Bochum-Werne. Einem alten Fachwerkhaus in Bochum droht der Abriss, denn das Grundstück steht zum Verkauf. Interessenten gibt es viele. Die Hintergründe.
Das Haus ist schon ein Hingucker, denn ein rötliches Fachwerk haben nicht viele Gebäude zu bieten. Es steht direkt am Werner Hellweg in Bochum-Werne, nur wenige Meter vom neuen Aldi entfernt. Allerdings wohl nicht mehr lange, denn dem Fachwerkhaus droht der Abriss. Das Grundstück steht zum Verkauf.
Bochum: Grundstück wird verkauft – Fachwerkhaus droht Abriss
Angeboten werden Haus und Grund – Hausnummer 522 – im Internet auf Ebay-Kleinanzeigen. Als Verhandlungsbasis hat die vertreibende Agentur Immobilien-Kompetenz-Team aus Dortmund 380.000 Euro angegeben. „Das Interesse ist enorm“, sagt Immobilienkauffrau Beate Gnosa. „Es melden sich wahnsinnig viele auf das Inserat.“
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Zu ihrer eigenen Überraschung allerdings sehr wenige aus Bochum und Umgebung. „Hier ist man eher zurückhaltend“, berichtet Gnosa. Interessenten kommen demnach eher aus Düsseldorf und Köln. „Was wohl daran liegt, dass in den Rhein-Metropolen die Grundstücke deutlich teurer sind und man für so eine Baulücke sicher das Dreifache hinblättern müsste.“
Immobilienbüro: Fachwerkhaus kann nicht saniert werden
Doch viele Interessenten sind noch lange nicht gleichbedeutend mit einem Verkauf. Das weiß Beate Gnosa selbst am besten. Und so ist das Grundstück nach wie vor zu haben. „Verhandlungsbasis“ bedeute in diesem Fall nicht, dass Grund und Immobilie im Bieterverfahren verkauft werden. „Wir suchen einen liquiden Interessenten, der sofort kauft“, sagt Gnosa. Wer zuerst komme, mache das Rennen.
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Geboten wird für die 380.000 Euro ein rechteckig geschnittenes Grundstück ohne Bauträger- und Architektenbindung. Das Grundstück ist knapp 800 Quadratmeter groß und hat hinten raus einen Garten. Das Fachwerkhaus müsste abgerissen werden. „Das kann nicht saniert werden“, sagt Beate Gnosa.
Abriss von Fachwerkhaus? Gebäude ist in Schieflage geraten
Das Erdgeschoss sei nach wie vor in einem super Zustand. „Doch schon, wenn man die Treppe hochgeht, bemerkt man die Schieflage, die im Laufe der Jahrzehnte entstanden ist.“ Von daher bliebe nichts anderes als der Abriss.
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Anschließend könne das Grundstück neu bebaut werden. Das gebe der Bebauungsplan für diesen Bereich her. Ob Wohn- und Geschäftshaus, Gesundheitshaus mit Arztpraxen und Apotheke, Studenten-Appartements, Eigentumswohnungen, Einfamilien-Reihenhäuser, Büro-/ und Kanzlei-Gebäude oder Senioren-Residenz – „hier ist alles möglich“, verspricht Beate Gnosa.
Verkauf von Grundstück: Dreigeschossige Bebauung wohl möglich
Eine Baugenehmigung liegt allerdings nicht vor. Die müsse der Käufer selbst beantragen. Bei dreigeschossiger Bebauung könne eine Wohnfläche von mindestens 1000 Quadratmetern errichtet werden, so Gnosa.
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Auch die Garagenanlage in Nachbarschaft zum Aldi zählt mit zum Grundstück. „Hier gibt es ja eine Eismanufaktur und einen Imbiss“, sagt Beate Gnosa. Ob die Mietverhältnisse bleiben, müsse auch der künftige Eigentümer entscheiden.
Grundstück ist noch zu haben
Das Immobilien-Kompetenz-Team hat sein Büro in Dortmund, betreut und verkauft aber Immobilien und Grundstücke im ganzen Ruhrgebiet. Kontakt: 0231 53 48 93 39.
Interessenten für das Grundstück am Werner Hellweg 522 in Bochum-Werne haben nach wie vor Chancen. Das Inserat befindet sich bei Ebay-Kleinanzeigen hier.
Auch Peter Kracht, dessen Leidenschaft die Historie von Werne ist, ist das rote Fachwerkhaus natürlich ein Begriff. Wann genau es gebaut wurde, weiß der Hobbyhistoriker nicht. Aber es gebe Anhaltspunkte: „Auf der ,Gemeinde Charte des Parcellar-Katasters Gemeinde Werne’ (Köhler-Karte) von 1823 ist das Haus noch nicht kartiert“, weiß Peter Kracht zu berichten. „Jedoch auf der ersten Preußischen Uraufnahme (topographische Karte) von 1840. Somit lässt sich die Erbauung auf den Zeitraum zwischen 1823 und 1840 eingrenzen.“
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Zu dieser Zeit befanden sich laut Kracht am Werner Hellweg nur zwei Häuser: „Dieses und das im Bereich Werner Hellweg 210, welches bereits vor 1823 dort stand; es wurde ,Roser Holthaus’ genannt“. Er meint sich zu erinnern, dass Mitte des vergangenen Jahrhundert anstelle der Garagen eine Tankstelle dort gestanden habe.
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Den baufälligen Zustand des Fachwerkhauses kann der Hobbyhistoriker, der die letzten Besitzer kannte, bestätigen. Er bezeichnet das Gebäude als „Knusperhäuschen“. Die Decken seien sehr niedrig und, ja, ab der ersten Etage befinde sich das Haus in Schieflage.