Bochum-Ehrenfeld. Die Verkehrsbelastung habe im Bereich am Schauspielhaus enorm zugenommen, so einige Anwohner. Ihr Vorschlag: eine Tempo-30-Zone und Blitzer.

Beim Blick aus ihrem Fenster bekommt WAZ-Leserin Dorothee Berger regelmäßig schlechte Laune. Gemeinsam mit ihrem Mann wohnt sie an der Königsallee in Bochum kurz hinter dem Schauspielhaus. Die Verkehrsbelastung habe hier in den letzten Jahren massiv zugenommen habe, beklagt sie. Denn an das vorgeschriebene Tempolimit von 50 km/h halte sich kaum einer: „Schon mehrfach haben wir bei der Polizei auf die katastrophale Fahrmoral der Autofahrer hingewiesen, die gar nicht daran denken, sich an Tempo 50 zu halten.“

Mehr als die Hälfte, so ihre Beobachtung, sei deutlich schneller unterwegs: „Besonders an den Wochenenden nimmt das Schaufahren von Sportwagen- und Motorradfahrern abartige Formen an“, kritisiert Berger. Und zu später Stunde komme es gelegentlich sogar zu Autorennen: „Das habe ich mehrfach erlebt“, sagt sie. „Da wird gerast, dass es nur so rappelt.“

Energischer Brief an OB Eiskirch

Um ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen, schrieb sie jetzt einen längeren Brief an Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Darin äußert sie ihren Unmut und auch ihre Sorge. „Durch das überhöhte Tempo kommt es im Bereich Melanchthonkirche und Christstraße immer wieder zu Unfällen“, schreibt sie darin. „Die Situation ist für Fußgänger und Radfahrer eine Zumutung.“ Und nicht zuletzt: „Die Lärmbelastung ist für uns Anwohner extrem hoch.“

Das sieht auch Ludwig Kaiser so: Der Kantor der Melanchthonkirche kommt bei unserem Treffen vor Ort rein zufällig vorbei. Die Initiative von Dorothee Berger und ihre Mann unterstützt er sofort. „Ich könnte jubeln“, sagt Kaiser. „Endlich unternimmt jemand was dagegen.“ Dass hier oft viel zu schnell gefahren werde, beobachtet der Kantor schon lange. „Und wenn die knatternden Motorräder vorbei donnern, dann bekommt man fast einen Herzinfarkt.“

Kita-Kinder spielen fast direkt am Fahrbahnrand

Doch Dorothee Berger möchte in ihrem Brief an den OB nicht nur schimpfen, sondern auch Lösungsvorschläge anbieten. Einer davon: Die Königsallee solle im Bereich zwischen Schauspielhaus und Graf-Engelbert-Schule zur Tempo-30-Zone werden. „Zusätzlich sollte eine dauerhafte Radaranlage installiert werden, so wie es auf der Herner Straße bereits erfolgreich umgesetzt wurde.“

Dies entlaste nicht nur den Verkehr, gleichzeitig würde auch etwas für die Umwelt getan: „Die Kinder der Melanchthon-Kita, die bei trockenem Wetter fast die Hälfte des Tages auf dem Außengelände nur wenige Meter vom Fahrbahnrand entfernt verbringen, würden es bestimmt danken.“

Die Stadtverwaltung sieht die Vorschläge skeptisch

Tempo 30 auf der Königsallee? Die Stadt sieht das skeptisch. Wie alle größeren Ein- und Ausfahrtstraßen in Bochum gehöre die Königsallee zum sogenannten „Vorbehaltsstraßennetz“. „Dieses Netz dient zur Abwicklung des Durchgangsverkehr und vermindert dadurch eine Belastung der angrenzenden Wohngebiete“, teilt Sprecherin Katrin Müller mit. „Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt hier grundsätzlich 50 km/h, in Ausnahmefällen auch mehr.“

Geschwindigkeitsbeschränkungen könnten indes im Nahbereich von sozialen Einrichtungen wie etwa Kindertagesstätten eingerichtet werden, wenn dafür die Voraussetzungen erfüllt seien. „Ob eine Tempo-30-Regelung nahe der Melanchthonkirche möglich ist, wird derzeit durch die Verwaltung geprüft“, so Katrin Müller.

Polizei zählt nur wenige Unfälle

Eine Messstelle der Verkehrsüberwachung sei auf der Königsallee eingerichtet worden: zwischen Farnstraße und Christstraße in Fahrtrichtung Innenstadt. „Dort wurden bei 1500 vorbeifahrenden Fahrzeugen 22 Überschreitungen festgestellt.“ Ob es hier zur Überschreitung von Schadstoffgrenzwerten komme, sei nicht bekannt: „Weil das Landesamt für Natur und Umwelt dort keine Messstation betreibt.“

Die Polizei teilt auf Nachfrage mit, dass es in dem fraglichen Bereich zu verhältnismäßig wenigen Unfällen komme: „In den letzten drei Jahren haben wir hier 17 Unfälle gezählt“, sagt Sprecher Volker Schütte. „Davon ist nur einer auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen, bei den meisten anderen ging es um die Missachtung von Vorfahrtsregeln. Für eine Großstadt wie Bochum ist das verhältnismäßig wenig.“ Doch Schütte verspricht: „Wir haben da ein Auge drauf.“

Info: Zebrastreifen am Rewe-Markt?

Dorothee Berger hat noch weitere Ideen, um die Königsallee nahe des Schauspielhauses sicherer zu machen. So könne direkt am Rewe-Supermarkt ein Zebrastreifen dabei helfen, damit vor allem Ältere ihre schweren Einkaufstaschen sicher über die Straße bekommen.

Ebenfalls überlegt sie, eine Unterschriftensammlung oder eine Petition zu starten und Unterstützung bei der Deutschen Umwelthilfe zu suchen. Wer Berger dabei unterstützen möchte, kann sich per Mail gern bei ihr melden: bergerdorothee@web.de