Bochum. Zum dritten Mal in kürzester Zeit wurde in eine Kirche in Bochum eingebrochen. Diesmal war es besonders schlimm. Die Täter gingen skrupellos vor.
Schon zum dritten Mal wurde in die St.-Marien-Kirche am Alten Bahnhof in Bochum-Langendreer eingebrochen. Die ersten beiden Taten waren schon schlimm, als technische Geräte und Spenden gestohlen wurden, aber dieser jüngste Vorfall ist besonders heftig. Die Täter kannten offenbar keine Skrupel und räumten die Kirche komplett leer. Viele Heiligtümer wurden gestohlen. „Der Wert geht in die Zehntausende“, sagt Pater David Ringel von der Pfarrei Liebfrauen.
Bochum: Dritter Einbruch in Kirche – warum es diesmal besonders heftig war
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Die Tatzeit kann nach Angaben der Polizei auf Donnerstag, 11. November, 17 Uhr, bis Freitag, 12. November, 10 Uhr eingegrenzt werden. Im Vergleich zu den ersten beiden Einbrüchen Mitte Oktober, als die Türen der Marien-Kirche aufgebrochen wurden, gingen die Täter diesmal anders vor. Sie kannten sich offenbar aus. Das lässt sich zumindest aus den Schilderungen von Pater David Ringel ableiten.
„Sie sind zuerst ins Gemeindehaus eingedrungen und – offenbar durch Kenntnis – zu dem Schlüssel gelangt, mit dem sich der Tresor öffnen lässt, in dem alle Schlüssel der Gemeinde hängen“, berichtet das Oberhaupt der Pfarrei Liebfrauen in Bochum- Ost und -Nord, zu der auch St. Marien zählt. „Mit dem passenden Schlüsselbund sind sie dann zur Marien-Kirche, haben sich überall Zugang verschafft und wahrscheinlich in aller Ruhe die Kirche leergeräumt.“
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Denn es fehlt nun alles, was irgendwie von Wert zu sein schien, so Pater David. „Jedes sakrale Gefäß wurde gestohlen, selbst die Ölgefäße für Taufe und Krankensalbung, alles. Die sind sogar bis ins Archiv hoch.“
Die Täter schreckten auch nicht vor dem Allerheiligsten der katholischen Kirche zurück. „Die kostbare Monstranz, die aus den Jahren 1880/90 stammen dürfte, ist weg, ebenso der Primizkelch, den Pastor Michael Kemper zur Weihe erhalten hat“, sagt Pater David, „und, das Grottigste von allem: Sie haben den Tabernakel geöffnet und die geweihten Hostien geklaut. Sie haben also den Herrn mitgenommen. Die Eucharistie zu entführen – das ist ganz mies.“
Polizei bittet um Hilfe
Pater David Ringel fragt sich angesichts der Kirchen-Einbruchserie im Bochumer Osten, „wie es um die öffentliche Sicherheit bestellt ist“. „Und was ist denn mit der Polizei?“ Diese zeige in solchen Fällen definitiv mehr Präsenz, versichert Polizeisprecher Jens Artschwager. „Gerade bei Wiederholungen sind uniformierte und zivile Kräfte vor Ort vermehrt im Einsatz.“Auch jetzt habe die Kripo natürlich die Arbeit wieder aufgenommen. „Es gibt aber noch keine Hinweise auf Täter“, sagt Artschwager. Mögliche Zeugen und Hinweisgeber werden gebeten, sich mit der Kriminalwache unter Tel. 0234/ 909 -4441 in Verbindung zu setzen.
Für Pater David sieht das Ganze nach professionellem Sakral- und Kunstraub aus. „Für mich waren das Profis, die irgendwie herausbekommen haben, wo wir den einen Schlüssel verstecken.“ Er hofft, dass die Kriminellen keine Freude mit ihren „Errungenschaften“ haben werden: „Wir haben von allen Gegenständen Fotos, wenn sie die bei Ebay verkaufen wollen, dürfte man sie überführen können. Wir können nur hoffen und appellieren, dass die Dinge nicht eingeschmolzen und zum Goldwert vertickt werden. Das wäre fatal. Der Kunstwert und die ideelle Bedeutung sind durch nichts zu ersetzen.“
Bis dahin aber steht die katholische Gemeinde ohne sakrales Equipment da. Der Gottesdienst am Sonntag soll jedoch stattfinden. „Ich habe den Bischof angesimst und gefragt, ob das überhaupt geht. Wir haben uns dann für ,Ja’ entschieden“, sagt Pater David, der in der Messe nun erstmal damit beschäftigt sein wird, den Tabernakel zu segnen. „Ansonsten werden wir das, was fehlt, aus anderen Kirchen borgen.“
Bochum: Pater warnt andere Gemeinden vor Einbrüchen
David Ringel will zugleich andere Gemeinde vor dem warnen, was im Bochumer Osten gerade vor sich geht. Denn es ist ja nicht allein die St.-Marien-Gemeinde in Langendreer nun schon zum vierten Mal betroffen – im Februar war das Gemeindebüro verwüstet worden. Zwei Mal wurde zudem beim Verein „LutherLAB“, der in der benachbarten und seit 2012 entwidmeten Lutherkirche residiert, eingebrochen. „Und in Herz-Jesu in Werne wurde es kürzlich auch versucht. Doch das Tor hat dem Kuhfuß, der offenbar eingesetzt wurde, standgehalten.“ (mit dpa)