Bochum. 102 Jahre alt ist das älteste Sportgeschäft in NRW. Sport Koch ist weit über Bochum hinaus bekannt. Jetzt läuft das Insolvenzverfahren.
Das älteste Sportfachgeschäft in Nordrhein-Westfalen ist insolvent. Bei Sport Koch, vor 102 Jahren in Bochum gegründet, hat zumindest bis auf Weiteres ein Insolvenzverwalter das Sagen.
„Es ist eine schwierige Zeit“, bestätigt Inhaber Michael Koch. Er führt das Traditionsgeschäft in dritter Generation. 1919 hat es sein Großvater Karl Koch als gerade einmal 19-Jähriger an der Herner Straße gegründet. Dessen Sohn Karl Koch jun. führte es später fort.
Ladenlokal im Bochumer Rathaus
Bekannt geworden über die Grenzen Bochums hinaus ist es nicht zuletzt dadurch, dass das Ladenlokal in den 1990er Jahren im Bochumer Rathaus an der Hans-Böckler-Straße und damit ein echter Hingucker war. 2005 zog es zur Kortumstraße 112, drei Jahre später dann weiter zur Hausnummer 122.
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Rechtsanwalt hat 2016 Wollschläger abgewickelt
Nun ist Sport Koch zahlungsunfähig. Rechtsanwalt Dirk Andres ist als Insolvenzverwalter eingesetzt. Er hat u. a. das Insolvenzverfahren gegen das Bochumer Maschinenhandelshaus Wollschläger 2016 abgewickelt. Nach Angaben seines Sprechers prüft Andres aktuell den Verkauf der Vermögenswerte und die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs, der seit Insolvenzeröffnung eingestellt ist. Mitarbeiter seien nicht mehr betroffen. „Zuletzt wurde das Unternehmen durch den geschäftsführenden Gesellschafter ohne angestellte Beschäftigte betrieben“, heißt es.
Michael Koch hofft auf eine Zukunft für sein Sportgeschäft. Der Insolvenzverwalter und ich arbeiten an einer Lösung“, sagt er auf Anfrage der WAZ. Als Ursache für die prekäre Lage nennt er vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Alle Läden sind dicht. Es gab keine Geschäfte, nullkommanull. Jedenfalls bei mir nicht.“
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Spezialisierung auf Nischen
Ein Grund für die wirtschaftliche Schieflage könnte auch die Spezialisierung sein. „Ski, Tennis, Running“ steht auf dem großen Schild über der Einkaufstür an der Kortumstraße. Zumindest das Geschäft mit Ski-Artikeln dürfte im vergangenen Winter keinen nennenswerten Umfang gehabt haben. „Mit Ski, Tennis und Wandern samt individuellem Service haben wir wichtige Nischen gesichert“, hatte der Geschäftsführer 2017 gegenüber der WAZ gesagt. Und: Jeder Kunde sei überlebenswichtig.
Auch die Lage am unteren Ende der Kortumstraße könnte eine Rolle gespielt haben. Viel Laufkundschaft wird sich dort nicht verirrt haben.
Gläubiger hat 2020 Insolvenzverfahren beantragt
Wer nun dort vorbei geht, der sieht im Schaufenster ein großes Banner. „Räumungsverkauf 70 Prozent“ steht dort. Schnäppchen gibt es zumindest bis auf Weiteres aber nicht. „Das Banner ist alt“; so der Geschäftsinhaber. „Wir haben geschlossen.“
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Auslöser für das Insolvenzverfahren ist laut Gericht der Antrag eines Gläubigers, der bereits im September 2020 einen Insolvenzantrag gestellt hat.