Bochum/Köln. In Köln sind die Intensivstationen überlastet, erste Patienten werden verlegt. Auch eine Bochumer Klinik übernahm einen beatmeten Corona-Kranken.
Schon vor zwei Wochen schlugen Mediziner in Köln Alarm und warnten, dass die intensivmedizinische Versorgung in der Stadt an ihre Grenzen stoße. Seitdem hat sich die Lage nicht gebessert, im Gegenteil: Inzwischen müssen die Kliniken die Hilfe anderer Krankenhäuser suchen – bis hin nach Bochum. Am Samstagabend, gegen 22 Uhr, traf ein erster Corona-Patient aus der Kölner Uniklinik im St.-Josef-Hospital ein.
„Eine medizinische Versorgung ist aktuell nur durch das aufwendige Umverteilen von Patienten bis ins weitere Umland zu gewährleisten“, sagte Prof. Alex Lechleuthner, Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Köln, dem Kölner Stadtanzeiger. Wohin genau die Patienten verlegt werden, ging daraus nicht hervor. Jürgen Frech, Sprecher des Katholischen Universitätsklinikums Bochum (KKB), bestätigte im Gespräch mit der WAZ: Der Kölner Patient sei am Samstagabend als „Medcare“-Transport – in einer Art rollender Intensivstation – nach Bochum gebracht worden. Er werde künstlich beatmet, und sei umgehend auf die internistische Intensivstation verlegt worden, wo die Erstversorgung durchgeführt wurde. „Nach Angaben der Ärzte hat er den Transport gut überstanden.“
Betrachtet man Bochum und Köln auf der Auslastungskarte des „Intensivregisters“ der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), scheint Verlegung zunächst widersinnig: Für Bochum werden dort noch 6,55 Prozent freie Intensivbetten gemeldet, für Köln 7,56 Prozent. Aber: In Köln ist der Anteil der Corona-Patienten auf den Intensivstationen offenbar deutlich höher. Das RKI gibt ihn mit 30 Prozent an: 124 Corona-Intensivpatienten sind dort registriert. In Bochum hingegen sind demnach „nur“ 29 Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt, was 16 Prozent der verfügbaren Betten entspreche.
Die Situation im St.-Josef-Hospital sei zwar ebenfalls angespannt, so KKB-Sprecher Frech, noch gibt es aber Kapazitäten. Zwei Intensivbetten habe das Bochumer Universitätsklinikum für solche Verlegungen gemeldet. Eines der beiden werde nun für den Patienten aus Köln genutzt.
Im Frühjahr 2020 hatte das St.-Josefs-Hospital bereits mehrere Patienten aus dem damals schwer von der Pandemie getroffenen Norditalien aufgenommen. Als einer von ihnen, Claudio Facoetti, nach sechs Wochen genesen wieder entlassen wurde, kam sogar Ministerpräsident Armin Laschet zur Verabschiedung nach Bochum.
Corona: NRW-weit mehr als 1000 Covid-Patienten auf Intensivstation
Angesichts stark ausgelasteter Intensivstationen hat aktuell auch Belgien Deutschland um die Aufnahme von Corona-Patienten gebeten. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur könnten die Betroffenen in Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen verlegt werden. Wohin genau, ist offen. Auch aus den Niederlanden wurden 2020 während der ersten beiden Corona-Wellen bereits Dutzende Patienten in NRW-Kliniken behandelt.
NRW-weit nähert sich die Auslastung der Intensivstationen weiter dem bisherigen Höchststand in der Pandemie an. Nach dem Überblick der Landesregierung zur Corona-Lage werden mit Stand Freitag landesweit 1077 Covid-19-Erkrankte auf den Intensivstationen behandelt, 803 von ihnen mit Beatmung. Der bisherige Höchstwert lag landesweit bei 1165 Intensivpatienten Ende Dezember.
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