in der wichtigsten Einkaufsstraße, der Kortumstraße. Fünf Läden sind dort derzeit zu, einer davon im unteren Bereich schon seit etwa zwei Jahren.
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Dabei sieht sich Bochum bei der Leerestandsbekämpfung auf einem sehr guten Weg. „Die Innenstadt erfindet sich auf vielen Gebieten gerade neu. Durch zahlreiche Projekte, Neu- und Umbauten, frische Ideen und den Mut, Neues zu wagen, entsteht ein moderner, lebendiger Mittelpunkt mit Aufenthaltsqualität“, sagt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Und WEG-Geschäftsführer Ralf Meyer zieht einen Vergleich mit den großen Mitbewerbern in der Region. „In Dortmund und Essen gibt es viel höhere Leerstandsquoten“, ließ er unlängst die Mitglieder des Ausschusses für Beteiligung und Controlling wissen.
Bochum profitiert von Zwei-Millionen-Euro-Förderung
Das sei kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis harter Arbeit. Auch die zwei Millionen Euro, die aus dem Sofortprogramm Innenstadt des Landes NRW nach Bochum fließen, spielen dabei eine Rolle. Damit finanziert die Stadt, vorübergehend u.a. „subventionierte“ Mieten für junge Firmen, die Geschäftsräume für einen Bruchteil der tatsächlich anfallenden Miete beziehen. Der Vermieter verzichtet auf einen Teil der Miete, die Differenz wird aus dem Fördertopf finanziert. Zwölf Neuvermietungen wurden so bislang auf den Weg gebracht.
Eine Lösung für die Witteler Passage an der Ecke Bongardstraße/Viktoriastraße war nicht dabei. Das liegt zum einen daran, dass die seit langem in Erdgeschoss und Obergeschoss unvermieteten 400 Quadratmeter zu groß für das Förderprogramm sind. Das nämlich greift nur bei Mietflächen bis 300 Quadratmeter.
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Eigentümer kritisiert fehlende Sauberkeit und Rattenplage in der Stadt
Aber die Probleme für den schon „historischen Leerstand“ dort, wie einer der Miteigentümer, Rechtsanwalt Paul Witteler, einräumt, liegen tiefer. Solange es keine Aufwertung des gegenüber liegenden Telekomblocks gebe, sei es schwierig, den passenden Mieter zu finden. „Wir hätten die Fläche schon oft an Billigläden vermieten können“, so Witteler. „Aber das wollen wir nicht.“ Eine zweifellos nötige Aufwertung der Geschäftsräume macht er abhängig von einem passenden Interessenten, der wiederum vom Umbau des gegenüberliegenden künftigen Haus des Wissens abhänge. Dieser und die Fertigstellung des Viktoriakarrees könnten für eine spürbare Aufwertung des Quartiers sorgen.
Selbst das reicht aus Sicht des Eigentümers aber nicht. „Die Sauberkeit in der Innenstadt ist ein Problem“, so Witteler und verweist auf die von Kaugummiresten übersäten Pflastersteine. Die Rattenplage habe zugenommen. Und mit Einbruch der Dunkelheit sinke auch das Sicherheitsgefühl. Sein Vorschlag dazu: „Es müssten mehr Fußstreifen unterwegs sein.“
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Stadt verweist auf umfangreiche Maßnahmen
Die Stadtverwaltung verweist auf ihre Maßnahmen. „Im Technischen Betrieb wurde die Aufgabe der Rattenbekämpfung für öffentliche Flächen zentralisiert“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger. Seit einem Jahr seien drei Personen ausschließlich für die Schadnager-Bekämpfung zuständig, auf Privatflächen sei dies Aufgabe der Eigentümer. Verantwortlich für einen Anstieg der Rattenpopulation sei das Verhalten der Menschen. Werden Essensreste entsorgt, ohne Papierkörbe zu nutzen, werde diese von Ratten als „Fütterung“ wahrgenommen.
Was die Sauberkeit betrifft, so werde die komplette Innenstadt täglich gereinigt – auch sonntags. Von Montag bis einschließlich Samstag seien zeitversetzt zu den Hauptöffnungszeiten zwei USB-Mitarbeiter mit Handkarre und Kleinkehrmaschine unterwegs, deren Schwerpunkt die Leerung der Papierkörbe in den Fußgängerbereichen und die Beseitigungen besonderer Verschmutzungen sei. In Sachen Sicherheit sei der kommunale Ordnungsdienst von 6 bis 22 Uhr im Dienst. „Ab Juni wird die Zeit bis 1 Uhr ausgeweitet.“