Bochum.. Die Wasserburg Haus Rechen lag bis 1945 direkt an der Königsallee. Im Krieg wurde der Adelssitz zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Direkt hinter dem früheren Stadttheater lag an der Königsallee das romantische Haus Rechen. Jeder, der vor dem Krieg in Bochum zur Schule gegangen ist, lernte damals im Heimatkunde-Unterricht die Geschichte dieser historischen Wasserburg kennen.
Sie gehörte dem bis ins Mittelalter nachgewiesenen Adelsgeschlecht derer von Rechen und war Mitte des 16. Jahrhunderts in den Besitz der Familie von Schell übergegangen - die Schellstraße im Ehrenfeld erinnert heute daran.
Zwar ist Haus Rechen niemals eine Ritterburg gewesen, wohl aber ein besseres Bauerngut mit dem Herrenhaus als Zentrum. Anfang der 1770er Jahre war dieses Haupthaus bis in seinen noch im 20. Jahrhundert bekannten Endzustand umgebaut worden - auch wenn sich von der einstigen Gesamtanlage nur das frühere Wirtschaftsgebäude in die Moderne hatte retten können.
Ein Idyll zwischen Grünanlagen
Umgeben von einem Weiher, zwischen Grünanlagen mit Bänken, lag diese Idylle bis 1945 unmittelbar an der Königsallee vor den Toren Bochums, wobei sich im Zug des Bebauung des Ehrenfeldes ab den 1910er Jahren der ursprünglich ländliche Charakter von Haus Rechen schon stark verändert hatte.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.Alle bisherigen Folgen finden Sie in dieser Übersicht.Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Mit dem Bau des ersten Bochumer Theaters ab 1907 verschwanden nicht nur die Stallungen, sondern auch der malerische Eindruck des alten Adelssitzes, der nun von viergeschossigen Häusern der großstädtischen Bebauung des Ehrenfelds umzingelt war.
Seit 1921 befindet sich das Bochumer Heimatmuseum im Haus Rechen
1921 wurde in dem ehemaligen Adelssitz, der nach der Jahrhundertwende als Ausflugs-Gaststätte mit Bootsteich eingerichtet worden war, das Bochumer Heimatmuseum untergebracht. Schulklassen verbanden damals ihre Besichtigungen gern mit einem Tagesausflug, der nach dem Besuch des Hauses Rechen weiter in den Rechener Busch führte – das ist der heutige Rechener Park, der 1975 nach der Eingemeindung von Wattenscheid nach Bochum wegen Namensdoppelung seine angestammte Bezeichnung „Südpark“ aufgeben musste.
Die Wirren vieler Jahrhunderte hatte das Haus Rechen mit seiner zum Teil erhaltenen Gräfte standhalten können, den Bomben im Zweiten Weltkrieg trotzte es nicht. Am 4. November 1944, dem Tag des schwersten alliierten Luftangriffs auf Bochum, wurde das Haus wie fast das gesamte bürgerliche Stadtquartier des Ehrenfeldes zerstört.
An der Stelle des Haus Rechen wurde eine Grünanlage angelegt
Nach dem Krieg gab es angesichts der komplett neuen Wiederaufbauplanung für Bochum durchaus auch städtebauliche Überlegungen, wenigstens die Ruinen des Hauses Rechen als Zeitzeugnis zu erhalten, obwohl das Gebäude nicht als denkmalwürdig eingestuft wurde. Denn in der unmittelbaren Nähe der Innenstadt gab es keinen historischen Bau, mit dem sich die Bochumer Bevölkerung so verbunden fühlte, wie mit „ihrem“ Haus Rechen.
Indes: die Nachkriegszeit hatte andere Pläne. Als das Schauspielhaus bis Herbst 1953 auf dem Grundriss des alten Theaters wiederaufgebaut wurde, entschloss man sich, auf dem Platz der einstigen Wasserburg eine Grünfläche anzulegen, auf der später die Kammerspiele entstanden. Auf dem weiteren Gelände des Herrenhauses entstand das Verwaltungsgebäude der Ruhr Stickstoff, heute Finanzamt Süd.
So ist das romantische Herrenhaus heute nur noch eine Erinnerung. Neben der Melanchthonkirche erinnern eine Tafel und die alten Grabplatten an die Familie von Schell und das Haus Rechen.
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