Bochum-Langendreer. Rot-Grün im Stadtrat von Bochum will das Aus fürs Freibad Langendreer besiegeln. Vor Ort sorgt das für Zoff in der Koalition. Die Hintergründe.
Wenn es keine Überraschung gibt, wird in der Sitzung des Stadtrats von Bochum am Donnerstagnachmittag, 11. November, das Aus für das Freibad in Bochum-Langendreer besiegelt. Dieses fordern SPD und Grüne in einem Antrag zum aktuellen Bäderkonzept für Bochum. Der Beschluss der Rats-Koalition stürzt das rot-grüne Bündnis in der Bezirksvertretung Bochum-Ost in eine Krise.
Bochum: Wie geht es weiter nach dem Freibad-Aus für Langendreer? SPD und Grüne uneins
Zur Erinnerung: Der Antrag von SPD und Grünen im Rat sieht vor, dass alle Bäderstandorte und die Hallenbäder erhalten bleiben – auch das in Höntrop, das neu gebaut werden soll. Dafür will die Koalition dort und in Langendreer (Ostbad) auf den Freibadbereich verzichten. Das Hallenbad in Langendreer soll modernisiert, der Außenbereich zu einer Sport- und Freizeitanlage mit Schwerpunkt Wasser umgestaltet werden.
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Angesichts des bevorstehenden Ratsbeschluss sind Die Grünen im Bochumer Osten auf ihre Ratsvertreter nicht gut zu sprechen – auf ihren politischen Partner aber auch nicht. „Wir hatten gedacht, dass wir mit der SPD weiter an einem Strang ziehen“, macht der Fraktionsvorsitzende Detlef Kühlborn seinem Ärger Luft. Gemeinsam hatten SPD und Grüne in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung am 6. Oktober klar gemacht, dass sie vom aktuellen Konzept für die Bochumer Bäderlandschaft nichts halten, eine Schließung des Ostbad-Freibadbereichs ablehnen und generell eine Bürgerbeteiligung wünschen.
Diese soll nun kommen, allerdings nicht zum Bäderkonzept, sondern ausschließlich zur Neugestaltung des Außenbereichs am Ostbad. „Was nützt eine Bürgerbeteiligung, wenn die eigentliche Entscheidung, ob das Freibad erhalten bleibt, gar nicht mehr in Frage gestellt werden kann? Das ist dann eher die Parodie einer Bürgerbeteiligung“, findet Detlef Kühlborn.
Bochum: SPD und Grüne reagieren unterschiedlich auf Freibad-Aus für Langendreer
Grüne und SPD gehen nun unterschiedlich mit dem Ratsbeschluss um. Das fängt schon damit an, dass beide Parteien jede für sich eine eigene Stellungnahme verfasst haben. Für gewöhnlich gibt es im Bochumer Osten von Rot-Grün stets gemeinsame Erklärungen und Anträge.
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„Wir haben unseren Standpunkt nicht verändert“, stellt Detlef Kühlborn für seine Partei klar. Man appelliere weiter an den Rat, den Freibadbereich in Langendreer zu erhalten. Das habe man sich auch von der SPD gewünscht. Zu einer gemeinsamen Positionierung sei es aber leider nicht gekommen, „weil wir unterschiedlicher Meinung sind“. Kühlborn kritisiert, dass die SPD „die Gemeinsamkeit aufgegeben“ habe.
Engagement der Bürger gefordert
Mit dem Bäderkonzept wollen die Wasserwelten „die Grundlage für eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung und Attraktivierung der Bochumer Bäderlandschaft schaffen“. Dafür wurden 14 Szenarien erarbeitet. Je nach Szenario sind Investitionen in Höhe von 23 bis 83 Millionen Euro in die Bochumer Bäder geplant.
Detlef Kühlborn von den Grünen im Bochumer Osten findet wichtig, „dass nun auch die Bürger ihre Meinung kundtun“. Und sei es über das Bilden einer Bürgerinitiative und das Sammeln von Unterschriften. Als positives Beispiel nennt er das Werner Feld. Dieses habe nicht zuletzt auch durch bürgerschaftliches Engagement erhalten bleiben können.
Das sieht Dirk Meyer, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung Ost, anders. „Wir liegen nur in einem Punkt weit auseinander – wie es weitergehen soll.“ Auch die SPD finde das Bäderkonzept weiterhin nicht durchdacht und stehe hinter den Beschlüssen der Bezirksvertretung. „Doch leider konnten wir uns auf Ratsebene nicht durchsetzen.“ Von daher ist Meyer froh, zumindest erreicht zu haben, dass das Freibad bis zum Umbau in Betrieb bleiben soll. Und dass die Bürger zumindest an der Umgestaltung der Außenfläche beteiligt werden sollen.
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Meyer hofft nicht, dass diese Unstimmigkeit die Koalition auf Bezirksebene vor Probleme stellt. „Ich bin sicher, wir raufen uns wieder zusammen und machen so weiter wie bisher.“
Zoff um Freibad-Aus in Bochum: Grüne sprechen von Krise
Doch bei den Grünen sitzt der Stachel tief. „Das ist schon eine Krise, in der wir uns befinden“, stellt Detlef Kühlborn klar. „Ich hoffe, wir kommen da durch. Es wäre schade, wenn es wegen dieser Sache den Bach herunter geht.“ Denn die Zusammenarbeit mit der SPD sei generell eine sehr gute und vertrauensvolle, betont Kühlborn, der nun auf das persönliche Gespräch setzt: „Wir haben nächsten Mittwoch wieder Koalitionssitzung. Die sollten wir nutzen, um uns auszusprechen.“