Bochum. So hat man das Bochumer Ehrenfeld noch nie gesehen: Ein neuer Bildband verrät manches Geheimnis über das Stadtviertel rund ums Schauspielhaus.
Das Ehrenfeld war schon immer ein besonderer Ortsteil von Bochum. Kaum jemand weiß das besser als Dietmar Bleidick und Dirk Ernesti; sie sind Experten für den zu Wiemelhausen zählenden Sprengel. Was man unschwer merkt, wenn man sich mit den Beiden zu einem Spaziergang zwischen Taubenstraße und Romanusplatz verabredet.
Anlass dazu gibt das Buch „Beamte – Bürger – Bürokraten“, das Bleidick und Ernesti eben veröffentlicht haben. „Vom Verein Historisches Ehrenfeld haben wird bereits vor einigen Jahren die Geschichte des Ortsteils dokumentiert, nun folgt ein zweiter Band mit weiteren Informationen“, so Bleidick. Nun wird der Blick auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gerichtet, also in die Entstehungszeit des Ehrenfeldes – wie gewohnt mit reichlich historischem Bildmaterial versehen.
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Das Ehrenfeld in Bochum wurde um 1900 angelegt
Das Ehrenfeld, um die Jahrhundertwende 1900 angelegt durch den Investor und Architekten Clemens Erlemann, entstand auf einer weiten, leeren Fläche, die zum Besitz des Hauses Rechen gehörte und kaum entwickelt war. „Alt-Bochum platzte damals in der anhaltenden Industrialisierung aus allen Nähten, die Stadt musste expandieren“, weiß Ernesti.
Geplant war ein komplett neues, bürgerliches Stadtviertel im Süden der Altstadt, quasi als Spiegelbild des bereits existierenden Stadtparkviertels nördlich der Innenstadt. Städtebaulich gesehen, sollten hochwertige Wohnquartiere und repräsentative Verwaltungsbauten eine Einheit bilden.
„So kam auch unser Buchtitel ,Beamte – Bürger – Bürokraten’ zustande“, erläutert Bleidick. Mit der Ruhrknappschaft, verschiedenen Bergbau-Organisationen, Industriellenvillen und dem Schauspielhaus hatte sich das Ehrenfeld bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs von einer Wald- und Wiesenlandschaft mit einer Handvoll Bauernhöfe zu einem modernen Stadtteil und zum bevorzugten Wohnviertel der höheren Gesellschaft entwickelt.
Einen wichtigen Aspekt bildete dabei die Eingemeindung von Wiemelhausen nach Bochum anno 1904. Im Textteil des Buches wird der Werdegang des Ortsteils detailliert und kenntnisreich aufgefächert.
Spaziergang durch das Bochumer Stadtviertel Ehrenfeld
Der Bildteil legt den Schwerpunkt die Straßenzüge und ihre Bebauung. „Die Reihenfolge der Abbildungen entspricht dem Wegeverlauf und kann als Spaziergang durch den historischen Ort genutzt werden“, sagt Ernesti. Das ist überaus interessant, zumal weil man sieht, wie sehr sich die Gegend rund um die St.-Meinolphus- und Melanchthonkirche in über hundert Jahren verändert hat.
So mag man mit dem Buch in der Hand eine Runde drehen, die zum Beispiel von der Knappschaft über den Hans-Ehrenberg-Platz, durch die Clemensstraße zum Schauspielhaus und entlang der Ewaldstraße zur Königsallee führt – man wird erstaunt sein, wie viel immer noch zumindest zu erahnen ist von der einstigen Größe und dem Stolz des Ehrenfeldes.
Stadtviertel von Bochum wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört
Auch wenn wegen der Kriegszerstörung – 90 % der ursprünglichen Bausubstanz ging verloren – überwiegend schlichte Nachkriegsbauten das Quartier ausmachen, lebt das alte Ehrenfeld in Form von (veränderten) Fassaden weiter.
Man findet sie etwa an der „Butterbrotbar“ am Ehrenberg-Platz, am Wohn- und Geschäftshaus Pieperstraße 12 oder an dem wuchtigen Eckhaus Ewald-/Weiher-/Saladin-Schmitt-Straße. Anderes, wie das weltläufige Park-Hotel Haus Rechen, das im reinsten Bauhaus-Stil auftrumpfende Großkino „Lichtburg“ oder die „Mausefalle“, die enge Eisenbahnunterführung zwischen dem Ehrenfeld und Alt-Bochum, ist für immer verschwunden und lebt nur noch in alten Ansichten fort.
So zeigen die historischen Postkarten, Fotos und Kartenmaterialien in Dietmar Bleidicks und Dirk Ernestis schönem Buch auf 100 Seiten das Ehrenfeld auf ganz andere Weise.
Das Buch übers Ehrenfeld ist ab sofort im Buchhandel erhältlich
>>> „Beamte – Bürger – Bürokraten“ erscheint im Bochumer 3satz Verlag und ist im Buchhandel oder direkt im Verlag, Alte Hattinger Straße 29, erhältlich (18,90 Euro).