Nord/Ost. . Seit einer Woche ist David Ringel neuer Pfarrer der Pfarrei Liebfrauen im Nordosten. Im Interview spricht der 53-Jährige über sich und seine Ziele.

Es ist gar nicht so leicht, einen Gesprächstermin mit Pater David Ringel zu bekommen. Der neue Pfarrer der Pfarrei Liebfrauen, seit gerade einmal einer Woche im Amt, eilt derzeit von Sitzung zu Sitzung. Um sich einen Überblick zu verschaffen, vor allem aber, um die Menschen, mit denen er es jetzt zu tun hat, kennenzulernen. Denn der Mensch spielt in seinem Schaffen eine wichtige Rolle, wie er im Interview mit der WAZ verrät.

Pater David, wie ist es Ihnen in den ersten Tagen ergangen?

David Ringel: Hier herrscht ein enormes Gremiengeschehen mit vielen Sitzungen, was mich schon ein bisschen stört. Denn ich möchte gerne nah ran ans eigentliche Kirchenvolk. Aber die Pfarrei Liebfrauen ist halt eine große Kiste, da geht das nicht anders.

Was steht für Sie bei Ihrer Arbeit im Vordergrund?

Die Seelsorge am Menschen. Deshalb möchte ich auch in erster Linie dort sein, wo Leute sind: In Kirchen-Cafés, Frauenkreisen, bei Gemeindefesten. Denn dort, vor Ort, passiert Seelsorge. Ich werde mich den sechs Gemeinden in der Pfarrei zunächst auf menschlicher Ebenen nähern. Das Geistliche kommt dann später.

Fantasy-Fan, Kinogänger, Schwertsammler

David Ringel tritt die Nachfolge von Bernd Wolharn an, der ins Bistum Essen wechselt. Er ist nun Pastor für die katholische Gemeinde Altenbochum-Laer und Pfarrer der Pfarrei Liebfrauen. Nennen sollen ihn die Menschen einfach Pater David.

Er mag Fantasy-Romane und Filme à la „Herr der Ringe“. Der leidenschaftliche Kinogänger sammelt Schwerter, kann sie nur noch nicht an die Wände hängen. Denn noch wohnt im Pfarrhaus Altenbochum sein Vorgänger Bernd Wolharn.

Wie wichtig ist Ihnen der Nachwuchs?

Sehr wichtig. Kinder und junge Familien sind schließlich unsere Zukunft. Ich bin generell aber für eine durchmischte Gemeinde. In den Gottesdiensten sollen sich alle wiederfinden.

Sie waren zuletzt zwölf Jahre als Pfarrer und Dechant im Erzbistum Wien tätig. Eine vergleichbare Aufgabe wie hier im Bochumer Nordosten?

Im Großen und Ganzen schon. Der größte Unterschied besteht in der Art der Verwaltung. In Österreich geht alles übers Internet, hier hingegen gibt es noch sehr viel Papier. Da sind uns unsere Nachbarn weit voraus.

Der technische Rückstand kann ja unter Ihnen aufgeholt werden.

(lacht) Nein, da habe ich zunächst eine ganze Menge anderer Dinge zu tun.

Sie sprechen das Pfarreientwicklungskonzept an, das Ende 2017 vorliegen soll.

Genau. Ein Teil des Prozesses ist passiert, den nächsten Teil werde ich mitgestalten. Ähnliches habe ich in Österreich auch schon gemacht. Wir haben den Auftrag des Bischofs und müssen nun schauen, seine Wünsche zu erfüllen. Ob sie realistisch sind, kann ich nicht sagen. Wir werden versuchen, mit den Menschen in der Pfarrei dieses Ding zu bauen. Das wird höchstwahrscheinlich nur in kleinen Schritten gehen. Doch letztlich können sich die Gremien noch so viel einfallen lassen. Wenn es die Leute nicht fressen, kann man es vergessen.

Sie haben als Kind ein paar Jahre in Harpen gewohnt, waren vor Wien im Kloster Stiepel. Was hat Sie dazu bewogen, zurück nach Bochum zu kommen?

Ich hatte mich ursprünglich auf die freie Stelle im Kloster beworben. Doch die Pfarrei St. Marien in Stiepel ist recht klein. Da ich weiß, wie es ist, in einer großen Pfarrei zu arbeiten, hat mich der Bischof gebeten, die Pfarrei Liebfrauen zu übernehmen. Dass ich mit Mentalität und Sprache klarkomme, kam hinzu. Ich bin es gewohnt, Klartext zu reden, wie das hier so üblich ist. Ausschlaggebend war aber schließlich die Nähe zu meinen Eltern, die bei Solingen wohnen. Sie sind beide um die 80. Und sollte etwas passieren, bin ich schnell bei ihnen.

Wann war Ihnen klar, dass Sie Priester werden wollen?

Mit 13. Kirche hat mich schon im Kindergartenalter interessiert. Bei Gottesdiensten in Heilig Geist Harpen wollte ich immer weit vorne sein, um alles mitzukriegen. Meine Familie war aber nicht super-fromm. Ganz normal halt.